ErwinKöster schrieb:Ab 13:20 geht es um Planungsgrad und Zufallsopfer.
Danke, wirklich eine sehr schöne Stelle. Beschäftigt mich auch sehr dieser Gedanke.
Es geht da um die Aussage von Profiler Müller, dass es einen bestimmten Typ von Täter bei Entführungen gibt, die geistig gar nicht mehr los lassen können bzgl. dem Planungsgrad, wie das Opfer überwältigt wird, was er plant zu sagen, wie er es gefangen hält. Er beschreibt Mörder die Nachts davon träumen wie sie die Entführung perfektionieren können. Es begleitet sie angeblich zum Teil den ganzen Tag.
Genau so stelle ich mir das beim Fall UH vor. Und weil das geistige Alter eben erste kurz vor dem geistigen Erwachsenenalter ist, können all die Erfahrungen und funktionalen Aspekte, die der Erwachsene dem Kind vorraus hat, nicht mit berücksichtigt werden.
Die mediale Aufmerksamtkeit für den Fall ist nur deshalb so hoch, weil die vom Täter geschaffenen Artefakte so phantasievoll und übertrieben detailiert ausgeführt sind. Auch wenn sie nicht funktionieren (Lüftung, Betäubung) so glaubt man: Das geht doch gar nicht, so genau geplant, das muss doch funktionieren!
a) Der Erpresserbrief ist aus meiner Sicht ästhetisch anderen vergleichbaren Buchstabenbriefen weit überlegen. Er besitzt sogar eine sorgfälltig ausgedachte und eingearbeitete "italienische Mafia Sprache" als Teil einer Kulissenschieberei. Der Verdacht soll auf Italien fallen. Hierzu passt auch die Frau mit dem Telegramm, die "ausländisch" wirkte und sprach.
b) Die Kiste ist eine Art Erfindung. Hat eine bisher noch nicht bekannte Spezialbelüftung. Ist ausgestattet mir Radio und Batterie. Es gibt tolle Süßigkeiten, ja sogar eine kleine Bibliothek mit Comics. Ersatzkleidung. Wandauskleidung, Hygieneeimer. Kuscheldecke. Eine praktische Bank Tisch Kombination. Die reinste Innenarchitektur.
c) Die Entführung erfolgt "Hands-off". Per Betäubung mit Lachgas. Ganz im Stil eines Sondereinsatzkommandos. Es wird für den schwierigen Weg durch das Gestrüp sehr vorsorglich eine 80 cm Schneise freigeschnitten. Den Täter war genau klar, wie sie das Opfer schrammenfrei tragen werden und was dazu notwendig ist. Alles war im Kopf genau geplant. Das Kabel hing im Baum, die Posten gaben Signale, der Zugriff erfolgte, dann der Transport durch den Wald. Wie oft muss der Täter sich das nur vorgestellt haben? Sicher sehr, sehr oft.
d) Die Geldübergabe erfolgt nicht irgendwie. Es gibt einen Jingle. Ein Jingle ist ja auch gar nicht nötig. Es hätte jeder andere Ton auch gereicht. Einfach nur drei Töne, oder drei mal Klopfen. Wieso der alte Peter, der B3 Jingle? Ein sehr überformter Gruß vom Täter. Das Warnsignal von B3. Könnte als überheblich und höhnisch gedeutet werden. Spricht da der Psychopath? Das angeforderte Fahrzeug ist ein Fiat600, aber bitte in gelb. Eigentlich unpraktisch da langsam und selten, aber doch sehr originell und eben etwas Besonderes.
Die Profiler sagen: Alles was nicht unbedingt zum Erfüllen der Tat notwendig ist, das ist die persönliche Handschrift des Täters.
Die Artefakte sind so ausgeformt, dass sie es mehrfach ins Fernsehen brachten und die gane Geschichte ist gerade wegen dieser Überformung einer gewöhnlichen Straftat so unvergessen.
Doch mit diesen vielen überformten Artefakten hat der Täter auch einen sehr spezifischen "Fingerabdruck" grundsätzlicher Persönlichkeitsmerkale abgegeben.
Meine Fragen an Euch:
Aber wie soll das zu Mazurek passen?
Überhöhe ich eventuell selbst die Eigenschaften der Täter?
Was denkt Ihr bleibt unter dem Strich als Konsens mit Euch übrig?