equinoxx schrieb:Und wie sieht es mit der Sicherheit des Angeklagten aus? Könnte die Verteidigung des Angeklagten dahingehend argumentieren, dass es potenziell lebensgefährlich ist, über diese Brücke zu gehen? Nicht nur, dass es sich um einen relativ schmalen Steg in veritabler Höhe handelt, die Brücke soll auch stellenweise morsch sein. Letzteres könnte man mit einigen Maßnahmen vielleicht ändern … aber unter veränderten Bedingungen wäre ja dann auch kein authentischer Vergleich mehr möglich.
Argumentieren kann man immer. Es kommt darauf an, was der Richter dann davon hält. Soo lebensgefährlich scheint die Brücke nun auch wieder nicht zu sein.
cododerdritte schrieb:Ich denke eher, dass man das nur aus deutscher Sicht so beurteilt. Hier in Deutschland fahren die Transporter mit den Angeklagten möglichst in den Innenhof des Gerichtsgebäudes, dass sie dann über die Hintertür betreten. Im Gerichtssaal dürfen sie sich Aktendeckel oder Kapuzen vors Gesicht ziehen.
In den USA gehört das ganze aber eher zum Grundsatz der Transparenz und des öffentlichen Auftrags der Medien als Beobachter und Überwacher der Behörden und der Staatsorgane. Wenn so ein Angeklagter vor aller Augen in den Gerichtssaal gebracht wird, kann ihn keiner der Polizisten treten, schlagen, foltern etc.
Es ist einfach ein ganz anderes Grundverständnis von Transparenz des Justizwesens gegenüber der Bevölkerung, durchaus auch zu Gunsten des Angeklagten.
Richtig, das hast Du gut erkannt. Tatsächlich geht es hauptsächlich darum, wenn der Presse hier mehr Freiheiten eingeräumt werden als in Europa üblich.
cododerdritte schrieb:Nun ja, aber ein Spartensender kann sich das eher und auch öfter leisten als die Ermittler in einem solchen High-Profile-Fall. In dem Moment, in dem er sie sensationelle Berechnung raushaut, gibt es Quote und wenn in einem halben Jahr oder noch später die Gutachter vor Gericht darlegen, dass BG laut den Berechnungen auf Grundlage des Videomaterials genau BG 5.4 ft groß ist, wird keiner kommen und sagen "Aber Moment mal, bei Court TV hat doch der "Experte" was ganz anderes gesagt!"
Insofern tendiere ich dazu anzunehmen, dass die Ermittler sorgfältig gearbeitet haben und nicht so einen dicken Fehler übersehen haben.
Auch das ist richtig. Court TV kämpft sehr um Quote, denn die frühere Popularität des Senders ist schon lange vorbei. Und wirkliche "Experten" haben sowieso selten Zeit für Auftritte im Fernsehen.
Höhenburg schrieb:Ich denke, unser ansässiger Experte @Rick_Blaine wird mir zumindest teilweise rechtgeben, wenn ich sage, daß Du dir vor Gericht bei einem solchen Fall für "in der Nähe gewesen" nicht viel kaufen kannst, wenn es ansonsten hapert. Allen hat freiwillig zugegeben, dort gewesen zu sein und auch solche Kleidung getragen zu haben. Er hat sie nicht weggeworfen, selbst als die Beschreibung von Bridge Guy überall bekannt war. Sollte an der Jacke nichts zu finden sein, geht das als Plushäkchen für die Verteidigung heim.
Wir müssen abwarten, was an Beweisen noch aufgefahren wird. Im für die Anklage schlechtesten Fall, die Hausdurchsuchung und die untersuchten Gegenstände bringen nichts Neues zutage, wird es nämlich interessant. Dann hängt alles an der Patrone und wie gut die Zuordnung ist.
Na ja, eine Jury wird schon vom "in der Nähe sein" beeindruckt sein, als Verteidiger startest du hier in einer ungünstigen Position, wenn du erklären musst, welche "harmlosen" Gründe es dafür gibt. Und dann noch die Patrone und so weiter... eine sehr ungünstige Startposition.
Dieser hier diskutierte Grössenvergleich könnte daher, wenn er für die Verteidigung positiv ausfällt, sehr viel Wert sein. Mehr als für die Staatsanwaltschaft. Nur ob die Gutachter wirklich einen solchen Grössenunterschied zwischen dem echten Angeklagten und dem Video-Mann belegen können, wissen wir freilich nicht.
OpLibelle schrieb:Rick_Blaine schrieb:
er könnte dazu gezwungen werden, zu Vergleichszwecken auf der Brücke einherzugehen.
Wie?
Na, ja, man wird in nicht an allen Vieren auf die Brücke zerren, aber wie eben schon gesagt: die ganze Sache erscheint mir eher nützlich für die Verteidigung. Wenn diese berechtigte Hoffnung hat, dass die beiden hier diskutierten Menschen nicht die gleiche Grösse haben, wird sie sicherlich ein entsprechendes Gutachten anfordern, und dann macht er freilich freiwillig mit.
Man wird sehen. Mir fällt da immer nur Johnnie Cochrans legendärer Spruch ein: "If it doesn't fit you must acquit!" (Wenn er nicht passt, müssen Sie freisprechen).