2r2n schrieb: Zweck deine Wahrscheinlichkeitsrechnung
Letztendlich geht es bei einer Verurteilung immer um Wahrscheinlichkeiten.
100 % DNA völlig klar vom Täter in einem völlig klaren Bild des Tatvorgangs
100 % Die Tat erfolgt vor laufenden Kamera in Gegenwart von mehrern Menschen
100 % Der Täter gesteht die Tat und zeigt, wo er die Leiche versteckt hat und wie es so gekommen ist
100 % Der Fingerabdruck am Messer und das Geständnis des Täters, ein Zeuge sieht den Täter fliehen
Hier bleibt kein Platz für Spekulation. So etwas ist unumstößlich, hat eine uneingeschränkte Überzeugungskraft
Fehlen echte Beweise im Sinne von dem was die "harten Wissenschaften", also DNA, Figerabdruck, Fasern etc. produzieren, so wird es immer schwammiger (geringe Wahrscheinlichkeit). Klar kann man ohne Zweifel jemanden zu lebenslänglich verurteilen, wenn die verschiedenen Puzzle die ein schlüssiges Gesamtbild ergeben mit hohen Wahrscheinlichkeiten hinterlegt werden können.
1.Beispiel: Im Hochhaus passiert ein Mord durch ein Messer. Frau Meier sagt: Es war Herr Huber ein Stockwerk höher. Die Polizei findet Herrn Huber, keine Fingerabdrücke, keine DNA, einfach nichts. Aber ein Messer, irgendein Messer, nicht das Tatmesser. Hier wäre es falsch zu sagen Herr Huber ist der Täter, denn er hat sich zur Tatzeit im Haus aufgehalten, er hat grundsätzlich Messer im Haus und kein Alibi. Denn auf die 20 weiteren Anwohnern trifft das auch zu. Wieso er? Nur weil Frau Meier es gesagt hat? Unwahrscheinlich.
2. Beispiel: Im Hochhaus passiert ein Mord durch ein Messer. Nun ändern wir das Beispiel so ab, das genau das Messer das in die Wunde passt blutverschmiert in der Wohnung von Herrn Huber liegt. Jetzt wird es eng für ihn. Denn das findet man bei den anderen Mitbewohnern nicht. Hoch wahrscheinlich.
3. Beispiel: Im Hochhaus passiert ein Mord durch ein Messer. Man stellt fest es muss vom Schnitt einem bestimmten populären Rostenthal Besteckset entnommen worden sein. Man findet kein passendes Messer. Aber 20 Jahre später kommt die Polizei bei Herrn Huber am anderen Ende der Welt vorbei und findet ein Rosenthal Messer. Nicht wirklich genau das der Serie, aber mit der Hilfskonstruktion könnte es ein Ergänzungskauf sein, da ein anderes Messer kaputt gegangen ist. Gering wahrscheinlich. Sozusagen nicht ausgeschlossen.
Nur bei Beispiel 2 kann man die Wahrscheinlichkeiten des konstruierten Tatvorgangs so hoch rechnen, dass man mit ihr lebenslänglich geben kann.
Mit dieser Methode wird schlicht und einfach verursacht, die vielen persönlichen Störfaktoren wie eigene Gefühle, eigenen Vorurteile, medialer Druck etc. aus der Analyse fernzuhalten. Es ist ein Konzept rational denken zu können. Keine Hetze nur Analyse.
Gesamtbilder zu entwickeln und nach Wahrscheinlichkeiten zu gewichten ist auch ein kreativer Prozess. Die Ergebnisoffenheit spielt eine grosse Rolle. Entscheidend ist das schlüssige Bild mit hoch hinterlegten Wahrscheinlichkeiten.
Diese Vorgehensweise ist nicht verbindlich für den Richter. Denn es obligt allein ihm, mit seiner Erfahrung und Weisheit Recht zu sprechen. Das ist so gesellschaftlich entschieden, das dient der Rechtssicherheit. Damit mal Schluss ist und die Angehörigen des Mordes Ihre Gewissheit und Ruhe finden können. Leider läuft das bei Dir gegenteilig, was vielleicht darin liegt, dass Du zu intelligent bis und ausgerechnet mit dem unumstösslichen Beweis "Tonbandgerät" dem Fall ein Ende gesetzt wurde. Ausgerechnet Tontechnik!
Betrachte das Forum als Fussballspiel. Die meisten hier sind so wie Moderatoren eines Fussballspiels, sie sind immer im Recht, denn sie kommentieren nur etwas was schon geschehen ist. TOR TOR, klar musste es kommen! KEIN TOR KEIN TOR, klar musste es kommen! Das ist ok, hat aber mit Fussballspielen nichts zu tun. Der Ermittler ist der Spieler auf dem Feld. Er schiesst den Ball in das eine Tor oder in das andere Tor oder in gar kein Tor. Er bestimmt das Spiel, er weiß nicht was im nächsten Augenblick kommt, bis ganz zum Schluss. Doch hier im Forum darf nicht aktiv Fussball gespielt werden, dass sagen die Spielregeln. Also keine neuen Täter, keine neuen Thesen etc.
Dummerweise bis Du jetzt nicht nur leidender Angehöriger des Opfers sondern auch noch ein unliebsamer Ermittler geworden, den man (was pietätlos ist) unterstellt wird, einen Mörder zu decken.
Ich wünsche Dir viel Stärke für 2019.