Nach der Lektüre von dem sehr langen Artikel hier...
http://www.thedailybeast.com/articles/2016/08/21/the-lost-girls-of-panama-the-full-story.html (Archiv-Version vom 23.10.2016)... muss man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem Verirren ausgehen. Alle Anzeichen gehen in die Richtung. Das einzig Komische, was überhaupt auf einen eventuellen Mordfall hindeuten könnte, ist der Fakt, dass die Person, die vom Plan der Mädels wusste und die dann auch einige der Knochen fand, ein und derselbe Rancher bzw. im Nebenberuf Tour Guide war. Andererseits sind halt nach Auffinden des Rucksacks sehr viele Ortskundige auf Suche nach weiteren Überresten gegangen und daher ist das auch nicht sooo ungewöhnlich.
Aber die an Sicherheit grenzende Version ist eher die: Die Mädels wandern gegen 10:00 Uhr morgens los und kommen gut in der Zeit gegen 13:00 am Ende des Trails oben an (an der Kontinentalgrenze). Da sie die Abenteuer- und Erkundungslust gepackt hat und sie noch jede Menge Zeit haben, beschließen sie dem Pfad noch ein wenig weiter zu folgen, d.h. auf der anderen Seite der Kontinentalgrenze wieder abzusteigen.
Hierin lag der letztlich tödliche Fehler, denn das Gewirr von Pfaden und Bachläufen auf der Boquete abgewandten Seite soll hier so unübersichtlich sein, dass selbst Einheimische sich manchmal verlaufen.
Einige der Bilder, die man hier findet
http://imgur.com/a/ITPQC sollen schon zum Zeitpunkt des Verirrtseins entstanden sein, z.B. das mit dem Untertitel "Picture from the trail the gilrs were following. Exif data shows it was taken shortly before the first 911 call." und die folgenden Bilder, die dann nur noch Kris zeigen. Es wird angenommen, dass die Mädels die Bilder auch deshalb machten, um ggf. zu verhindern, dass sie im Kreis laufen oder um Orte wiedererkennen zu können.
Man sieht auch beim Vergrößern des Bildes, wo Kris sich halb umdreht und in die Kamera schaut, dass Kris im Gegensatz zu früheren Bildern nicht mehr so glücklich aussieht. Auf anderen Bildern sieht man auch, dass sie Matsch recht hoch an der rechten Wade hat und auch am Hinterteil an der Jeans... das Gelände muss also zunehmend weniger begehbar geworden sein.
Am nächsten Tag bzw. die nächsten Tage sind die Mädels vermutlich einem Flusslauf flussabwärts gefolgt in der Hoffnung auf einen größeren Fluss und bewohntes Gebiet zu stoßen. Die Handys wurden gelegentlich eingeschaltet, um den Empfang zu prüfen (dann wüsste man ja man wäre nahe bzw. näher an einer Siedlung), aber dies hatte keinen Erfolg.
Vielleicht haben sie auch manchmal nur die Uhrzeit gecheckt, denn sie konnten ja nie wissen wie spät es ist. Sie haben sich im Grunde sehr clever verhalten und Akku gespart.
An einem der Tage oder in der Nacht, wobei es natürlich sehr unwahrscheinlich ist, dass die nachts unterwegs waren, muss es zu einem Unfall gekommen sein und Kris ist vermutlich abgestürzt bei dem Versuch den Fluss auf einer der in dem Gebiet verbreiteten Kabelbrücken zu überqueren. Diese Brücken sind auch bei Einheimischen berüchtigt für ihre Gefährlichkeit und eine junge Frau, die seit x Tagen nichts Richtiges mehr gegessen hat, ist geschwächt, zumal es dort nachts recht kalt wird durch den Regen und die Mädels hatten ja quasi nichts mit.
Kris ist nun also schwer verletzt oder eventuell sogar tot und Lisanne macht an der Stelle die Fotoserie. Forensiker haben die angeblich schwarzen Bilder aufgehellt und man konnte feststellen, dass die Bilder alle von derselben Stelle tief im Dschungel und nahe eines Flusses gemacht worden sein müssen. Sie machte dabei vermutlich auch das Bild, das Kris' rotblonden Schopf zeigt und wo man erkennen kann, dass das Haar blutverklebt ist an der Schläfenseite.
Lisanne hat also vermutlich die Fotoserie gemacht, um den Ort festzuhalten, wo sie Kris zurücklassen musste, damit man später eventuell mit Hilfskräften dorthin zurückfinden kann. Möglich auch damit sie selbst zurückfindet. Vielleicht hat sie Tages"ausflüge" gemacht und ist zum Einbruch der Dunkelheit immer zu Kris zurückgekehrt.
Die anderen Bilder von dem Fels usw. zeigen Hinweise, die sie wie bei einer Schnitzeljagd hinterlassen oder in einigem Umkreis gestreut hat in der Hoffnung jemand findet die Dinge. Rote Plastiktüte an die Zweige gebunden, Taschentuchreste und sogar eine Art Spiegel (Achtung einige dieser Bilder findet man nur in dem oben verlinkten Artikel bzw. den diesem zugrunde liegenden Einzelartikeln, die aaO auch verlinkt sind). Auch Kris' Short (deren Reißverschluss und Knöpfe übrigens verschlossen waren) wurde wahrscheinlich von Lisanne extra über dem Felsen drapiert, um Spuren zu hinterlassen.
Zu dem Handyprotokoll: Das iPhone gehörte Kris, das Samsung Lisanne. Am 6. April wurde das iPhone erstmals eingeschaltet ohne PIN Eingabe. Dies bedeutet, dass Kris vermutlich zwischen dem 05. April 13:37 Uhr und dem 06. April 10:26 Uhr verunfallt ist und Lisanne die PIN nicht wusste.
Bei ihrem eigenen Handy war am 05. April morgens um 05:00 Uhr nachweislich der Akku leer.
Das iPhone wurde dann erst 6 Tage später am 11.04. das nächste Mal eingeschaltet. Dies wäre erklärbar. Es nutzte Lisanne ja ohne PIN wenig und vielleicht war der Akku nur noch bei ganz wenigen Prozent, so dass sie wusste, dass sie nur noch eine Chance hat und die hat sie sich für zuletzt aufgehoben (Chance = Anschalten und schauen, ob man Empfang hat, denn dann wäre ja eine menschliche Siedlung nicht weit).
Also kurzum:
- Die beiden irren vom 01.04 bis 05.04. durch die Gegend
- Kris verunfallt schwer, sehr wahrscheinlich zwischen dem 05. April 13:37 Uhr und dem 06. April 10:26 Uhr
- Lisanne bleibt zunächst bei ihrer Freundin, die nicht mehr bei Bewusstsein und entweder schwer verletzt oder bereits tot ist
- In der Nacht vom 07. auf 08.04. macht sie die Bilder von der Stelle, wo sie Kris entweder dauerhaft oder für ihre Tagesexkursionen auf der Suche nach Hilfe zurücklässt
- Am 11.04. der letzte Versuch mit Kris' Handy etwas zu erreichen
Sehr wahrscheinlich ist Lisanne dann am/nach dem 11.04. auch verstorben (Entkräftung o.ä.) oder ähnlich wie Kris in dem schwierigen Gelände des steilen Bachlaufs abgestürzt. Die Körper sind dann in den folgenden Wochen den Naturgewalten zum Opfer gefallen. Dies geht im Dschungel und am Wasser ja recht schnell (es war Regenzeit). Irgendwann riss der durch sehr starken Regen angeschwollene Bachlauf den Rucksack mit und schwemmte ihn an der Fundstelle an, wo ihn die Ngobe Frau fand. Bei der weiteren Suche wurden dann die anderen Überreste gefunden.
Das ist alles um ein Vielfaches wahrscheinlicher als die Mordfalltheorien. Am besten den ganzen Artikel bei Daily Beast bzw. für die Bilder die Einzelteile der Reihe nach lesen:
1)
http://www.thedailybeast.com/articles/2016/07/24/death-on-the-serpent-river-how-the-lost-girls-of-panama-disappeared.html (Archiv-Version vom 18.10.2016)2)
http://www.thedailybeast.com/articles/2016/07/30/the-last-man-to-see-the-lost-girls-of-panama-alive.html (Archiv-Version vom 18.10.2016)3)
http://www.thedailybeast.com/articles/2016/08/07/the-lost-girls-of-panama-the-camera-the-jungle-and-the-bones.html