Helen559 schrieb:Und was ist, wenn die ganze Geschichte der Anwälte stimmt, einschließlich der Vorwürfe der Vertuschung gegen ihn?
Was für Konsequenzen hätte das für ihn?
Das steht ja aber auf einem anderen Blatt; Rechtssprechung funktioniert ja nicht so, dass man eine Verfehlung der einen Seite mit einer der anderen Seite aufrechnet. Baldwin und Rozzi können ja einerseits Fehler gemacht haben, und trotzdem können Punkte aus dem Memorandum zutreffend sein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun und wenn sie sich in dieser Sache wegen der Leaks verantworten müssen, bedeutet das ja nicht, dass das Memorandum im Papierkorb landet. Due darin aufgeführten Punkte werden sicher - zumindest zum Teil- in den Prozess eingehen.
Aber hast Du mal nachgelesen, worum es in McLelands Antrag konkret geht? Wenn es stimmt was da drin steht, dann ist das schon sehr harter Tobak und insbesondere Baldwin ist dann mehr als fahrlässig mit den Infos umgegangen!
Zum einen geht es um eine Presseerklärung aus Dezember 2022.
McLeland hatte am 22. November 22 beantragt, dass das Gericht eine GagOrder erlassen soll. In einer In- Chamber- Besprechung hatten Rozzi und Baldwin das für unnötig erklärt, da sie nicht due Absicht hätten, sich öffentlich zu dem Fall zu äußern.
Als nächstes haben sie dann am 1. Dezember eine Presseerklärung rausgegeben, in der sie sich detailliert zu einzelnen Beweisen geäußert haben und gesagt haben, RA sei unschuldig.
Der zweite und in meinen Augen wichtigere Punkt sind die leaks und der Umgang damit. Beim ersten Leak hat Baldwin versehentlich eine Liste mit Beweisen und den Namen der Jugendlichen Zeugen per Mail an eine falsche Person, wohl einen anderen Mandanten, geschickt. Als er das gemerkt hat, hat er der Person gesagt, er solle die Infis löschen, mehr nicht. Er hätte aber das Gericht informieren müssen, daß ein Fehler passiert ist und er hätte sicherstellen müssen, dass die Daten wirklich gelöscht wurden. Sie wurden nicht gelöscht, sondern sind ein halbes Jahr später im Internet aufgetaucht...
Beim Westermann-Leak haben Baldwin und Rozzi immer gesagt, der Typ sei eines Tages in Baldwin Kanzleo vorbeigeschaut, habe unbeaufsichtigt in dem Konferenzraum gesessen, in dem die Akten zu dem Fall aufbewahrt wurden und habe dabei heimlich die Tatortfotos abfotografiert. Er habe also Baldwin hintergangen und die Bilder heimlich gestohlen. Das hat Westernann auch so in einer eidesstattliche Erklärung bestätigt.
Tatsächlich haben die Ermittlungen, insbesondere due Analyse von Daten auf Westermanns Computer und seiner iCloud aber ergeben, dass Baldwin regelmäßig Details zu dem Fall mit Westermann ausführlich versprochen hat und ihm u.a. das Memorandum zum Korrekturlesen überlassen hat (bitte bedenken: das Originalmemorandum enthält im Anhang jede Menge Tatortfotos!!!)
McLeland argumentiert hier, dass es also nicht, wie von Baldwin und Rozzi eingeräumt um ein punktuelles Leak geht, das durch BaldwinsFahrlässigkeit entstanden ist, weil er von einem Freund hintergangen wurde. Sondern dass es praktisch einen bewussten und aktiven kontinuierlichen Strom an Informationen an Westermann gab. Sicher wollte Baldwin die Daten nicht absichtlich leaken, er wird auf Westermanns Integrität vertraut haben.
Aber Westermann war kein offiziell mit dem Fall betrauter Mitarbeiter von Baldwin, sondern eine aussenstehende dritte Person, womit er wegen der Gag Order keinerlei Infos hätte bekommen dürfen.
Und Baldwin und Rozzi haben offenbar die Richterin belogen, als sie due Story von dem einmaligen Bilderklau erzählt haben. Laut den polizeilichen Ermittlungen stellt sich die Sache komplett anders dar...
Das sind nun nicht gerade Peanuts. Zum einen hat sich eine Person in direktem Zusammenhang mit dem Leak das Leben genommen. Zum anderen sind die Ermittlungsbehörden durch die Opferfamilien informiert worden, dass Tatortbilder im Netz kursieren, was für die Angehörigen wohl sehr traumatisierend war. Zum dritten ist so ein Leak eben auch ein möglicher späterer Revisionsgrund und kann dazu führen, dass der Prozess wiederholt werden muss.
Und Rozzi und Baldwin haben sich eben nicht bemüht, den entstandenen Schaden zu begrenzen, indem sie bei der Aufklärung geholfen haben, sondern haben offenbar versucht, das ganze kleinzureden und zu vertuschen.
Übergangs hat Baldwins Anwalt Hennessey damals vorgeschlagen, dass Baldwin und Rozzi für die Leaks vpm Gericht sanktioniert werden sollten. Das ist aber nicht erfolgt, weil sie ja dann vom Mandat "zurückgetreten" sind. Nachdem sie jetzt wieder eingesetzt wurden, fordert McLeland diese Sanktionen ein.