Mark_Smith schrieb:Es reicht, wenn an einem Hilfsmittel, das die Polizei eingesetzt hat, eine DNA Spur war und dieses Hilfsmittel wurde im Fall Böhringer eingesetzt und beim Fall Herrmann und zwar nach 1981.
Das ist wohl die wahrscheinlichste Erklärung. Die Staatsanwaltschaft argumentiert ja auch, das die Orte mit der Fremd-DNA (Wasserglas/Kommode) nicht in Tatortbezug standen bzw. das es in Tatortnähe sonst nirgendwo solche DNA Spuren gab. Demgegenüber gab es sehr viele Spuren von B. Toth - am Umschlag, am Sacko "in Blut", an den 500ern, am Testament, am Tesa, etc. Es gibt hier ähnlich viele Indizien und Tathinweise wie gegen Mazurek. 2 Fälle mit einer solchen personenbezogen Indiziendichte sind sicherlich extrem unwahrscheinlich, wenn man von einem Phanton-Täter ausgeht, der in beide Fälle als wirklicher Täter verwickelt sein soll.
robernd schrieb:Ex-Kommissar S. war nach eigener Aussage davon überzeugt, ohne die Tat nachweisen zu können (auch eigene Aussage).
Es sagt schon viel aus, wenn er sich so weit aus dem Fenster lehnt.
robernd schrieb:Woher aber kann eine derartige Sicherheit (ohne Beweise) kommen.
Es passt alles zusammen wie bei einem Puzzel und man sieht das Gesamtbild, selbst wenn von 100 Teilen noch 2-3 Teile fehlen. Hinzu kommt das der Mann auf dem Puzzelbild auch noch explizit genannt wurde von einem anonymen Anrufer UND dem Zeugen Pfaffinger.
Du hingegen stellst Dich auf die Position das man viele Puzzelteile hineingequetscht hat, Teile nicht passen bzw. entscheidende Teile fehlen oder undeutlich sind. Das Gesamtbild müsste aber auch für Dich klarer werden, wenn Du ein paar Schritte zurück gehst und den Blick von den Details abwendest. Das ist das was Heidi71 mit "Ihr seht den Wald vor lauter Bäumen nicht" meint.
Es wird beispielsweise spekuliert das M. das belastende Tonbandgerät doch sicherlich längst entsorgt hätte... aber den vermeintlichen Kauf des Geräts "kurz zuvor auf dem Flomarkt" kommt anscheinend kaum jemanden albern oder suspekt vor. Es wird spekuliert das M. die Elektroinstallationen und den Klingeldraht fachmännischer durchgeführt hätte, dabei kennt niemand Mazureks Anspruch und Gedanken bei der Durchführung oder überhaupt seine Elektro-Kompetenz. Über 40 Zeugenaussagen, die besagen das es kein Tonbandgerät und keinen Mazurek auf dem Flomarkt gab, werden abgewatscht mit dem Satz "Ist doch klar das sich keiner meldet". Das Gleiche macht ihr bei Pfaffingers Aussage und dem Gutachten über das Tonbandgerät. Selbst der Mord am Hund und Mazureks Vorstrafen sind "belanglos", obwohl er seinen Tot hätte vorausahnen müssen - genau wie den Erstickungstod von Ursula. Ihr sagt den Spaten mitzunehmen sei Quatsch, denn zum Einsatz gekommen seien sicherlich nur Pickel und Schaufel... obwohl ihr nicht wisst welches Werkzeug schon vor Ort war und wie genau gearbeitet wurde. Es ist dabei vollkommen irrelevant, das die Wurzeln mit einer Schaufel durchtrennt wurden
Ihr zieht Alles zum Vorteil für den Angeklagten in Zweifel. Aber es ist ja auch viel interessanter, über einen möglichen Justizskandal, schlechte Ermittlerarbeit, etc. zu philosophieren und sich über die vermeintliche Dummheit der Anderen (Ermittler, Richter, Gutachter, etc) aufzuregen.
IamSherlocked schrieb:Er hat das doch aber selbst wieder widerrufen! Nachdem er merkte, dass sein aus Zeitungsberichten zusammengesammeltes "Täterwissen" so nicht haltbar ist. Er konnte auch die Stelle nicht zeigen, wo er angeblich gebuddelt hatte.
Das ist so nicht richtig und ich finde es teilweise erschütternd, das allzu oft Dinge nachgeplappert werden, die von Einzelnen hier im Forum oder in verkürzten Presseberichten falsch geäußert werden und die beispielsweise auch auf Bernds radonmaster Seite schon verkürzt und missverständlich formuliert werden. Beispielsweise suggeriert Bernds Zitat "Nach und nach zeigte sich, dass es mit dem Täterwissen nicht weit her war.", das Pfaffinger GAR KEIN Täterwissen hatte, was aber der leitende Ermittler, der viel näher dran war, offenbar deutlich anders sieht.
Den Ermittlern zufolge hat Pfaffinger viele Details genannt die in Presseberichten nicht standen. Beispielsweise die Tiefe der Kiste unterhalb der Erdreichnarbe, die Erdschichten, das eher rund-gewordene Loch obwohl es eckig geplant war, den Hochsitz in der Nähe und genaue Infos wann er grub und wann/warum er Pause machte. Auch benannte er den Lohn, den er von Mazurek bekommen sollte. Desweiteren hat er die Richtigkeit seiner Aussagen beim Leben seiner Mutter beschworen und gab es gute Gründe für ihn zu widerrufen bzw. die Kiste nicht finden zu wollen, als er merkte das er sich selbst belastet und er die Belohnung wohl nicht erhalten wird. Und was Pfaffinger "merkte", dachte oder wollte, auch hinsichtlich seiner Aussagen, weiß niemand. Ich kann nur an den Spruch "In jeder Lüge steckt ein Funken Wahrheit" erinnern. Und im Fall Pfaffinger steckt in seiner Story wohl vermutlich weit mehr als nur EIN Funke. Am wahrscheinlichsten erscheint mir, das er für sich am Ende einen Ausweg aus der misslichen Lage suchte und dann nur noch dummes Zeug redete. Selbst wenn er Täterwissen aus der Zeitung hatte, hätte er wohl alle Zeitungen gelesen und sich die darinstehenden Details ALLE gemerkt haben müssen. Später übrigens hat Mazurek Pfaffinger wohl besucht, ihn erst zusammengestaucht... und dann haben Sie noch lecker ein Bier zusammen getrunken. Sehr süß. Das Pfaffinger dann bei seinem Widerruf blieb sollte einen nicht wundern.
Und dennoch bleibt es, wie schon mehrfach gesagt, natürlich zu einem sehr geringen Grad MÖGLICH, das Mazurek und/oder Toth - die ihre Unschuld beteuern - wirklich unschuldig sind. Beide Taten sprechen allerdings ganz unterschiedliche Sprachen. Die Entführer von Ursula wollten keinen Mord begehen, während Frau Böhringer quasi hingerichtet wurde.
Der Tatablauf könnte so in der Art abgelaufen sein. Achtung Fiktion(!):Im Zuge seiner Geld- und Existenzprobleme hat X längere Zeit über Lösungen nachgedacht. Beinahe beiläufig wurde er zu dieser Zeit auf diverse Entführungsfälle aufmerksam, die mal mehr mal weniger erfolgreich über die Bühne gegangen sind und bei denen auch mal die Kirche oder reiche, empathische Freunde der Entführungsopfer als Zahler eingesprungen waren. Die Entführungs-Idee war geeignet um alle seine Sorgen zu lösen; er musste es nur clever anstellen und passende, vertrauensvolle Partner dafür gewinnen. Er begann einen genauen Plan auszuhecken: Das Entführungsopfer sollte in eine Kiste im Wald versteckt werden, damit im Falle von Hausdurchsuchungen niemand gefunden werden kann. Von einem ähnlichen Versuch - dem Entführungsfall Barbara Jane Mackle - hatte er mal in einem Bericht gelesen. Die Kiste musste dabei so präpariert werden, das sie einen kleinen Lebensraum bieten kann und gleichermaßen Fluchtversuche und Schreie möglichst gut verhindert werden.
X sprach das Entführungsthema bei einigen Freunden an, um sie sanft auf Ihre Unterstützer-Bereitschaft abzuklopfen. Der eine oder andere wiegelte ab und X merkte schnell, das er ganz vorsichtig vorfühlen musste. Am Stammtisch im Lokal Schneiderwirt traf er schließlich bei seinen Freunden Y und Z auf näheres Interesse und erklärte Details seines "raffinierten" Plans, bei dem sicherlich nichts schiefgehen könnte. Obwohl sie flüsterten bekam Klaus Pfaffinger, der fast täglich im Lokal saß, am Nachbartisch der kleinen Gaststube einige Details mit, die sich um das Ausheben eines Loches und eine Kiste drehten. Zu gerne wäre er dabei... denn es geht um viel Geld. Doch er und X sind keine guten Freunde. Im Gegenteil: X hat ihn erst kürzlich verklagt und will ihn nicht dabei haben.
In den nächsten Wochen ging man zunächst unauffällig gemeinsam Pilze suchen um das Gebiet auszukundschaften und nebenher einen perfekten Ort auszuwählen. Man markierte einen passenden Ort und in darauffolgenden 1-2 Nächten am späten Abend wurde das Loch schließlich gemeinsam ausgehoben und der Aushub im Wald verteilt. Man bedeckte das Loch zunächst mit einer dicken Pappe vom Pilz-Sammelkarton sowie Sträuchern und Laub. Parallel hatte man in einem Keller bereits eine Kiste gezimmert und die Elektroinstallationen vorgesehen. Jeder Teilnehmer am Unternehmen bekam die Aufgabe, einen Teil der Kistenbeigaben unauffällig an unterschiedlichen Orten im Münchener Umfeld zu besorgen.
Doch eine der eingeweihten Frauen kamen ernsthaftere Sorgen. X konnte Sie beruhigen und beschwichtigen. Das Innere der Kiste wurde rosa ausgekleidet und man versprach, warme Sachen und Decken sowie genug Lebensmittel und Lesestoff beizulegen. Überhaupt werde alles "sehr schnell" vonstatten gehen. Doch die Zeit wurde langsam knapp, die Nächte kälter und das Jagdrevier schon bald wieder belebter. "Wenn, dann jetzt..." sagte X. Also brachte die Kiste nach Anbruch der Dunkelheit mit einem Range Rover zum Loch, fixierte sie im Erdreich und tarnte das Areal. Am nächsten Tag begab man sich am Abend auf die Posten an einem provisorisch installierten Klingeldraht, mit der Absicht, möglichst eines der reicheren Kinder auf dem Weg nach Hause abzufangen.
Spaziergänger, Familien und Fahrradfahrer kamen und gingen, bis schließlich Ursula auf dem Fahrrad gesichtet wurde. Sie hatte die passende Größe, es waren auf Distanz keine weiteren Spaziergänger zu sehen und möglicherweise war sie die letzte Chance des Abends. Z machte ein akustisches Zeichen über die Klingelleitung, das am Ende des Klingeldrahts Y erreichte. Dieser gab seiner mit einem Schal und einer Mütze vermummten Frau das Zeichen, die auf den Weg ging und das herangeeilte Kind um Hilfe bat. Ursula wollte der Frau helfen, stieg vom Fahrrad, lehnte es gegen einen Baum und lief herüber,... doch schon kurz darauf wurde sie von hinten betäubt. Danach musste alles schnell gehen. X nahm das Kind wie eine Gams auf seine Schulter, während Y 50m voran lief um nach Spaziergängern Ausschau zu halten. Nach einer Weile wechselten sie sich ab. Sie öffneten die Klappe der Kiste und setzten Ursula mit dem Kopf nach hinten, damit sie genug Luft bekäme, doch die Betäubung war sehr stark und so verbrauchte Ursula in der Kiste den Sauerstoff, ehe sie aufwachen konnte.
Nach einigen Tagen, als Ursulas Eltern ein Lebenszeichen der Tochter einforderten, war auch den Erpressern klar, das sie versagt hatten. Sie hatten den Tod des Kindes bemerkt, die Moral in der Bande sank und Tränen flossen. Man besprach wie man weiter vorgehen wollte und diskutierte, ob man das Kind aus dem Versteck holen soll, doch man kam durch die polizeilichen Aktivitäten nicht mehr hinein in den Weingarten. Es blieb zu hoffen, das niemand die vergrabene Kiste - und damit auch mögliche Spuren - entdecken würde. Währenddessen fing man an, die Tatorte zu säubern und Tatmittel gut zu verstecken.
Y's Frau, die von der Tat wusste, aber nicht die genaue Platzierung der Kiste kannte, bekam Angst um die Gesundheit des Kindes. Sie hatte von der Suche im Radio gehört und dachte etwas zu tun. Sie sprach mit Ihrem Mann, doch dieser verwies auf die Gefahr entdeckt zu werden. Also gab sie in Landshut ein Telegram auf, das die weitere Suche im Weingarten noch erfolgreich sein könne, wenn man nur weitersuche. Doch Ursula war bereits erstickt.
X, Y und Z stimmten Ihre Aussagen aufeinander ab. Mögliche Sichtungen ihrer Personen im Wald wollten sie mit dem Pilzsuchen erklären. Doch irgendwann erinnerte sich einer von X's Bekanntschaften daran, das er von ihm auf eine mögliche Entführung angesprochen wurde und machte eine anonyme Anzeige. Und auch Klaus Pfaffinger, gegen den gerade wegen einem anderen Delikt ermittelt wurde, dämmerte es nun. Vielleicht konnte er sein Halbwissen über den Fall zu Geld machen oder anders Vorteile daraus ziehen. Also fing er an Mazurek als Planer der Entführung zu belasten... und sich mit dem Ausheben des Lochs selbst wichtiger zu machen, als er war. Schließlich war er damals viele Tage mit Spaten zum Schneiderwirt gefahren, falls ihn "die Anderen" doch noch brauchen sollten. In seiner Befragung blieb ihm nur, eine wirre Geschichte zu erzählen.
Das hier ist wie gesagt nur eine fiktive Möglichkeit des Geschehens und viele werden jetzt aufschreien und Details kritisieren. Mir ging es nur darum, einen möglichen Tatablauf etwas mehr zu visualisieren...