ErwinKöster schrieb:Die Batterie war von der Marke Sonnenschein (haben wir schon im April diskutiert) und hatte an einem Pol eine Kerbe, die von einem Kurzschluss stammt.
So eine Kerbe gibt es nur, wenn es beim Kurzschluss kokelt (Funkenflug). Das haben wir bei hohem Strom und schlechtem Kontakt. Eine Autobatterie ist einige 100 Amper Anlasserstrom gewöhnt. Deshalb dürfte sie auch einen kurzzeitigen Kurzschluss wegstecken.
ErwinKöster schrieb:@robernd hat geschrieben, dass die Batterie nur noch 1/3 der Nennkapazität hatte. Ob das nur vom zweiwöchigen Liegen kommt, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
Vorsicht, die 1/3 Kapazität ist nur eine grobe Schätzung von mir. Die Polizei hat mit 1/1 gerechnet, allerdings ohne das nachzuprüfen. Du hast Recht, vom zweiwöchigen Liegen alleine kommt das sicher nicht. Wenn wir uns die ganze Geschichte ansehen, ist es schon plausibler. So stelle ich mir den Leidensweg der Batterie vor:
- Die Batterie war vor der Entführung nirgends eingebaut.
- Eine Autobatterie sollte man alle 4 Wochen nachladen, weil sie sonst durch Selbstentladung irgendwann leer ist. Nach zwei Monaten wäre das Aufladen wahrscheinlich noch erfolgreich. Das darf man aber nicht oft wiederholen.
- Wenn sie nirgendwo eingebaut war, hat sie vermutlich auch niemand geladen.
- Tiefentladung, also völlig leer, nimmt jede Batterie übel. Moderne Ladegeräte definieren sie sogar als defekt und verweigern jede Aufladung. Gratulation der Batterie-Lobby
;)- Bis zur Entführung war die Batterie über 1/2 Jahr alt, aus meiner Sicht auch nicht gewartet, also völlig entladen.
- Vor der Entführung wurde sie aufgeladen, wie viel Kapazität sie zu der Zeit noch hatte, ist unbekannt.
- Die Lampe in der Kiste war ständig eingeschaltet.
- Nach wenigen Tagen war die Batterie leer.
- Die Lampe wurde aber nicht ausgeschaltet, sondern hat zur Super-Tiefentladung geführt.
Mindestens 1/2 Jahr Tiefentladung am Anfang und später (nach einmaligem Aufladen) erneute Entladung bis zum ultimativen Gehtnichtmehr bekommt jede Batterie kaputt. Der Polizei-Gutachter hat folgenden Fehler gemacht:
Er hat die Brenndauer der Lampe mit 100% Batteriekapazität abgeschätzt. Eigentlich in Ordnung, wenn eine Batterie recht neu ist.
Er hat versäumt, die Batterie erneut aufzuladen und die verbliebene Kapazität zu messen. Stattdessen hat er sie aufgesägt und zerbröselte Bleielektroden vorgefunden.
Jetzt hätte er noch eine neue, baugleiche Batterie beschaffen können und sie der oben beschriebenen Folter unterziehen können. Damit hätte er einen Anhaltspunkt gehabt, wie groß die Kapazität während der Tatzeit war.
Ich gebe zu, dass diese Art von Prüfung lediglich akademische aber keine praktische Bedeutung gehabt hätte.
ErwinKöster schrieb:Vielleicht wurde die Batterie aus diesem Grund auch nicht in ein Auto eingebaut, sondern lag herum - und wurde schließlich als gut genug erachtet, für die Entführung Verwendung zu finden?
Das kann gut sein. Ich nehme aber an, dass die Batterie beschafft wurde, als im Frühjahr 1981 die Tat vorbereitet wurde.
ErwinKöster schrieb:So ein Kurzschluss ist unvermeidlich wenn man zB beim Anschließen die Pole vertauscht und setzt die Lebensdauer der Batterie deutlich herab. ... Ich glaube überhaupt eher, dass die Täter die Batterie aufladen wollten, und - weil Plus und Minuspol verkehrt angebracht sind - durch falschen Anschluss der Ladekabel einen Kurzschluss produziert haben.
Wenn die Batterie irgendwo mit vertauschten Polen angeschlossen ist, gibt es in der Regel keinen Kurzschluss. Eher geht das versorgte Gerät kaputt. Für die Lampe in der Kiste ist es völlig egal, wie sie gepolt ist.
Plus und Minuspol sind deutlich gekennzeichnet. Niemand aber hat im Kopf, welcher Pol links oder rechts ist. Beim Anklemmen eines Ladegeräts achtet man nur auf die Kennzeichnung. Ein Ladegerät liefert nicht viel Strom. Es hätte eine falsch angeschlossene Batterie kaum geschädigt, wenn man es rechtzeitig bemerkt hätte. Eher wäre das Ladegerät abgeraucht, wenn die Batterie noch Ladung gehabt hätte. An einer leeren Batterie allerdings ist ein falsch gepoltes Ladegerät fatal.
Die Pole einer Autobatterie haben unterschiedliche Durchmesser, ebenso die verschraubbaren Anschlussklemmen. Es ist also praktisch nicht möglich, normale Anschlüsse zu vertauschen. Vertauschen geht nur mit Federklemmen.
ErwinKöster schrieb:Weil wir gerade bei den Batterien sind: Weiß eigentlich einer wie lange eine 9V Batterie 1981 für den Betrieb eines Radios gereicht hat? Grund der Frage: In der Kiste waren vier Stück Ersatzbatterien, das er erscheint mir etwas viel für geplante 2-3 Tage Radiobetrieb?
Darüber hatte ich mir auch Gedanken gemacht und aus Erfahrung vorausgesetzt, dass eine kleine 9-V-Batterie in einem Radio nicht lange hält. Mein Gedanke war eher, wie das Mädchen wohl so eine Batterie wechseln sollte. Ich habe meistens Probleme, eine stramm angeknöpfte (Druckknopfkontakte) Batterie mit bloßen Fingern abzuknöpfen. Das mache ich fast immer mit einem Schraubenzieher, mit dem ich zwischen die Kontakte fahre. Das schont Fingernägel und die Kontakte.
Und jetzt zur Betriebszeit: Ohne nachzumessen, ist es schwierig abzuschätzen, wie viel Strom das Radio verbraucht. In den Technischen Daten steht nichts über die Batterielebensdauer. Ich schätze die Betriebszeit mit einer Batterie auf 8 Stunden. Das hängt sehr von der eingestellten Lautstärke ab.
Für Insider: Der Stromverbrauch des im Radio verbauten zentralen Schaltkreises ist für den Ruhezustand mit 18 mA spezifiziert. Hinzu kommen noch einige einzelne Transistoren. Damit wären 20 mA realistisch.
Der Strom für den Lautsprecherbetrieb beträgt schätzungsweise 30 mA (maximal 100 mA). Zusammen also um die 50 mA. Die Kapazität heutiger 9-V-Batterien beträgt um die 500 mAh. Das bedeutet maximal 10 Stunden.
AnnaKomnene schrieb:Die Batterie ist wohl einer der besseren Ansatzpunkte. Es wuerde mich wirklich interessieren, inwieweit hier nachgebohrt wurde.
Der Aufwand, den Verbleib der ungefähr 400 infrage kommenden Batterien (eine bestimmte Produktionswoche) zu ermitteln, war gigantisch. Es wurden fast alle Vertriebswege verfolgt. Bei bekannten Endkunden im weiteren Einzugsbereich München wurde gesucht und alle gekauften Batterien gefunden. Zu 100% offen blieb praktisch Baumarktware.