robernd schrieb:Außerdem bist du einen Beleg für deine Suggestion schuldig, die Kistenwände wären aus den angeblich gelagerten Platten mit einer Größe von ca. 180 x 60 cm geschnitten worden.
Ich gehe von einer Schätzung der Plattenmaße durch den Zeugen aus, der sich mit seinem Bekannten ja vermutlich nur beiläufig über das herumliegende Holz, das ihm auffiel, unterhielt. Es gibt jedenfalls keine Hinweise, dass er einen Zollstock angelegt hat und dass alle Platten gleich groß waren. Ob der Zeuge sich dann auch nach all der Zeit an den Stapel und jedes einzelne Brett so genau erinnert, ist die andere Frage.
Er sah also mehrere Platten mit einer Länge von ca. 1,80 m. Die Seitenwände der Kiste hatten eine Länge von 1,36 m. Die Platten waren nach seinen Angaben ca. 60 cm breit. Die Seitenwände der Kiste waren 72 cm und 56 cm breit. Die Breite passt mit einer groben Schätzung überein, die Länge musste WM ggf. später noch kürzen oder es lagen kürzere Bretter darunter.
Mazurek hat mMn. die Kiste selbst gebaut. Es handelte sich nicht um eine fabrikgefertigte Kiste, Mazurek hatte aber mMn. auch nicht die Originalbretter. Wenn beides ausscheidet, spricht das durchaus für seinen ausgelagerten Bretterstapel als Baumaterial.
Das ergibt sich für mich aus Folgendem:
Wer Tisch und Sitz (aus dem seltenen Pinus Radiata-Holz, hellgrau grundiert) mit der entsprechenden Halterung einbaute, machte auch die Kiste (aus seltenem Pinus Radiata-Holz, vor dem Zusammenbau hellgrau grundiert).
Wie sollte sonst jemand an eine fertige neue Kiste (wofür überhaupt gebaut?) mit zufällig den für den Entführungszweck passenden Maßen kommen und dann
zusätzlich noch an eine weitere Pinus Radiata-Platte, die mit der Kiste nicht zusammenhängt, aber im gleichen hellgrauen Farbton lackiert ist und aus der man dann einen Tisch und ein Sitzbrett machen kann? Dieses Zusatzbrett hat ein Erklärungsproblem bei der Annahme, die Kiste sei vorgefertigt gewesen.
Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass Mazurek an Holzplatten herankam, u. a. waren die besagten Pinus Radiata-Platten dabei, diese hat er dann ggf. zugesägt, grundiert, einseitig nochmal blauschwarz lackiert und die Kiste zusammengebaut.
Warum die Winkeleisen? Nur beim Profi-Kistenbauer stellt sich die Frage. Beim Täter ist es klar: für Sitz und Ablage, aber dann hat das Inch-Maß keinerlei Bedeutung, eine Übereinstimmung ist dann nur Zufall.
Es sei denn, Ablage und Sitz hatten zuvor einen anderen Sinn
in der Kiste. Nur dann erschließt sich, wie der Täter gleichzeitig mit der fertigen Kiste an das Pinus Radiata-Holz für Sitz und Tisch herankam. Bei dieser Idee setzte
@Mr.JimStringer an mit einschiebbaren Klemmbrettern für einen Schleudersitz. Der Sinn ist aber nicht erkennbar. Erstmal sind die Winkeleisen für eine Firmenproduktion als Verpackungszusatzmaterial unverhältnismäßig teuer und dann -ein Ausschlusskriterium- ist gar kein Platz zum Einschieben der "Klemmbretter" da, wenn das Einzuklemmende in der Kiste ist. Außerdem würden die Mitarbeiter der Kistenfabrik die Platte auch wohl eher nicht mit der Handsäge durchsägen, einem Helfer im Entführungsteam ist das aber durchaus zuzutrauen.
Die Winkeleisen wurden so angebracht, dass Pinus Radiata Platten hineinpassen. Die Höhe passt zum Zweck der Entführung, als Sitz und Ablage für das Kind. Sie machen keinen anderen Sinn. Es bleibt somit nur der originäre und einzige Zweck: Halterung für Tisch und Sitz.
Die Bretter wurden vor dem Zusammenbau lackiert, also hat schon der Erbauer der Kiste eine Verwendung mit Lackierung vorgehabt (Schutz vor Feuchtigkeit im Erdreich).
Transportkisten werden nicht lackiert.
Hinzu kommt natürlich die Einschätzung der gehörten Sachverständigen:
Andante schrieb am 12.12.2020:In der Hauptverhandlung gab es also einen Kistensachverständigen, der PERSÖNLICH gehört wurde, und der wie damals der LKA-Sachverständige der Meinung war, die Kiste sei handwerklich gemacht.
Und dieses Argument:
JosephConrad schrieb am 27.01.2021:7 Schrauben bei Wand "A", 3 bei "Wand "B", 1 bei Wand "C" und 2 bei Wand "D" immerhin mit 5mm Durchmesser sind durch zu starkes festziehen abgerissen worden ebenso eine Schraube zum Ablagebrett. G. S.31ff
Daraus ergibt sich insgesamt für mich, dass Mazurek die Kiste selbst baute und nicht fertiggebaut bezog.
Hätte Mazurek eine mittelgroße Originalplatte mit den im Gutachten angegebenen Maßen 1250 x 2500 mm gehabt, hätte er diese doch wohl einfach in der Mitte geteilt, die Kiste hätte dann halt ein anderes Grundflächenmaß bekommen.
Wand D wurde aber auf beiden Seiten mit der Kreissäge geschnitten. Es wollte jemand die Breite 560 mm haben. Bei der Kiste wäre es egal gewesen, ob 560 oder 610 bzw. 625 mm.
Es hätten auch nur zwei Platten gekauft werden müssen für vier Seiten, Bodenbrett, Sitz und Ablage, wenn das Kistenmaß nach den Abmessungen der Originalplatten möglichst kostengünstig berechnet worden wäre. Oder eine große Platte.
So musste der Erbauer auf jeden Fall drei teure Originalplatten kaufen, evtl. sogar noch mehr, weil Bodenbrett und das später in Sitz und Ablage geteilte Brett von der Maserung nicht zusammen und auch nicht zu den Wänden passen.
Es sei denn, er hat irgendwo aussortierte Platten bekommen können und sich daraus das Beste für die Kiste herausgesucht.
Das spricht mMn. für einen Zwischenbesitzer, der Platten bereits auf ein bestimmtes Maß zugesägt hatte, welche von Mazurek übernommen wurden. Die Längsseiten (Breite der Wände) waren dann ggf. schon im später genutzten Maß zugesägt.
Allerdings spricht auch nichts dagegen, dass WM und seine Helfer vorübergehend eine Kreissäge zum weiteren Zusägen und einen Kompressor für die Lackierung organisierten, seine Stichsäge hatte er aber nicht vor Ort, die war in seiner Werkstatt, wo er die Kiste nicht bauen wollte und auch nicht gebaut hat.