JagBlack schrieb:An eine eingeschränkte Mobilität glaube ich nicht, berücksichtigt man die Entfernung von 800 m vom Entführungsort bis zum Versteck und die mögliche Entdeckung.
Die müssen schon deshalb mobil gewesen sein weil sie ja irgendwie die Kiste zu ihrem Bestimmungsort bringen mussten, die nachweislich schon in fertigem Zustand vergraben wurde. Außerdem bleibt immer noch die Frage ob das Opfer getragen oder teilweise gefahren wurde. Das haben wir aber schon diskutiert.
Das Fahrrad Richtung Weingarten im Wald stehen zu lassen, noch dazu an einen Baum gelehnt war glaube ich nicht optimal. "Optimaler" wäre gewesen es die Böschung zum See hinunterzuwerfen, um es nach einem Unfall aussehen zu lassen, dann hätten sie bis zum ersten Erpresserbrief Zeit gewonnen?
@Heidi71Heidi71 schrieb:Wenn die Deiner Meinung nach richtigen Täter überführt wären, wäre damit auch WM geholfen
Das ginge unter dem Tatbestand "Erpresserische r Menschenraub mit TF" wegen der Verjährung nicht mehr, sehr wohl aber unter "Mord".
Die Zeit spielt eine Schlüsselrolle in der Juristerei. Eine Frist ist eine Frist. Es stimmen alle darin überein, dass diese Tat nicht von einer Einzelperson begangen werden konnte. Verurteilt wurde aber letztendlich nur einer. Wer die anderen waren und wie es mit Alternativtätern aussah, das ging jahrzehntelang unter. 2r2n hat in seinem superben Brief unter anderem das Wort "Verzögerungstaktik" verwendet, was ziemlich genau den Umstand beschreibt warum es in der Frage Mittäter/Tatalternativen nach wie vor traurig aussieht. Da passt die nicht unumstrittene Subsumtion eines zeitlich befristeten Delikts ("Knapp am Mord") ins Bild.
Zum Thema einseitige Ermittlungen:
Im Fall Mümmelmannsberg 1981 war es so dass sich der leitende Ermittler schon frühzeitig auf einen bestimmten Tatverdächtigen festlegte, aufgrund der Aussage einer einzigen Zeugin. Andere Möglichkeiten blieben außen vor. Auch dieser Mann hatte bereits eine kriminelle Vergangenheit. Die Tat konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Seit heuer gibt es ein neues Phantombild. Und das hat keine Ähnlichkeit mit dem seinerzeitigen Verdächtigen.
AnnaKomnene schrieb:Man stelle sich einen Alkoholiker mit einem Spaten und einem Kasten Bier im Wald vor, der die Aufgabe bekommt, ein Loch zu graben
Sofern es um die reine Arbeit ging - ein Loch hätte man ihn schon graben lassen können. Er hatte ja einen Monat Zeit dafür. Das Problem wäre eher gewesen, dass grösste Diskretion über diese Tätigkeit angesagt war. P. wäre als mutmasslich unzuverlässiger Alkoholiker Geheimnisträger 1. Ranges gewesen. Ob M. dieses Risiko in Kauf genommen hätte darf bezweifelt werden.
Andererseits gab es genau diese Konstellation im Fall Erlemann. Dort schien es ein Teil der Mannschaft auch mit dem Alkohol gehabt zu haben, was entsprechende Folgeerscheinungen nach sich zog: Einer kam betrunken zu einer Besprechung, wurde vom Boss verprügelt und forderte im Gegenzug eine Entschädigungssumme. Leichtsinniger gehts es kaum. Noch besser war der andere: Der kam als betrunkener Beobachtungsposten, worauf die Tat verschoben werden musste.
Gruß EK