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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 13:04
Quelle:

https://www.radonmaster.de/werner-mazurek/erklaerungen_werner-mazureks/mazureks_erwiderung_zur_anklageschrift.pdf

O.g. Link:

Es gibt Einlassungen von WM im Rahmen des Strafgerichtsprozesses gegen ihn vor 10 Jahren wonach er aussagt, er sei kein Spaziergänger, höchst selten im besagten Wald spazieren, wenn nur auf Antrieb andrer (z.B. Besucher), kenne sich dort auch nicht gut aus, schon gar nicht im Dickicht, wo man die Kiste im Boden versenkte.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 13:08
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Er sagte das er mit seinem Vater öfters Spaziergänge im Wald gemacht hat, er aber nicht genau wisse welche Wege dort gegangen
Das halte ich für eine Schutzbehauptung, denn der Parkplatz ist in unmittelbarer Nähe vom Vergrabungsort der Kiste.

JagBlack


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26.09.2018 um 14:16
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Es gibt Einlassungen von WM im Rahmen des Strafgerichtsprozesses gegen ihn vor 10 Jahren wonach er aussagt, er sei kein Spaziergänger, höchst selten im besagten Wald spazieren, wenn nur auf Antrieb andrer (z.B. Besucher), kenne sich dort auch nicht gut aus, schon gar nicht im Dickicht, wo man die Kiste im Boden versenkte.
Was soll er als Beschuldigter denn sonst sagen als seine Waldkenntnisse zu relativieren? Mazurek musste davon ausgehen das er im Wald mehrfach gesehen wurde - als Pilzsammler, mit seinem Vater, mit seiner Exfrau und mit Janovski. Da konnte er logischerweise nicht mehr behaupten das er nie dagewesen ist. So gesehen machen die folgenden Aussagen Sinn, auf die ich mal im Einzelnen eingehe:

Aussagen von Mazurek zum Waldgebiet:

"Das Weingartengebiet kenne ich nicht. Jedenfalls nicht so wie es notwendig war um die Tat ausführen zu können."
Zuerst sagt er er kennt es nicht. Danach kennt er es anscheinend doch... nur nicht so gut.

"Richtig ist das ich einmal, oder mehrmals mit Janovski Pilze suchen war"
Einmal oder mehrmals...? Mazurek lässt sich offenbar alle Optionen offen um mögliche Zeugensichtungen bestätigen zu können.

"Im Wald ging ich nur spazieren wenn ich von anderen dazu aufgefordert wurde".
Er ging also im Wald mehrfach mit anderen spazieren.

Welche Wege ich gemeinsam mit meinem Vater gegangen sein könnte weiß ich nicht mehr
Mazurek war also auch mit seinem Vater im Wald unterwegs.

Aus all diesen Aussagen lässt sich einwandfrei schließen das Mazurek mehrfach im Wald unterwegs war, u.a. abseits der Wege zum Pilze suchen und er so auch hinreichend Waldkenntnisse haben musste. Wäre er irgendwo in der Nähe der Kiste gesehen worden, hätte er sich wahrscheinlich auf das Suchen von Pilzen berufen.


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26.09.2018 um 14:54
@SirMarvel

So gute Kenntnisse des Weingartens hatten damals wahrscheinlich die meisten Menschen aus der Umgebung. Wenn man in der Gegend wohnt, bietet es sich doch auf jeden Fall an, dort spazieren zu gehen, der Uferweg ist doch sehr schoen.

Es gibt eigentlich nur die Moeglichkeiten, dass man an der Aumuehle parkt und dann den Weg runter zum See geht, oder alternativ direkt aus Schondorf oder Eching den Uferweg nimmt.

Direkt am Tatort ist uebrigens auch ein Steg, da wird also auf jeden Fall Publikumsverkehr gewesen sein. Wieso fragt eigentlich niemand, wie die dorthin kamen?

Was hat M denn nun ausgesagt? Er kannte einen Pilzsammler, mit dem er ein paar Mal mitgegangen ist. Und ansonsten ist er ab und zu nach Auffordung dort spazieren gegangen, er kann sich aber nicht mehr an die Route erinnern. Hoert sich ziemlich normal und durchschnittlich an, und nicht nach guter Kenntnis des Waldes.

Frag mal @ErwinKöster der kann sicher mehr zu den Besucherstroemen in der Gegend sagen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 15:14
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Direkt am Tatort ist uebrigens auch ein Steg
Ob da damals wohl im See nach Beweismitteln gesucht wurde? Könnte ja sein das die Entführer dort am Ende das eine oder andere "entsorgt" hatten.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 15:59
@SirMarvel

halt dich fest, wie bereits am 24.8.gepostet, war M im selben Wald wie der Kistenfundort Pilze suchen:
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb am 24.08.2018:M hat in der Vernehmung angegeben er hätte mit J. auch Pilze im Weingarten gesammelt, und zwar vom Parkplatz an der Aumühle den Weg entlang Richtung Ammersee, dort im Wald links und rechts des Weges. Den Wald kennen wir bereits: Dort liegt der Vergrabungsort der Kiste.
Das nenne ich mal ein Indiz, denn da könnte man durchaus daraus schließen, dass ihm das Dickicht und die logistischen Vorteile dieses Platzes aufgefallen sind. Andererseits ist auch das nicht bewiesen.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Direkt am Tatort ist uebrigens auch ein Steg, da wird also auf jeden Fall Publikumsverkehr gewesen sein. Wieso fragt eigentlich niemand, wie die dorthin kamen?
Das ist die "Perfall-Hütte", die durch einen langen Steg mit dem Ufer verbunden ist. Der Eingang ist mit einem Bretterzaun verbarrikadiert. Als ich im August dort war waren Leute drin, ob das Mitte September auch so ist - keine Ahnung. Aber wenn die Täter schon die Jäger und Forstarbeiter abgecheckt haben werden sie sicher auch die P-Hütte überprüft haben. Sonst wäre eine Entführung praktisch vor deren Eingangstür sehr leichtsinnig gewesen.
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Könnte ja sein das die Entführer dort am Ende das eine oder andere "entsorgt" hatten.
Ich halte es im übrigen auch für möglich dass Ursula mittels vorgehaltener Pistole gezwungen wurde vom Rad zu steigen. Was ist schon ein echtes Verbrechen ohne Knarre? Vielleicht haben Jugendliche die P38 vom Opa geklaut und vorher damit im Weingarten geschossen? Was haltet ihr davon?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 16:08
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:So gute Kenntnisse des Weingartens hatten damals wahrscheinlich die meisten Menschen aus der Umgebung. Wenn man in der Gegend wohnt, bietet es sich doch auf jeden Fall an, dort spazieren zu gehen, der Uferweg ist doch sehr schoen.
Andererseits würde es wohl auffallen, wenn sich fremde Gestalten im Wald bewegen würden. Da es sich um ein ländliches Gebiet handelt - trotz der Scharen an Touristen - könnte ich mir denken dass Mitte September kaum mit Strömen an Touristen zu rechnen ist.

So wäre es zumindest Bewohnern von Schondorf oder Eching aufgefallen, wenn Fremde im Wald gewesen wären. Ist aber niemanden was aufgefallen.

JagBlack


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26.09.2018 um 17:44
@2r2n: Ein Gedanke ist mir im Zusammenhang mit der Spur in Richtung Landheim gekommen: Laut AZ xy ist die Kiste im August während der Ferien an Ort und Stelle gebracht worden. Es ist auch anzunehmen, dass an den Tagen unmittelbar vor der Entführung noch einige Vorbereitungen zu treffen waren.

Daher: War es möglich und üblich, dass Schüler während der Ferien im Landheim waren?

Ich könnte mir z.B. Nachhilfeunterricht als Blockveranstaltung vorstellen, oder Schüler deren Eltern nicht während der gesamten Ferien Zeit für ihren Nachwuchs hatten, etwa weil sie selbst arbeitsbedingt nicht dauerhaft zu Hause waren. Allein die Tatsache, dass die meisten Schüler mit Sicherheit nicht während der Ferien in Schondorf waren, dürfte die Personenzahl deutlich eingrenzen, falls sich hier ein Ansatz ergibt.


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26.09.2018 um 19:57
Es fällt auf, dass im Grunde die einzig „belastenden“ Aussagen bzgl. WM seine eigenen, sehr plausibel klingenden Aussagen sind, die man ihm maximal negativ auslegt, während der HW maximal milde betrachtet wird. Das in Summe macht doch stutzig. Ich finde ja gerade, und möchte ich SirMarvel höflich widersprechen, gerade die unpräzisen aber im Kern doch plausibel klingenden Uassagen des WM glaubhaft. Ein Täter, noch ein halbwegs intelligenter, legt sich, gerade wenn man sich diesen Planungsaufwand im Vorfeld anschaut, auch ein passendes Alibi und insgesamt ein paar zackige und so widerspruchlose Gschichterln zurecht, dass sie nahezu auswendig gelernt aufgefsagt werden könnten. Er prüft auch im Vorfeld seine Aussage auf mögliche Widersprüche, er spricht sich mit pot. Gehilfen perfekt ab. All das ist bei WM eben nicht zu erkennen. Das spricht für mich eher für als gegen ihn.


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26.09.2018 um 20:07
@HeinzHaferkamp

Das Thema Verbringung dr Kiste Mitte August inmitten der bayr. Sommerferien ins Erdreich ist auch etwas, das mich stutzig gemacht hat. Ich sehe allerdings zwei Ansatzpunkte:
1. Es sollte ein schulpflichtiges Kind entführt werden, daher musste die Vorarbeit in den Ferien geschehen, wenn die Entführung im September stattfinden sollte. Daher wäre das dann einfach nur dem zeitlichen Umstand geschuldet und die Ferienzeit einfach eine zufällige Randbegleitung, weil es eben nicht anders gegangen war.
2. Der oder die Täter konnten nur in den Ferien daran arbeiten. Das könn ein Hinweis auf Schüler und / oder Leher sein.

Was grds. Auffällt und was mich eben stutzig machte: wenn die Entführung tatsächlich im September unmittelbar nach Schulbeginn stattfinden sollte, wieso is5 dann die Kiste schon so früh fertig? Vielleicht kommt man hier nochmal weitr. Wir gehen ja davon aus, dass die Täter (zumindest einer davon) handwerklich sehr geschickt waren. Daraus leite ich ab, er hat Erfahrung mit dem Bau solcher und ähnlicher Arbeiten. Das heisst für mich auch, er kann den Zeitaufwand dafür gut einschätzen. Warum also ist dann die Kiste schon so früh im Boden versenkt? Hatte der Täter sich verschätzt oder war u.U. eine früheer Entführung geplant? Ein minimales Risiko, dass die Kiste gefunde werden würde, war ja nicht auszuschliessen. Perfekt im Sinne der Täter wäre es gewesen, die Kiste vielleicht 2-3 Tage cor geplanter Tat zu versenken. Was also könnte diesen sehr langen Zeitraum von ca. 4 Wochen erklären? Verreiste der Täter danach erstmal aus welchem Grund ode gab es ganz andee Pläne? Finde diese Frage spannend. Denn sie sagt uns etwas über die zeitliche Disposition der Täter aus.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 20:16
Zitat von roberndrobernd schrieb:Indizien
Wie ich es verstanden habe, stehen Indizien im Zusammenhang mit der Tat, beweisen aber nicht die Tat. Allerdings müssen auch die einzelnen Indizien bewiesen sein, bevor sie zu einer Kette zusammengebastelt werden. Die Richter haben sich darüber hinweggesetzt, weil sich in der "Gesamtschau" die unbewiesenen Indizien gegenseitig plausibel machen.
Aus Sicht des Strafprozesses muss nur die Tat (genau genommen die Schuld) bewiesen werden, für die der Täter bestraft wird. Dazu bedarf es nicht einer Summe von im Einzelnen bewiesenen Tatsachen, sondern des Beweises der Tat, des strafrechtlich relevanten Sachverhalts. Und das erfolgt - im Sinne einer Gesamtschau - durch die Summe der Indizien, die unterschiedliches Gewicht haben können. Indizien sind erst einmal Thesen, Annahmen oder Schlussfolgerungen, die aufgrund eines tatsächlichen (objektiven) Umstandes (Spuren, Zeugenaussage, Gutachten) getroffen werden. Sie lassen sich oft nicht beweisen, bewiesen ist nur die Existenz einer Spur (z.B. Tatwaffe), die Aussage eines Zeugen, die Urkunde mit einem Gutachten.

Die Strafprozessordnung spricht deshalb nicht von Indizien, sondern von "Beweismitteln". In der Summe ergeben sie den Beweis. Umgangssprachlich sprechen wir von "Beweisen", meinen aber diese Beweismittel. Kein einziges der Indizien muss - aus naturwissenschaftlicher Sicht - bewiesen sein. Die Regel "im Zweifel für den Angeklagten" ist keine Beweisregel, die für die einzelnen Indizien gilt. Sondern sie besagt, dass bei der Gesamtschau keine "vernünftigen Zweifel" mehr bleiben dürfen, das Gericht mithin "überzeugt" ist. Habe ich beispielsweise 10 Indizien, die alle überwiegend oder hinreichend wahrscheinlich sind, kann eventuell der Tatnachweis trotzdem nicht geführt werden. Genauso ist es möglich, hieraus eine Überzeugung zu gewinnen, die lautet: "Es kann nicht Zufall sein, dass diese 10 Indizien in diesem Fall auf den Angeklagten zutreffen."

Ein Problem - hier wie auch in anderen umstrittenen Prozessen - ist die Wertung eines Indizes als belastend, weil bereits ein Verdacht (vielleicht schon eine Überzeugung) besteht. Doch viele Indizien können, aber müssen nicht zutreffen, da sie Schlussfolgerungen sind und Wertungen unterliegen. Sie sind vielleicht zu 50% wahrscheinlich. Die Annahme könnte so oder so getroffen werden. Entlastend oder belastend.

@SirMarvel zeigt oben ganz schön, wie ich eine Aussage belastend interpretieren kann. @EdgarH spricht dagegen von "plausiblen" Aussagen. Die unterschiedliche Wertung kann sich im Lichte der anderen Indizien ergeben. So ist das.

Und diese Gesamtwürdigung ist zulässig. Dahinter steht die Erkenntnis der Begrenztheit menschlicher Erkenntnis. Würde man 100%ige Sicherheit verlangen, wäre keine Verurteilung möglich. Das Gesetz und die höchstrichterliche Rechtsprechung vertrauen auf ein ordnungsgemäßes Verfahren ("Legitimation durch Verfahren" - Niklas Luhmann), die Öffentlichkeit, drei Berufs- und zwei Laienrichter, einen Verteidiger usw. Andererseits gibt es auch Grenzen der freien richterlichen Beweiswürdigung, z.B. wenn eine Indizienkette in sich inkonsistent ist ("Denkgesetze"). Die Grenzen wurden hier im Fall m.E. nicht verletzt. Trotzdem gefällt mir das Urteil genauso wenig wie Dir. Weil ich es materiell für falsch halte. Weil ich denke, ein Unschuldiger wird bestraft.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 21:10
@EdgarH

Gute Frage. Vielleicht hatte es rein praktische Gruende. Im August sind eben viele Leute im Urlaub, dh freie Bahn. Und wenn es dumm laeuft, faengt die Pilzsaison in September schon frueher an, das kommt auch aufs Wetter an.

Im August ist es auch meistens trockener, dh man kann leichter graben.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 21:28
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:200 Schrauben und 7 Riegel für EINE Kiste sprechen ihre eigene Sprache.
Ja. Die Sprache von Leuten, die keine Erfahrung haben mit Konstruktionen.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:So gute Kenntnisse des Weingartens hatten damals wahrscheinlich die meisten Menschen aus der Umgebung
Ich war heute schon wieder im Weingarten. Die verschiedenen Journalisten interessieren sich natürlich für die Örtlichkeiten. Wir sind von der Aumühle Richtung Höhenweg und dann Richtung LEH gelaufen, von dort zum Seeweg runter und dann zur Perfallhütte. Der Seeweg ist auch an einem Werktag stark frequentiert. Anfang und Mitte August war ich da auch und da war noch mehr los, auch auf dem Höhenweg und beim LEH. Beim LEH standen im August auch Autos, da war also Besuch da, obwohl Ferien waren.
Heute sind wir dann von der Perfallhütte rauf in den Wald, über den Höhenweg drüber Richtung Vergrabungsort. Dafür haben wir 18 Min. gebraucht, sind aber nicht schnell gelaufen. Das haben wir problemlos ohne Waldkunde geschafft.
Zum Thema Waldkunde muss man ganz klar zwischen 2018 und 1981 unterscheiden. Heute ist der Wald leicht durchschaubar, aber damals gab es Stellen, die einfach undurchdringlich schienen, eben auch die Dickung, wo mittendrin die Lichtung mit dem Kistenversteck war. Das ist unter Waldkunde zu verstehen: Wenn man die geheimen Stellen kennt. Das geht nicht mit Pilzesuchen oder Spazieren gehen. Auch nicht durch die Ansitzjagd. Das geht nur mit einer gewissen Abenteuerlust und dem Willen, den Wald als sein Revier zu beanspruchen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 21:42
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Ich halte es im übrigen auch für möglich dass Ursula mittels vorgehaltener Pistole gezwungen wurde vom Rad zu steigen. Was ist schon ein echtes Verbrechen ohne Knarre? Vielleicht haben Jugendliche die P38 vom Opa geklaut und vorher damit im Weingarten geschossen? Was haltet ihr davon?
Du hast zuviel "der Alte" geschaut (1982 "der rote Faden") :-)

Aber grundsätzlich kann es schon sein, dass der See Beweismittel im Fall "beherbergt", was wir aber nie erfahren werden ...


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 22:04
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Ob da damals wohl im See nach Beweismitteln gesucht wurde?
Wurde es. Auch Ursula wurde mit Tauchern gesucht, wenn ich mich richtig erinnere. Und auch der Spaten von Pfaffinger wurde gesucht
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Ja. Die Sprache von Leuten, die keine Erfahrung haben mit Konstruktionen.
Ist das so? Dafür waren die Scharniere und die ganze Kiste aber sehr akurat gefertigt.
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Das geht nicht mit Pilzesuchen oder Spazieren gehen. Auch nicht durch die Ansitzjagd. Das geht nur mit einer gewissen Abenteuerlust und dem Willen, den Wald als sein Revier zu beanspruchen.
Und warum geht das nur so und nicht als Zufallsfund beim Pilze suchen?


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

26.09.2018 um 22:10
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Und warum geht das nur so und nicht als Zufallsfund beim Pilze suchen?
Das geht auch als Zufallsfund beim Pilzesuchen im Dickicht.


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26.09.2018 um 22:56
@monstra
Vielen Dank für die spannende Ausführung zum Thema Beweismittel! Ergänzend nur nochmal erläuternd warum ich WMs Einlassungen für plausibel halte: weil es realistisch ist, dass man 2009 nicht mehr genau sagen kann, was 30 Jahre vorher war. Gleiches gilt für initiale Aussagen zum Tattag und den Tagen davor bzw. Danach. Jemand der ein Alibi „vorbereiten“ muss, weil er weiss, er könnte eines brauchen, einer der Komplizen hat, die das auch brauchen, wird sich mit denen absprechen und man wird sich gegenseitig schützen und Alibis geben, v.a. aber wird man jeweils selbst zunächst auf den ersten Blick perfekte Alibis abliefern. Von daher ist es für mich überhaupt nichts fragwürdiges, wenn es teilweise auch ungenaue Aussagen gibt, weil man es eben nicht mehr besser sagen kann (war man einmal oder mehrmals, z.B dreimal beim Pilzesammeln)- 30 Jahre später durchaus nachvollziehbar. Jemand der damals aber seine Lektion auswendig gelernt hat und perfekt vorbereitet hat, der weiss das auch 30 Jahre später evtl. noch perfekt auswendig und würde das auch so präsentieren, denn es würde vermutlich entlastender wirken. Nicht umsonst ist es eine beliebte Verhörmethode, den Befragten ein und den selben Sachverhalt mehrfach ausbreiten zu lassen, um zu prüfen, ändert sich die Geschichte zumindest von Aussage zu Aussage in Nuancen (Wortwahl, Detailtiefe, kommt mal ein Aspekt dazu) oder bleibt sie jedes Mal identisch, teilweise sogar wortgleich. Zweiteres ist ein Hinweis auf eine auswendig gelernte und nicht wirklich erlebte Geschichte. Von daher sehe ich in WMs manchmal schwammigen Einlassungen eben eher eine Entlastung für ihn.


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26.09.2018 um 23:38
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:warum ich WMs Einlassungen für plausibel halte: weil es realistisch ist, dass man 2009 nicht mehr genau sagen kann, was 30 Jahre vorher war.
Komische Aussage, denn die Befragungen von Mazurek und die Alibierklärungen waren im Jahr 1981. Er bezog sich in dem zitierten Brief nur auf die Ereignisse und die Situation von damals.
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Jemand der ein Alibi „vorbereiten“ muss, weil er weiss, er könnte eines brauchen, einer der Komplizen hat, die das auch brauchen, wird sich mit denen absprechen und man wird sich gegenseitig schützen und Alibis geben, v.a. Aber wird man jeweils selbst zunächst auf den ersten Blick perfekte Alibis abliefern.
Erstmal ist es müßig anzunehmen das der Täter so denkt wie Du, denn Deine Sichtweise beinhaltet die Erkenntnis über die stattgefundene Tat und alle entstandenen Probleme. Du blickst also zurück und übersiehst alle Details und Fehler, während der Täter nach vorne blickte und die Auswirkungen seines Handelns nur begrenzt einschätzen konnte. Nimmt man an das sich der Täter sehr sicher (bzw. zu sicher) war, hatte er womöglich gedacht, das er nie ein Alibi bräuchte. Klingt für Dich unwahrscheinlich? Hybris und Selbstüberschätzungen sind bei Kriminalfällen allgegenwärtig. Schau Dir die zusammengereimten Alibis von überführten Entführern an.

Weiterhin müsste ihm ja auch irgendwer erst ein Alibi geben, wenn er die Tat selbst ausführte. Und damit wird es dann ganz automatisch schwierig, weil es halt immer jemanden geben muss der das Alibi bestätigt.

Wenn Mazurek also die Tat selbst durchführte oder einen anderen Komplizen als Janovski hatte und es keine kriminelle Seele gibt die ihn deckt, kann er nur versuchen ein Alibi zu "kreieren" bzw. es den anderen aufschwatzen. Und so kommt es dann auch schnell zu Widersprüchen in den Zeugenaussagen, wie es sie hier wohl gab. In dem Fall bleibt dann nur eine Aussage wie "Ich konnte mich besser erinnern als die Anderen".


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27.09.2018 um 07:17
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Richtig. 200 Schrauben und 7 Riegel für EINE Kiste sprechen ihre eigene Sprache.
Ach ja. Und was für eine? Die Zahl 200 stammt wohl von mir. Die hatte ich mal im Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit für eine übrig gebliebene DNA-Spur über den Daumen gepeilt.
Die Kiste hatte 7 Riegel (mit Gegenstücken) und 4(?) Scharniere. Wenn jedes mit 6 Schrauben befestigt war, sind das bereits 66 Schrauben. Für die Kiste selbst bleiben jetzt noch 130 Schrauben auf 10 m Kantenlänge, also eine Schraube alle 7 bis 8 cm. Vielleicht hätten 100 Schrauben ausgereicht. Trotzdem empfinde ich es nicht als besonders viel.

Wir sollten uns nicht anmaßen, über die Konstruktionserfahrung eines Kistenbauers zu urteilen. Die hatten sicher weder der Täter noch wir. Irgendwo hatte ich einmal gelesen, dass die Ermittler mit der Kiste bei einem kommerziellen Hersteller von Transportkisten waren. Der hat dem Erbauer eine Professionalität bescheinigt, weil die Platten genau zugeschnitten waren. Einen derartigen Zuschnitt hätte man auch im Baumarkt kaufen können. Aber das hatten wir in der Diskussion alles schon.

Ich denke darüber nach, eine (kleinere) Modellkiste zu basteln, um den Gasaustausch mit der Umgebung zu messen. Und plötzlich habe ich genau die gleichen Probleme. Plattenzuschnitt? - Sicher Baumarkt. Anzahl der Schrauben? - Damit geht es nicht nur um Stabilität. Davon hängt auch die Dichtheit der Ritzen ab, auch die Dichtheit gegen eindringende Feuchtigkeit aus dem Erdreich. Also doch ein paar mehr? Sicher wird es keine Riegel und keine Belüftungsrohre geben.


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27.09.2018 um 07:21
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:SirMarvel schrieb:
Und warum geht das nur so und nicht als Zufallsfund beim Pilze suchen?
Das geht auch als Zufallsfund beim Pilzesuchen im Dickicht.
Kleine Ergänzung: Die Entdeckung der Lichtung im Dickicht geht als Zufallsfund beim Pilzesuchen im Dickicht in Ordnung.
Dann bleibt aber noch:
- die Herstellung der Trampelpfade nach eingehender Analyse der Wegstrecken
- das Festlegen der Entführungsstelle (Treffpunkt der LEH Schüler)
- Aufenthalt Im Weingarten, ohne von Zeugen gesehen zu werden
... und jetzt kämen noch ganz viele Stichpunkte, die auf eines hindeuten: Man muss den Wald kennen wie seine Westentasche. Das geht nur, wenn man sich schon über Monate darin bewegt, ohne mit dem Auto an den Parkplatz fahren zu müssen oder in anderer Weise als auffällig waldinteressierter Mensch von irgendwelchen Zeugen gesehen wird. Bei Mazurek wenig wahrscheinlich.


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