darkstar69 schrieb:Welches sind denn für Dich die guten Medienberichte, die alle Seiten von KWW gut herausbringen und die Vermutungen und Verdachtsmomente richtig darstellen?
Zunächst geht es mir nicht darum, dass ein Medienbericht m.A.n. erst dann als gut zu bewerten ist, wenn er "alle Seiten" eines Tatverdächtigen, in diesem Fall Kurt Werner Wichmann, "gut" darstellt, obwohl sich investigativer Journalismus bspw. gerade dadurch auszeichnet, dass es eben keine einseitige Berichterstattung gibt.
Nun ist es vielen Redakteuren aber aus Zeit- und Platzmangel (Recherchezeit und Darstellungsfläche) nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich für ihre Artikel tiefer gehender zu recherchieren. So werden manche Informationen, die bei der Erstellung des Artikels fehlen durch Eigeninterpretationen ergänzt, frei formuliert oder entsprechend anders dargestellt. Das ist in vielen Fällen auch weitestgehend undramatisch, wenn es um unwesentliche Inhalte geht, die dem "normalen" Leser ggf. keine wirklich falschen Informationen liefern.
Ich erinnere mich an einen Drehtermin mit dem NDR im Göhrde-Fall, wo die Redakteurin einige Fragen in Interview-Form stellte, aber vergaß sich bei einigen Antworten die erforderlichen Notizen für ihre späteren Intros zu machen. Später im Studio beim Schnitt konnte sie sich dann nicht mehr daran erinnern, wo die Beerensammler herkamen, die das erste Opferpaar fanden. Da sie mich telefonisch nicht erreichen konnte, nahm sie "Bremen", weil sie meinte sich daran erinnern zu können. Sie kamen aber aus Hamburg. Dem "normalen" Zuschauer, also all denen, die sich nicht tiefer gehend mit dem Fall beschäftigen, wird das wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen sein. Hier im Göhrde-Thread hat das jedoch zu einem Riesen-Aufschrei geführt! Plötzlich stand fest, dass "Bremen" richtig war und nicht "Hamburg", was natürlich falsch war, weil es sich lediglich um einen kleinen Recherchefehler gehandelt hatte.
In einem solchen Fall ist quasi nichts wirklich Kritisches passiert.
Wenn jedoch bei Kurt Werner Wichmann der im Garten vergrabene Ford-Probe von einigen Medien als klassischer Versicherungsbetrug zur eigenen finanziellen Bereicherung dargestellt wird, ist das nicht nur falsch, es ist vor allem schlecht recherchiert, da bekannt war, dass es sich um ein Leasingfahrzeug handelte, das allenfalls den Leasinggeber finanziell entschädigt, jedoch niemals den Leasingnehmer.
Es gibt noch mehr dieser Recherchedefizite, das ist nur ein Beispiel, aber es führt mich zurück zu Deiner Frage, also welches für mich die guten Medienberichte sind? In Sachen Kurt Werner Wichmann habe ich a.m.E. heraus noch keinen lesen dürfen.
Vielleicht noch ein weiteres, anders gelagertes Beispiel. Stellen wir uns vor wir hätten Kontakt zu dem Ehepaar, das im Souterrain des elterlichen Wohnhauses von Kurt Werner Wichmann in den 60igern lebte und deren Frau schlafend von dem damals jugendlichen Kurt Werner Wichmann angegriffen wurde. Wenn dieses Ehepaar nun von dem eigentlichen Vorfall, der späteren Gerichtsverhandlung usw. berichten würde, wie groß wäre die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Informationen, also von Zeitzeugen, nicht mit denen der Medien decken?
darkstar69 schrieb:KWW war sicherlich auch ein sehr netter und freundlicher Mann. Er konnte sicherlich die Menschen für sich einnehmen und war sehr gesellig und angenehm. Er war sehr auf seine Außenwirkung bedacht und wollte auch, dass er gemocht wird. Er war aber auch sein sehr persönlichkeitsgestörter, egozentrischer, narzisstischer und kranker Mann, der manipulierte und Menschen für sich nutzte und einverleibte. Er machte sie hörig und band sie an sich. Er machte sie zu Fürsprechern und Gehilfen. Er war ebenso auch ein sehr böser Mann. Er war ein Vergewaltiger und Würger und Entführer. Er war sehr bedrohlich. Er war ein Einbrecher und führte sehr viele kriminelle Geschäfte durch, z.B. auch mit (Deinem) Hr Rudloff (der dann in die KWW-Rolle schlüpfte und sowohl Haus und Hof wie auch Weib übernahm und auch nichts Wesentliches änderte). Er war ein Tierquäler, Waffennarr, gewaltbereiter Täter, eine männliche Hure, Nazi, und noch viel mehr. Er konnte nicht mit Geld umgehen, war ein Lebemann, war ein Gigolo, der sich aushalten ließ. Dann hatte er spezielle sexuelle Präferenzen. Er war also sehr facettenreich. Er war ein toller Kumpel, ein Partyheld, ein Sympath und auch ein Manipulator und Verbrecher und Vergewaltiger und Chaot und er war ziemlich krank. Er war also beides, ein toller Kerl und ein Riesenarschloch. Und dazu muss man nicht die Medienberichte zu den vermuteten Taten sehen sondern nur die bekannten Fakten drumrum. und wer das nicht sieht ist verblendet und wer das nicht sehen möchte, ist ziemlich unreflektiert und manipuliert.
Dein letzter Satz ist interessant. M.E. ist gerade derjenige verblendet (im Sinne von nicht näher hinsehen) und handelt unreflektiert, der sich von den Medien in diese Richtung der "bekannten Fakten" steuern oder manipulieren lässt. Einige Punkte sind bestimmt zutreffend, das steht außer Frage, aber es gibt kaum etwas Schlimmeres als Halbwahrheiten.
Eins der großen Probleme besteht darin, dass noch viel zu wenig zu der Person Kurt Werner Wichmann bekannt ist oder fundiert recherchiert wurde und der Einflusskreis weiterer Personen möglicherweise erheblich höher sein könnte, als man das bisher vermutet hat.