robernd schrieb:Das Loch war rund (laut KP) und hatte damit am Boden einen Durchmesser von mindestens 95 cm (Kistendiagonale). In ein Loch mit 115 cm Durchmesser (10 + 10 cm mehr) würde man die Kiste nicht hineinbekommen, weil sie sich verkantet. Außerdem handelt es sich bei den 10 cm drumherum um eine Fehlangabe des Gerichts, der du ebenso auf den Leim gehangen bist wie ich anfangs. Die 10 cm beziehen sich auf die Kistenhöhe.
Du machst hier den Fehler, dass du aus Pfaffingers Angaben 100% Wahrheit und Präzision mit entsprechenden mathematischen Berechnungsmöglichkeiten schließt. Das ist aber nicht realistisch. Insbesondere in Anbetracht der Umstände, die P. bewogen haben, eine Aussage zu machen und diese später zu widerrufen.
Pfaffinger sagte, das Loch sei unten "mehr rund als eckig" geworden.
Das ist erlebnisfundiert. Das kann leicht passieren, wenn man nicht genau arbeitet und sich im Loch bewegt, so wie er das getan hat.
Damit hat sich die Schlussfolgerung schon erschöpft. Man kann aus solch oberflächlichen Angaben keine Berechnungen ableiten.
Ich habe hier das Bild eines von Hand mit Spaten gegrabenen Lochs verlinkt, wo der feste (Ton-/Lehm-)Boden ein ganz akkurates viereckiges Loch ermöglichte.
P. sagte, unter der Moosschicht sei mit Steinen durchsetzter Lehmboden gekommen. Auch das entspricht den tatsächlichen Gegebenheiten und ist erlebnisfundiert.
Mein Sohn hat mal mit anderen Kindern zusammen ein ähnlich tiefes Loch im Wald gegraben, dort war Sandboden. In Sandboden bekommt man kein so akkurates Loch geschaufelt. Es rutscht immer wieder Sand nach, die Wände sehen nicht so aus wie auf Bild 462. Die Kinder sind wieder hinausgekommen, indem sie sich eine Treppe aus Erde gebaut haben. Die konnte auch bleiben, es sollte dort ja keine Kiste eingesetzt werden. P. konnte aufgrund des Bodens ein Loch mit festen Seitenwänden graben, er musste sich aber etwas überlegen, um hinauszukommen. Bei einem akkuraten Loch mit den Maßen 80 x 90 cm ist es möglich, mit dem beschriebenen Kamingang hinauszukommen. Das ist also erlebnisfundiert.
Pfaffinger sagt, die Kiste habe trotz Rundung im unteren Bereich mit den Kanten genau hineingepasst.
Das nimmst du nun als Grundlage für eine Berechnung, die dann wiederum der "Beweis" sein soll, dass er sich das Ganze ausgedacht habe.
Ich werde an dieser Stelle hellhörig: Passende Kiste trotz Rundung ist eine auffällige Information. Entweder hat er sich sehr gewundert, dass die Kiste so gut passte oder er erinnert sich deswegen so gut daran, weil die Realität ganz anders war, nämlich so:
Palio schrieb:Das Loch ist aber, und das ist real Erlebtes, tatsächlich unten immer runder geworden und als die Kiste vom Entführerteam am Freitag eingesetzt werden sollte, musste evtl. nochmal nachgearbeitet werden. Daran erinnert sich P. natürlich, weil Mazurek deswegen verärgert war. Spätestens dafür hat Mazurek die Leiter und die abgesägte Schaufel mitgebracht
Das sind mögliche Variablen, die man bei dieser speziellen Aussage berücksichtigen muss. Du kennst das von deiner Untersuchung der Entstehung der Tätertonfolge. Es gibt mehrere Variablen und man ordnet ihnen dann Wahrscheinlichkeiten zu. Ich behaupte, es ist in der Gesamtschau deutlich wahrscheinlicher, dass P. hier etwas Wesentliches verschweigt, weil er seine Mittäterschaft nicht offenbaren will, als dass er sich alles ausdachte und nur zufällig kurz vor der Entführung seinen Spaten bei der Aumühle spazieren fuhr.
Die Möglichkeit, dass jemand mal die Wahrheit sagt und mal etwas falsch darstellt, bewusst oder unbewusst, gibt es bei allen Aussagen und die werden auch die Richter im Hinterkopf haben, ohne es ausdrücklich zu sagen.
Es gibt hier keine Ausgangswerte für eine Berechnung, weil hier die Beachtung der verschiedenen Ebenen der Kommunikation wichtig ist. P. macht keine klaren Angaben für einen Bauingenieur. P. erzählt etwas, weil er eine Absicht verfolgt. Auch diese ist wichtig. Mal erzählt er deswegen Erlebtes, mal erzählt er irgendeinen Bullshit. Die Ermittler und das Gericht haben herausgefiltert, dass er, als er das Bedürfnis hatte, seine aufgedeckten Spatenfahrten zu erklären, Dinge berichtete, bei denen es sehr wahrscheinlich ist, dass er sie gesehen/erlebt hat. Es sind aber auch Dinge dabei, die ungenau sind oder falsch erinnert werden. Später hat er dann bewusst Falsches erzählt, weil seine Absichten sich geändert haben.
P. erinnerte den Boden, das Wetter, die Maße, er wusste noch, dass er das Loch eckig ausgestochen hatte, es aber durch seine Bewegung darin rund geworden ist, er erwähnte seine Kleidung, dass er das Loch mit Reisig abdeckte und im Kamingang hinauskletterte.
Das sind Dinge, die er erlebt hat und an die er sich erinnert. Dies vom Gericht so zu interpretieren, ist vollkommen in Ordnung.
Ganz entscheidend ist, dass er beim Parkplatz Aumühle aus dem Wald kam. Mit Mofa und einem Spaten. Genau dort wurde die Kiste vergraben.
Dann kommt hinzu, dass P. selbst zugibt, er habe dort ein Loch für Mazurek gegraben.
Es gibt bei dieser Sachlage keine andere Interpretationsmöglichkeit, als das P. beteiligt war, dieses Loch für die Kiste auszuheben und darauf aufbauend, dass auch Mazurek beteiligt war.