Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre
12.12.2020 um 11:15Andante schrieb:Die abgehörten Dialoge sehe ich ebenfalls als sehr aufschlussreich an.Die finden sich auf S. 257 ff.
Ja, sind sie. Schon etwas skurril. Wie das Gericht feststellt, deuten sie auf eine Beteiligung an der Tat hin, weil sich hier scheinbar zwei "Insider" unterhalten.
Nun weiß ich nicht, wie sich Unschuldige, die von der Polizei verdächtigt werden, "normalerweise" verhalten, weil deren Abhörprotokolle nicht ihren Weg in die Gerichtsakten finden und auch nicht in Urteilen zitiert werden.
Ich weiß nur, wie ich mich verhalten habe, als vor rund 20 Jahren einmal meine Wohnung von einem halben Dutzend Beamten morgens um 6 Uhr nach Drogen durchsucht wurde. Die Polizei hatte meinen Vormieter festgenommen und nicht seine aktuelle Meldeadresse recherchiert. Sie ließ sich auch nicht von mir überzeugen, dass der Verdächtige hier nicht mehr wohnte und stürmten mit Brachialgewalt hinein. Da bekommt man schon panische Angst, ob nicht irgendwo noch das Kilo Heroin versteckt sein könnte und man gewaltige Probleme bekäme. Gut möglich, dass ich danach ins BtMG gekuckt hätte. Aber vorrangig ist man stinksauer.
Was da auf S. 257 ff. gesprochen wird, ist zwar bemerkenswert, aber auch kein implizites Geständnis. Es ist eines von mehreren Steinchen in der Waagschale. Die Brocken sind das Tonbandgerät und die Aussage des Verstorbenen Pfaffinger. Das sieht man ja im Urteil auch quantitativ, weil immer wieder darauf Bezug genommen wird.
Aber ich bin damit noch nicht durch.