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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

19.08.2018 um 23:52
Ich wohne nicht unweit von Schondorf und bin auch in näherem Umkreis aufgwachsen. Das erklärt mein Interesse für den Fall. Ich kenne auch das besagte Weingartenareal. Ich würde ganz grds. als jemand mit Ortskenntnis zu bedenken geben, dass es nicht so leicht ist, da gerade im Sommer unbemerkt mit Aushubarbeiten unterwegs zu sein. Weniger die Arbeiten selbst, als das hin- und herfahren, um die Arbeiten zu erledigen. Insbesondere dann, wenn Aushub beseitigt werden muss, wie geschehen. Die Gegend ist insb. auf dem Weingartenweg rege bevölkert mit Radfahrern und Spatziergängern. Interessant, dass vom Verbleib des Aushubs bis heute nichts bekannt ist und auch keine Beobachtungen davon gemacht wurden, als dieser entsorgt wurde. M.E. war das in de Tatvorbereitung der riskanteste Punkt.

Ohne die allergrösste Expertise in allen Details zu haben, auffallend ist schon, dass die Verurteilung WM in vielen Punkten fragwürdig ist. Ich masse mir nicht an, Gericht und Staatsanwaltschaft zu kritisieren, dennoch bleibt für mich hochgradig fragwürdig, weshalb eine Verurteilung WMs 1981/82 nicht gelang bzw. nicht versucht wurde, weil die Beweislage nicht mal seine weitere Inhaftierung zuliess (als alles sehr frisch war), aber man 30 Jahre später mit Berufung auf Gedächtnisprotokolle und widerufene Geständnisse plus ein fragdwürdiges Gutachten zum Tonband zu so einem sicheren Urteil gelangen kann. Ich sage selbst wenn WM de Täter ist, kann man auf dieser Indizenlage, die sehr dünn ist und ja sogar von Ursula Hermanns Bruder angezweifelt wird, keine Verurteilung duchführen. Das ist zu dünn. Es gibt für mich bei objektiver Würdigung keinen einzigen stichhaltigen Beweis für die Täterschaft WMs. Der Zeuge P. selbst verortete den angeblichen Grabungsort 600 m weiter östlich der eigentlichen Stelle, genau da, wo ihn die Polizei im Übereifer bei Auffindung zunächst versehentlich falsch veröffentlicht hatte. ein Indiz, das P. sein Täterwissen zumindest in diesem Punkt aus der Zeitung hatte. Das Gutachten zum Tonbandgerät ist zweifelhaft und ein Ggengutachten, dass dies belegen könnte, wurde z.B. zum Zivilprozess des Bruders nicht zugelassen. Ich sage nicht, dass WM nicht der Täter sein könnte, das kann ich gar nicht, dazu fehlen mir alle relevanten Fakten. Aber auf Basis der mir bekannten und hier diskutieren Fakten kann ich nur sagen, für eine Verurteilung reicht das zumindest für mich, einen juristischen Laien, nicht aus.


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20.08.2018 um 00:05
@EdgarH

Wenn man sich den Wald an der Vergrabungsstelle mal 30 Jahre juenger vorstellt, dann kann es schon sein. Der Wald war damals noch jung und dicht, und der Schall waere zu einem gewissen Grade geschluckt worden. Es gibt ja auch keinen vernuenftigen Grund, da hineinzugehen, es sei denn, man ist der Foerster.


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20.08.2018 um 00:14
@AnnaKomnene
Das kann schon sein, bzw. dem stimme ich zu, aber das Verbringen der Aushubmasse muss ja ein gutes Stück weg vom Ausgrabungsort gewesen sein. Im Umkreis der Grabung wurde ja nichts gefunden. Die Frage ist wohin und wie gelang dies unbemerkt? Zeuge P. Sagt vor Widerruf im See versenkt, das wäre m.E. Dann nur nachts möglich gewesen und auch das mit Risiko verbunden. Zumal mit einmal fahren mit Leiterwagen dazu nicht ausgereicht haben dürfte wg. der Menge. Wenn P.s Aussage aber irrelevant eingestuft würde, bleibt ja tatsächlich offen, wo die Aushubmasse hingelangte.


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20.08.2018 um 00:28
Die Aushubmasse wurde direkt daneben abgelegt.
Das Umfeld Neu bepflanzt, und als es soweit war von den "Ermittlern" gar nicht bemerkt.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.08.2018 um 07:45
Zitat von MaxiM3838MaxiM3838 schrieb:Ach ja und Ermittlungsarbeit laeuft nicht nach dem Mehrheitsprinzip 😉 sondern anhand von Personen- und Sachbeweisen bzw. Indizien.
Ein weises Wort :)
Außerdem sind wir hier nicht im Krimiquiz, bei dem es um die meisten Punkte geht sondern in einer verdammt traurigen Realität.
Zitat von MaxiM3838MaxiM3838 schrieb:Auch wenn sich hier u.a. Akteure bewegen die einen Informationsvorsprung durch Aktenzugriff haben, heisst das noch lange nicht dass die anderen Hypothesen falsch sind bzw. dass man sich diesen Auffassungen anschliessen muss.
Mit dem Informationsvorsprung ist es nicht so weit her. Der Aktenberg ist so groß und unübersichtlich, dass auch das Strafgericht (leider) nicht den nötigen Überblick hatte. Was Staatsanwaltschaft oder Verteidigung nicht häppchenweise aufbereitet haben, blieb verborgen.

Wenn ich Spekulationen von mir gebe, sind sie nicht vollständig aus den Fingern gesogen. Zumindest nicht von mir ;) So auch nicht diese:
Zitat von roberndrobernd schrieb:Grabungsstelle
Klaus P. hat natürlich nicht vergessen, wo er gegraben hatte. Wie sollte er auch bei seinem ausgezeichneten Gedächtnis, das die Polizei ihm bestätigt hat. Nachdem Werner M. ihm die Stelle nur ein einziges Mal im Frühjahr gezeigt hatte, wusste er auch sechs Monate später noch genau, wo er zu graben hatte. Klaus P. war aber auch Komödiant. Deshalb hatte er Spaß daran, die Polizei an der Nase herum zu führen. So führte er die Beamten nahe der Ostseite des Weingartens in den Wald, um nach der Grabungsstelle zu suchen. Wohl wissend, dass er ja nahe der Westseite gegraben hatte. Wenn die Polizei schon so blöd war, in ihren Veröffentlichungen die Himmelsrichtungen zu vertauschen, ging er nur zu gerne darauf ein.
Nase herum fuehren
Während des Strafprozesses war ich nicht dabei. Während der Zivilverhandlung wurden dieselben Beamten zum selben Thema befragt. Jetzt war keine Rede von den Scherzen des Klaus P.

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.08.2018 um 15:38
Eine sehr prägnante Aussage, die WM in einem Brief an seine Frau von sich gibt:

Zitat aus einem Auszug aus der Urteilsbegründung:

"Wir müssen raus aus der Scheiße, koste es, was es wolle."

Wen es ebenfalls interessieren sollte, einen Teil der Urteilsbegründung von Richter am Landgericht Augsburg Wolfgang Rothermel zu lesen:

Seite 6 - Posting Nummer 78

http://azxy.communityhost.de/t298189111f354157108-FF-Kripo-Fuerstenfeldbruck-MORDFALL-URSULA-HERRMANN-GEKL-RT-5.html

und zeigt ebenfalls eine andere Sichtweise.

Zitat: "Das Tonband ist wie ein Fingerabdruck"

https://www.tz.de/bayern/fall-herrmann-das-tonband-ist-wie-ein-fingerabdruck-22013.html


Ebenfalls eine andere Sichtweise betreffend den Zeugen P.

Zitat: "Was wär', wenn ich doch was wüsste?"

https://www.sueddeutsche.de/bayern/fall-ursula-herrmann-was-waer-wenn-ich-doch-was-wuesste-1.464071

Jagblack


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.08.2018 um 16:37
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Seite 6 - Posting Nummer 78
Danke für den Link. Der Text sieht aus, als als ob er von Richter Rothermel geschrieben ist. Ich frage mich allerdings, woher er wirklich stammt. Mich interessieren die Eigenschaften, die sich um das Tonbandgerät ranken. Wortlaut des Links:

"Hauptverdachtsmoment ist jedoch das durch die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im Oktober 2007 beschlagnahmte Tonbandgerät. Bei den insgesamt zehn Anrufen waren jeweils nur Schaltgeräusche und das Erkennungssignal des Radiosenders Bayern 3 zu hören. Eine Sachverständige hatte es als sehr wahrscheinlich bezeichnet, dass dieses Gerät vom Täter bei den Erpresseranrufen benutzt wurde. Auf diesem Gerät wurde von einer Sachverständige des Bayerischen Landeskriminalamtes einen akustischen Fingerabdruck isolieren, der exakt zu den mitgeschnittenen Erpresseranrufen von 1981 passt. Die gedämpfte Tonfolge des Verkehrsfunksignals als Erkennungszeichen auf den Anrufen und Schaltgeräusche können nur von dem beschlagnahmten Tonband mit seinen technisch einmaligen Besonderheiten stammen. Die Sachverständige ist sehr souverän und sehr vorsichtig in ihrer Beurteilung gewesen."

Fakten (an denen auch ein Richter nichts ändern kann) sind:
- Von den genannten zehn Anrufen enthalten lediglich drei Schaltgeräusche und das Erkennungssignal des Radiosenders Bayern 3. Die anderen enthalten keine Informationen.
- Die Sachverständige hat es als "wahrscheinlich" bezeichnet, dass dieses Gerät vom Täter bei den Erpresseranrufen benutzt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat darauf gedrungen sich auf "sehr wahrscheinlich" zu korrigieren. Das hat sie nicht gemacht.
- So etwas wie einen akustischen Fingerabdruck gibt es nicht. Es gab Überspielexperimente vom Tonbandgerät auf ein Mobilgerät. Diese zeigten eine gewisse Ähnlichkeit mit den mitgeschnittenen Erpresseranrufen. Die Ähnlichkeit ergibt sich nicht durch eine Art Isolierung von irgendetwas, sondern durch akustische Überlagerungen während des Überspielvorgangs auf das Mobilgerät. Außerdem kann von einer exakten Übereinstimmung keine Rede sein, es stimmen nicht einmal die Tonhöhen überein.
- An dem akustischen Überspielvorgang sind keine Schaltgeräusche beteiligt.
- Bei der letzten Befragung im Juni 2018 hat die Gutachterin im Gegensatz zu früher erklärt, dass die erwähnten Schaltgeräusche nicht durch eine Überspielung durch die Täter auf eine Bandkassette gelangt sind. Sie wurden angeblich mit unbekanntem Gerät auf unbekannte Weise von den Tätern zusammengeschnitten.

Gruß RoBernd


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20.08.2018 um 17:55
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Zitat: "Das Tonband ist wie ein Fingerabdruck"
Dieses Zitat ist blanker Unsinn, weil die vielen anderen Parameter zur Erkennung eines audioakustischen Ereignisses unbekannt sind. Ich kenne keinen Tontechniker, der das unterschreiben würde. Erst recht nicht nach einem Viertel Jahrhundert. Ich weiß nicht, wen die tz da zitiert hat. Ich vermute, weil das am Anfang des Strafverfahrens war, haben sie einfach ein bisschen dicker aufgetragen.
Das hat nicht einmal die Phonetik Expertin zu sagen gewagt...
Außerdem wäre es noch sinnvoll, zwischen einem Tonband und einem Tonbandgerät zu unterscheiden.


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20.08.2018 um 18:03
Zitat von roberndrobernd schrieb:Wenn ich Spekulationen von mir gebe, sind sie nicht vollständig aus den Fingern gesogen.
Naja, die Textversätze (Bandgeschwindigkeit und Lauschangriff) von Dir waren durchaus aus den Fingern gesogen. Sie passen überhaupt nicht zu der nachweislich eher vorsichtigen Vorgehensweise der Täter.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Klaus P. war aber auch Komödiant. Deshalb hatte er Spaß daran, die Polizei an der Nase herum zu führen.
Tja, Pfaffinger hatte wirklich Spaß daran die Polizisten zu ärgern und hochzunehmen, nachdem sie ihn so unter Druck gesetzt hatten und sie seinen Aussagen offensichtlich eh nicht glaubten. Ein Komödiant ist er deswegen aber noch lange nicht. Du bist ja auch kein Komödiant, obwohl Du immer ironischer und zynischer wirst, weil Deine Sichtweise hier zunehmend kritisiert wird.

Alle Indizien und Hinweise, die auf den wahren Grund seines Verhaltens schließen lassen, werden von Dir und Anderen einfach übergangen und Pfaffinger insgesamt als unglaubwürdigen Schauspieler, Alkoholiker und Vollidioten dargestellt. Er war klug und intelligent genug, um sich alle Daten aus allen Berichten zu merken, aber dumm genug sich selbst mit dem Ausheben des Lochs zu belasten. Das seine Aussagen Teil eines dynamischen Prozesses waren und er auch seine Strategie und die Aussagen flexibel anpasste, kommt offenbar niemandem in den Sinn. Ich befürchte das ihr Euch nicht genug in die Denkweise und den Charakter eines Pfaffinger hineinversetzt. Ich erinnere nochmal an sein Zitat: "Wenn mir die Wahrheit nicht geglaubt wird, erfinde ich eine Lüge". Das ist Pfaffinger.

Ich denke ich habe in meiner "Handlungshypothese" vom 18.08. eine recht gute Möglichkeit angeboten, wie Pfaffinger motiviert gewesen sein könnte, denn die Fakten/Indizien sprechen eigentlich eine eindeutige Sprache:

- Mazurek, W. und J. trafen sich regelmäßig beim Schneiderwirt, wo auch Pfaffinger sich regelmäßig aufhielt. Die Wirtsstube ist nach meinen Recherchen klein und übersichtlich. Pfaffinger konnte von dem Plan also leicht etwas aufgeschnappt haben.
- Mazurek hatte Pfaffinger offenbar einige Wochen vorher verklagt. Das Vertrauen war dann möglicherweise dahin. Es ist damit ggfls. schwerer vorstellbar, das Mazurek ihn für eine vertrauensvolle Aufgabe anheuert. Mazurek kann ihm natürlich auch angeboten haben, die Klage zurückzuziehen, wenn ihm Pfaffinger hilft und das Loch gräbt. Neben der Belohnung (1000 DM und Farbfernseher) wäre das ein doppelter Anreiz gewesen.
- Ganz plötzlich - und das hat er vorher offenbar nie gemacht - fuhr Pfaffinger nun laut Zeugen immer mit einem Spaten zum Schneiderwirt, und das offenbar exakt im Zeitraum vor dem Verbrechen. Es wäre meines Erachtens fatal dies als "Zufall" abzutun oder ihm hier andere Ideen für die Spatennutzung anzudichten... zumal er selbst nie etwas Anderes als Tätigkeit angab, als die Grabung des Loches.
- Pfaffinger war nachweislich scharf auf Kohle bzw. die ausgeschriebene Belohnung. Daher ist es nur zu gut vorstellbar, wenn er auch von diesem "krummen Ding" etwas abhaben wollte, was die anderen geplant hatten.
- Die Formulierung "Was wäre wenn ich doch was weiß!?" suggeriert, das etwas an seinen Behauptungen dran ist, er den Preis aber hochtreibt
- Pfaffinger war eh schon mit dem Gesetz in Konflikt
- Pfaffinger belastete Mazurek gezielt und kannte Details, die sich erst im Laufe der Ermittlungen als wahr herausgestellt hatten. Ich erinnere nochmals an die Verstreuung der Erde im Wald, den genannten Hochsitz, das eher runde Loch und die Tiefe der Kiste im Erdreich.

Die Gesamtschau der Indizien zeigt doch wirklich allzu deutlich, das Pfaffinger von dem Plan wusste - ganz unabhängig davon ob er selbst mitgegraben hat oder er das Vorgehen nur passiv beobachtete. Und diese Indizien sind unabhängig von Widersprüchen in seinen späteren Aussagen und schauspielerischen Einlagen.

Von daher bin ich klar auf Seiten der Staatsanwaltschaft bzw. dem Richter, die Pfaffingers Geständnis für glaubwürdig hielten.



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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.08.2018 um 22:04
@SirMarvel
Ich sehe das tatsächlich anders. Die von Dir genannten Punkte sind Indizien, die Hauptbelastungspunkte im Verfahren ein zumindest nicht von allen Experten mitgetragenes Gutachten und die widerrufene Aussage eines seltsamen Kauzes. Auch wenn sehr viel in die Richtung WM spricht, ein Beweis kann ich da einfach nicht sehen. Und im Zweifel für den Angeklagten. WM dürfte m.A. Nach nicht sitzen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.08.2018 um 23:33
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Und im Zweifel für den Angeklagten.
Und sollte das Gericht diese Zweifel eventuell gesehen haben, so wurde - das unterstelle ich dem Gericht - durch eine gewisse Voreingenommenheit diese Zweifel eliminiert, ganz nach dem

Anthropischen Prinzip

Zitat:

Das anthropische Prinzip (von griechisch anthropos „Mensch“; kurz AP) besagt, dass das beobachtbare Universum nur deshalb beobachtbar ist, weil es alle Eigenschaften hat, die dem Beobachter ein Leben ermöglichen. Wäre es nicht für die Entwicklung bewusstseinsfähigen Lebens geeignet, so wäre auch niemand da, der es beschreiben könnte.

Wikipedia: Anthropisches Prinzip#Nick Bostrom

JagBlack


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

21.08.2018 um 07:32
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Naja, die Textversätze (Bandgeschwindigkeit und Lauschangriff) von Dir waren durchaus aus den Fingern gesogen. Sie passen überhaupt nicht zu der nachweislich eher vorsichtigen Vorgehensweise der Täter.
No Sir.
Leuten, deren Gedanken wir nicht kennen oder ablehnen, lässt sich eine ganze Menge widerspruchslos in die Schuhe schieben. Wenn es um technische Möglichkeiten geht, braucht man schon einige Erfahrung, um abzuschätzen, was möglich ist und was nicht.
Und was meine eigenen Gedanken betrifft, bin ich auf deine Interpretationen nicht angewiesen. Und wer anders auch nicht.

Viele Gesichtspunkte waren schon diskutiert, bevor du dazu gekommen bist. Wie wäre es, wenn du die alten Beiträge dieses Threads doch noch liest, auch wenn es mühsam ist, 100 Seiten nachträglich zu erfassen. 10000 Seiten Ermittlungsakten wären übrigens weit schwieriger (bis unmöglich) zu handhaben.

Schon länger bin ich der Meinung, dass wir die Planung der Täter unterschätzen. Eine absichtlich veränderte Bandgeschwindigkeit hatte ich schon früher erwähnt. Gründe und Technik hatte ich nicht öffentlich erklärt, weil es kein Rezept für Nachahmer sein soll.

Wie die Überwachung von Gesprächen innerhalb eines Autos praktisch funktionieren könnte, hat sich mit bisher überhaupt nicht erschlossen. Das bedeutet nämlich, dass sich die Fahrzeuge mit den Empfangseinrichtungen unbemerkt immer in unmittelbarer Nähe von Werner M. aufgehalten haben müssen. Die Reichweite von Mini-Wanzen im geschlossenen Auto ohne eigene Außenantenne ist nämlich verdammt klein.

Und dann gibt es noch einen Verdeckten Ermittler (VE), der sich mit Werner M. etwas angefreundet hatte, in seine Wohnung gelang ist und natürlich auch nach einem Tonbandgerät gesucht hatte. Und zwar völlig erfolglos. Und nach dem Flohmarktbesuch stand das Ding plötzlich auf dem Präsentierteller. Das wurde hier auch längst diskutiert.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

21.08.2018 um 08:32
Zitat von roberndrobernd schrieb:Wie die Überwachung von Gesprächen innerhalb eines Autos praktisch funktionieren könnte, hat sich mit bisher überhaupt nicht erschlossen. Das bedeutet nämlich, dass sich die Fahrzeuge mit den Empfangseinrichtungen unbemerkt immer in unmittelbarer Nähe von Werner M. aufgehalten haben müssen. Die Reichweite von Mini-Wanzen im geschlossenen Auto ohne eigene Außenantenne ist nämlich verdammt klein.
Nicht unbedingt.
Ich könnte mir vorstellen, dass neben einer "Wanze" für Live-Mithören und einem Peilsender ebenfalls ein Diktiergerät zum Einsatz kam, dass eine automatische Einschaltfunktion besitzt, sobald gesprochen wird.

Wenn ich nicht bezüglich der Verfügbarkeit 1981 allzu falsch liege, könnte ich als Beispiel angeben:

Olympus Pearlcorder S702

Aufnahmekapazität 17 Stunden
Technische Daten, Features und Benefits:
http://www.olympusamerica.com/cpg_section/cpg_archived_product_details.asp?id=1206

JagBlack


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

21.08.2018 um 08:39
Zitat von roberndrobernd schrieb: Eine absichtlich veränderte Bandgeschwindigkeit hatte ich schon früher erwähnt. Gründe und Technik hatte ich nicht öffentlich erklärt, weil es kein Rezept für Nachahmer sein soll.
Könnte es nicht sein, dass die veränderte Bandgeschwindigkeit daher rührt, dass die Batterien beim mobilen Abspielen in der Telefonzelle schwach waren?

JagBlack


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

21.08.2018 um 09:22
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Auch wenn sehr viel in die Richtung WM spricht, ein Beweis kann ich da einfach nicht sehen. Und im Zweifel für den Angeklagten.
Ich respektiere Deine Meinung, aber der Rechtsstaat sieht vor, das Geständnisse auch nach Widerruf in die Beurteilung bzw. das Urteil einbezogen werden können. Und Gutachten werden in fast jedem Fall von anderen, vermeintlich schlaueren Gutachtern, angezweifelt. Der Richter hat gut begründet, das sich das Urteil auf die massive Vielzahl der klaren Indizien stützt.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Wie wäre es, wenn du die alten Beiträge dieses Threads doch noch liest
Robernd, die 100 Seiten habe ich längst gelesen. Vielleicht solltest Du sie zur Sicherheit auch nochmal lesen.
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Wenn ich nicht bezüglich der Verfügbarkeit 1981 allzu falsch liege
Ich denke es war die Autoüberwachung vor 10 Jahren gemeint, nicht 1981 ;)
Zitat von roberndrobernd schrieb:...und natürlich auch nach einem Tonbandgerät gesucht hatte. Und zwar völlig erfolglos.
Ich denke nicht, das der verdeckte Ermittler in jeden verstaubten Schrank geschaut und gezielt nach einem Tonband gesucht hat. Wahrscheinlich hat W. M. das Tonbandgerät einfach aus seinem Versteck geholt um es zu vernichten, nachdem er unsicher wegen den möglicherweise neu aufflackernden Ermittlungen wurde.

Wie auch immer. Ich denke man wird wohl niemand Anderen mehr finden, der das Motiv, die kriminelle Vorgeschichte, die Fertigkeiten, die Ortskenntnis und die Absicht einer Entführung hatte. Neue Spuren sind nicht zu erwarten und die rechtlichen Möglichkeiten sind wohl ausgeschöpft. Man kann natürlich immer weiter diskutieren, spekulieren und sich die jeweils andere Sichtweise an den Kopf werfen... doch das Urteil wird wohl bestand haben und Mazurek noch einige Jahre absitzen müssen.

Mein Vertrauen in unseren Rechtsstaat wurde dabei nicht erschüttert - und interessant war und ist die Diskussion und der Fall allemal...


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21.08.2018 um 13:16
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Sie hatte die passende Größe, es waren auf Distanz keine weiteren Spaziergänger zu sehen und möglicherweise war sie die letzte Chance des Abends.
Das könnte durchaus so gewesen sein, da ja ab 15.9. wieder mit verstärkter Präsenz von Schülern, Jägern und Forstarbeitern zu rechnen war. Möglicherweise haben die Täter wirklich eine Art Torschlusspanik bekommen.
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Obwohl sie flüsterten bekam Klaus Pfaffinger, der fast täglich im Lokal saß, am Nachbartisch der kleinen Gaststube einige Details mit, die sich um das Ausheben eines Loches und eine Kiste drehten
Weil es vorher um Scherze ging...die Vorstellung, dass M,J und W ihre Tat ausgerechnet in der gefüllten Gaststube ihres Stammlokals ausbaldowert haben wo sie noch dazu jeder kannte meinst du hoffentlich nicht ernst.


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21.08.2018 um 13:53
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Weil es vorher um Scherze ging...die Vorstellung, dass M,J und W ihre Tat ausgerechnet in der gefüllten Gaststube ihres Stammlokals ausbaldowert haben wo sie noch dazu jeder kannte meinst du hoffentlich nicht ernst.
Natürlich meine ich das Ernst, Dir scheint nur die Fantasie zu fehlen wie genau dieses Gespräch abgelaufen sein könnte. Ich bespreche auch mal heikle und sehr private Dinge mit meinen Kollegen beim Mittagessen. Im Übrigen hat Niemand von einer gefüllten Gaststube gesprochen. Und natürlich können Sie Pfaffinger auch einfach ganz normal hinzugezogen haben. Es handelt sich um eine "fiktive" Möglichkeit und es wäre sicherlich nicht das Erste Mal, das Kriminelle beim Bier über ihre Absichten reden/flüstern.

In jedem Fall überschneiden sich die Wege von Mazurek/J. und W sowie Pfaffinger nachweislich beim Schneiderwirt. Und P. fährt mit seinem Spaten später ebenfalls zum Schneiderwirt.


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21.08.2018 um 15:13
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass neben einer "Wanze" für Live-Mithören und einem Peilsender ebenfalls ein Diktiergerät zum Einsatz kam, dass eine automatische Einschaltfunktion besitzt, sobald gesprochen wird.
Der Lauschangriff auf Wohnung und Haus erfolge 25 Jahre nach der Tat. Das Problem ist nicht ein Aufnahmegerät, sondern dass der Sender der Wanze über lange Zeit aus einer Mini-Batterie arbeiten musste. Die Polizei hat das Ding sicher nicht heimlich an die Windschutzscheibe geklebt (maximale Reichweite) sondern irgendwo im Auto versteckt (geringe Reichweite).

Beim elektrischen Anschluss an das Bordnetz wäre die Entdeckungsgefahr zu groß gewesen. Spätestens wenn etwas im Auto nicht funktioniert, wären zusätzliche Leitungen aufgefallen. Hinzu kommt, dass bei zu großer Sendeleistung in unmittelbarer Nähe auch ein unerwünschter Empfang im Autoradio erfolgen kann. Siehe z.B. Kreuzmodulation.
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Wenn ich nicht bezüglich der Verfügbarkeit 1981 allzu falsch liege, könnte ich als Beispiel angeben:Olympus Pearlcorder S702
Hättest du auch noch eine Idee, welches Diktiergerät aus der Zeit beim Abspielen automatisch einen bestimmten Bereich wiederholen konnte?

Gruß RoBernd


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21.08.2018 um 15:47
Zitat von JagBlackJagBlack schrieb:Könnte es nicht sein, dass die veränderte Bandgeschwindigkeit daher rührt, dass die Batterien beim mobilen Abspielen in der Telefonzelle schwach waren?
Eine ähnliche Möglichkeit wurde öfter diskutiert. Ich glaube, wir können sie ausschließen. Eine Batterieschwäche sollte sich innerhalb einiger Stunden verändern. Im konkreten Fall war die Tonhöhe bei allen Anrufen gleich.
Die Tonhöhen stimmten bei allen drei Anrufen auf 1 % oder besser überein. Die Gutachterin nimmt an, dass unterschiedliche Geräte unterschiedliche Geschwindigkeiten hatten, weil die Geschwindigkeit bei derartigen Diktiergeräten nur schlecht eingehalten wird. Auch dagegen würde die gute Konstanz der Tonhöhe sprechen. Meine Idee einer absichtlichen Veränderung ist also gar nicht so weit hergeholt.

Der Wiedergabe der B3-Jingles in den Telefonmitschnitten sind auch Tonhöhenschwankungen in der Größenordnung von 1 % überlagert (schlechter Gleichlauf). Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass sich bislang niemand dafür interessiert hat, ob die Tonhöhenschwankungen bei jedem der Telefongespräche eventuell deckungsgleich sind. Falls ja, bedeutet es, dass diese nicht vom Wiedergabegerät in der Telefonzelle stammen können. Vom TK 248 stammen sie natürlich auch nicht, weil es mindestens eine Klasse besser ist (zumindest mein Exemplar). Darum werde ich mich in den nächsten Tagen kümmern.
Darauf hätte ich eigentlich früher kommen müssen. So ergeben recht einfache Diskussionen völlig neue Gedanken. - Danke :)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

21.08.2018 um 17:15
Zitat von roberndrobernd schrieb:Der Lauschangriff auf Wohnung und Haus erfolge 25 Jahre nach der Tat.
Das habe ich völlig übersehen. Aber dann ist die Sache ganz einfach - aus meiner Sicht würde ich ein GPS_Handy unter den Rücksitz einbauen und nur das Micro unauffällig rausschauen lassen. Einspeisung über ein Dauer + - Kabel im Kabelbaum anzapfen.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Im konkreten Fall war die Tonhöhe bei allen Anrufen gleich.
In diesem Fall würde ich vorschlagen, dass bei der Aufnahme mit dem Diktiergerät oder tragbaren Tonband (hier 1981) Gleichlaufschwankungen durch schwache Batterie erfolgten.

JagBlack


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