Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre
10.10.2018 um 12:14ErwinKöster schrieb:Das könnte theoretisch sein wenn das Rohr im Freien gelegen wäre. Es war aber in der Erde vergraben, nur die (vergitterten) Mündungen lagen im Freien. Die Erde war damit das Absorptionsmaterial.Darüber habe ich auch nachgedacht. Wenn die Erde locker war (Humus), ist an dem Gedanken durchaus etwas dran.
Soweit ich mich erinnern kann, war es aber feste, lehmartige Erde (die vorher aus dem Loch geschaufelt war). Wenn wir die um ein verklebtes Rohr schichten, dürfte das Ganze ähnlich dicht sein wie Beton, also keinen Schall durchlassen und auch keinen Schall absorbieren. Absorption funktioniert nur mit plastischem Material (feine Fasern, nichtelastischer Schaumstoff), das teilweise mitschwingt und die Schallenergie dabei letztlich in Wärme umsetzt. Jetzt könnte man noch überlegen, ob der Schall vielleicht durch die Löcher im Rohr und lockere Erde sogar bis an die Oberfläche gedrungen wäre.
Ich streite auch nicht ab, dass die Täter vielleicht einen Schalldämpfer bauen wollten. Ich behaupte nur, dass diese Art von Konstruktion nicht funktioniert hätte. Und ein Automechaniker hätte wissen sollen, dass das Wichtige im Auto-Schalldämpfer nicht die Löcher sind sondern das Absorptionsmaterial.
Insgesamt haben wir uns bislang über dieses Problem mehr den Kopf zerbrochen als die Täter und wahrscheinlich auch die Gutachter. Eigentlich müssten wir die gesamte Kistenproblematik an die Gutachter zur Bearbeitung zurück geben:
- War die Kiste tatsächlich (unabhängig von den Rohren) hermetisch dicht oder gab es einen Luftaustausch mit der Luft in den Bodenporen? (Ich halte einen Luftaustausch für möglich.)
- In welchem Zustand war die Autobatterie am ersten Tag? Wie lange hätte die Lampe tatsächlich gebrannt, und nicht nur rechnerisch bei nagelneuer Batterie. (Die Gutachter hätten die Batterie testen müssen, bevor sie sie zersägt haben. Außerdem hätten sie eine neue Batterie so behandeln müssen, wie es die Täter wahrscheinlich gemacht haben.).
- Konnte das Radio mit der vergrabenen und auf dem Boden ausgelegten Antennenleitung überhaupt etwas empfangen? (Ich meine, dass nicht.)
- Wurde als eingestellter Sender einer aus München oder der Ammersee-Gegend identifiziert? (Vermutlich München)
- Hatte lediglich das Isolierband im Radio mit dem am Klingeldraht übereingestimmt oder zusätzlich auch mit den meisten damals im Handel befindlichen Bändern? (Das vermute ich.)
- Wie wirksam wäre der Schalldämpfer tatsächlich gewesen? (Nun ja)
Allerdings wären die fehlenden Informationen für die Tat und das Schicksal der Ursula kaum relevant. Sie sagen vielleicht etwas über die Fachkompetenz der Täter aus.
Die diversen LKA-Gutachten wurden ursprünglich gemacht, um die Richtung der Ermittlungen vorzugeben. Sie waren nie als Beweise im Strafprozess gedacht. Das hätte den Richtern trotz ihrer technischen Inkompetenz klar sein müssen.