robernd schrieb:Ich stimme zu, dass es keine Luftzirkulation gab. Die Kiste war aber auch nicht hermetisch dicht.
Davon ist der Gutachter aber ausgegangen. Ich zitiere:
Hierzu führte er im einzelnen aus, dass in der hermetisch gegenüber der Atmosphäre abgeschlossenen Kiste (...) keine nennenswerte selbstätige Luftzufuhr und Luftabfuhr stattgefunden habe.
Todesursache: hypoxisches Ersticken durch Sauerstoffmangel. Durch die Ausatemluft sei der CO2-Gehalt in der Kiste angestiegen, der Sauerstoff immer knapper geworden und das Kind "langsam in einen kontinuierlichen Zustand der Bewusstlosigkeit geraten".
Unterschieden wird das Ersticken laut Fachliteratur darin ob CO² abgeatmet werden kann oder nicht. Ist das nicht möglich, reichert sich CO² im Blut an und es kommt zur Asphyxie; kann abgeatmet werden haben wir (so wie im vorliegenden Fall) Hypoxie. Weiterer Unterschied:
Asphyxie -> Symptome der Todesangst
Hypoxie -> euphorisches Gefühl
Frage 1: Wieso behauptet der Gutachter dann im Prozess beides, wenn nur ein Symptom mit seiner Diagnose konform geht?
Beide Arten weisen als Stadium krampfhafte und konvulsivische Stadien auf, bei denen es zu unwillkürlichen Muskelbewegungen kommt. Dass das Opfer nach links gelehnt saß wurde vom Gutachter mit diesen "Krämpfen" erklärt.
Frage 2: Wieso blieb dann trotz dieser unwillkürlichen Bewegungen die Plastiktüte auf dem Oberschenkel unverändert, obwohl die kleinste Bewegung genügt hätte um sie herunterfallen zu lassen?
robernd schrieb:Und warum das Ganze:
Wenn es tatsächlich einen nennenswerten Gasaustausch der Kistenluft mit der Umgebungsluft gibt (auch wenn es nur die Luft in den Bodenporen ist), würde es möglicherweise nicht 1 Stunde sondern 10 Stunden dauern, bis ein Mensch in der Kiste erstickt. In der Zeit würde ein nur betäubter Mensch aufwachen und sich bewegen. Es gäbe also kein Hinüberdämmern aus der Narkose in den Erstickungstot. Das war aber nicht der Fall. Daraus ließe sich schließen, dass Ursula bereits vorher tot war.
Da wird es interessant. Das Gutachten hat glaube ich einen Zeitrahmen von mindestens 30 min bis max 5 Stunden festgesetzt. Letzteres ist verdammt lang. CO2 verdrängt den Sauerstoff aus den Lungen und verhindert damit die Sauerstoffzufuhr. Die Frage ist wie lang das dauert und welche CO2 Konzentration dafür vorhanden sein muss. Ausserdem: Den gleichen Effekt hat auch eine entsprechende Dosis Lachgas oder Helium.
Könntest du wenn du die Modellkiste verfügbar hast einen entsprechenden Versuch machen?
Hier habe ich noch einen Fall aus Österreich wo es um einen Unfall in einem Brunnen geht. Todesursache: CO2. Ein Gutachter zur Unfallursache:
Als mögliche Erklärung für das Unglück im Brunnen sieht er eine Anreicherung von Kohlendioxid: "Wenn jemand in dieser Tiefe zwei bis drei Stunden lang arbeitet, atmet er so viel CO2 aus, dass sich der untere Bereich des Brunnens damit füllt. Weil das CO2 schwerer als Luft ist, sinkt es zu Boden und verdrängt damit den Sauerstoff. Deshalb hat man früher, als Brunnen noch händisch gegraben wurden, mit einem Schlauch Luft in Bodennähe eingeleitet, damit so etwas nicht passiert." Die Wahrscheinlichkeit, dass Kohlenmonoxid eingedrungen sei, hält Haertl für gering.(...) Schon eine geringfügig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration bewirkt eine Beeinträchtigung wie zum Beispiel Schläfrigkeit.
Hier hat das Opfer offenbar länger gearbeitet; und ist nicht nur bewusstlos in der Kiste gesessen!
https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/tod-im-brunnen-obduktion-ergab-co2-vergiftung/83.548.577Gruß EK