Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst

Es gibt einen Artikel in der Volksstimme, der ist aber hinter einer Bezahlschranke.

Bei Tag 24 kann man etwas über die Vorwürfe an die Ermittler lesen.

Ich füge sie hier mal ein

In einem Interview zwischen Tzschoppe und der Volksstimme erklärt dieser, dass es ein Schreiben an die Innenministerin Tamara Zieschang (52, CDU) gegeben hat. Darin werden schwere Vorwürfe gegen ehemalige Ermittler und eine "unabhängige Prüfgruppe" erhoben.

Diese Gruppe habe im September 2019 nach elf Tagen ihre Arbeit wieder eingestellt. Ein Jahr nach ihrer Arbeit wurden mehrere Seiten der Ermittlungsakte hinzugefügt.

Diese Seiten hätten jedoch anderen Gruppenmitgliedern nicht mehr zur Verfügung gestanden.
Auch ein Abschlussbericht vom Leiter dieser Prüfgruppe habe durch die Ermittler nicht mehr gelesen werden dürfen.

Nach einem Antrag von Abgeordnete der Linken und der SPD soll dieses Thema im Innenausschuss des Landtags am 9. März behandelt werden

Quelle: https://www.tag24.de/justiz/vermisste-personen/vermisste-inga-5-bei-stendal-haben-ermittler-schwere-fehler-begangen-2740713

Ich bin etwas sprachlos, aber auch entsetzt. Hier stinkt doch etwas zum Himmel?

Eichhörnchen schrieb:Diese Gruppe habe im September 2019 nach elf Tagen ihre Arbeit wieder eingestellt. Ein Jahr nach ihrer Arbeit wurden mehrere Seiten der Ermittlungsakte hinzugefügt.

In meiner Erinnerung war diese Prüfgruppe eine Gruppe von Polizeischülern. Die Suchfunktion funktioniert momentan nicht. Aber ich bin mir sicher, dass das hier thematisiert wurde.

Eichhörnchen schrieb:Ich bin etwas sprachlos, aber auch entsetzt. Hier stinkt doch etwas zum Himmel?

Wenn das was der Anwalt da berichtet der Wahrheit entspricht, verstehe ich nicht den Sinn hinter dem Handeln der Behörden.

JamesRockford schrieb:In meiner Erinnerung war diese Prüfgruppe eine Gruppe von Polizeischülern. Die Suchfunktion funktioniert momentan nicht. Aber ich bin mir sicher, dass das hier thematisiert wurde.

Ich kann mich daran auch noch erinnern. Diese Prüfgruppe waren Polizeischüler. Ich meine aus Magdeburg, sicher bin ich mir da mit der Stadt aber nicht mehr.
Dieses ist auch nicht unüblich, sondern wird als Teil der Ausbildung schon mal gemacht. Im Fall von Herbert K. aus dem Raum Hamburg (1983) beschäftigten sich Polizeischüler Jahrzehnte später noch einmal damit als Cold Case Fall.

Sven1213 schrieb:Dieses ist auch nicht unüblich, sondern wird als Teil der Ausbildung schon mal gemacht.

Das mag alles sein. Bei dem Rätsel um den Toten vor Helgoland waren es ja auch Polizeischüler, die sich den Fall anschauen sollten, allerdings 30 Jahre später.

Dass man Polizeischüler im Rahmen deren Ausbildung die Akten zur nochmaligen Überprüfung gibt, ist ja auch vollkommen in Ordnung. Streng genommen kann man diese Gruppe auch als Prüfgruppe bezeichnen.

Eichhörnchen schrieb:Auch ein Abschlussbericht vom Leiter dieser Prüfgruppe habe durch die Ermittler nicht mehr gelesen werden dürfen.

Mich verstört in diesem Satz das "dürfen".

Eichhörnchen schrieb:Auch ein Abschlussbericht vom Leiter dieser Prüfgruppe habe durch die Ermittler nicht mehr gelesen werden dürfen.

Kann mir mal einer erklären, warum die Polizei eine Prüfgruppe mit dem Fall betraut, aber das Ergebnis/Abschlussbericht den Ermittlern nicht zur Verfügung gestellt wird oder nicht mehr lesen durften?

Zur Info: Am kommenden Sonntag wird RA Tzschoppe im MDR bei "Kripo live" sprechen.

Kripo live
Am 12.02.2023 wird Rechtsanwalt Tzschoppe im Rahmen der Sendung "kripo live" des MDR Auskunft geben über das Anliegen und das Ziel der Bemühungen. Die Sendung beginnt um 19.50 Uhr.

Quelle: https://www.inga-suche.de/2023/02/08/kripo-live/

@JamesRockford
Das finde ich gut. Von außen kann man ja immer schwer beurteilen, wer recht hat bei Streitereien. Dafür fehlt uns die Information, was hinter den Kulissen abgeht. Aber wenn der Anwalt öffentlich spricht, erwarte ich mir eine Reaktion der Beschuldigten und vielleicht doch eine Vermittlung zwischen den beiden Seiten von höherer Stelle. Man muss mit Angehörigen von Opfern schon ordentlich umgehen, ob sie nun im Recht sind oder nicht.

FritzPhantom schrieb:Das finde ich gut. Von außen kann man ja immer schwer beurteilen, wer recht hat bei Streitereien. Dafür fehlt uns die Information, was hinter den Kulissen abgeht.

Ich finde es auch sehr gut. Ich wüsste zum Beispiel auch sehr gerne, worüber dieses Gutachten war bzw. worum es geht.

„Er hatte offenbar seine spätere Ehefrau mit wenigstens einem Gutachten betraut und somit guten Grund, eine Neubetrachtung mit allen Kräften zu verhindern.“

Quelle: https://www.bild.de/regional/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-news/vermisst-schwere-pannen-im-fall-inga-82826140.bild.html

Geht es um die Vergabe oder um den Inhalt? Was war das für ein Gutachten?

FritzPhantom schrieb:Man muss mit Angehörigen von Opfern schon ordentlich umgehen, ob sie nun im Recht sind oder nicht.

Das sehe ich auch so.

JamesRockford schrieb:Geht es um die Vergabe oder um den Inhalt? Was war das für ein Gutachten?

2020 war das Thema ja schon mal kurz in der Presse, soweit ich es in Erinnerung hab war primär die Vergabe an besagte spätere Ehefrau das Problem (was aber wiederum damals seitens der PI Stendal relativiert wurde).
Der Anwalt des Vaters, Herr Khubaib-Ali Mohammed, hatte damals kritisiert:

Der Ermittlungsleiter soll bei seiner jetzigen Ehefrau, einer Sachverständigen, Gutachten in Auftrag gegeben haben, was zumindest nach ethischen Grundsätzen nicht vertretbar sei.

Und die Polizei Stendal dazu:

Die Vorwürfe des Berliner Anwalts hat die Stendaler PI laut TV-Magazin bereits strikt zurückgewiesen.
Es habe keinen Auftrag an Sachverständige gegeben, die zum Auftragszeitpunkt mit einem Ermittler „in einem verwandtschaftlichen oder eheähnlichen Verhältnis standen“. Zudem obliege die Entscheidung, welcher Gutachter letztendlich beauftragt werde, grundsätzlich der Staatsanwaltschaft. Anfragen der AZ zur weiteren Entwicklung laufen.

Quelle: https://www.az-online.de/altmark/stendal/fall-inga-polizei-kritik-13748630.html

Es gab, soweit ich es mitbekommen habe, dazu nie einen Folgeartikel mit neuen Infos zum Gutachten-Thema.

Es ist schon wirklich frustrierend, dass sich im Tenor der Anwälte der Familie bzw. einzelner Familienmitglieder eigentlich seit Jahren alles wiederholt, auf der anderen Seite aber ganz offenbar keinerlei Anstalten gemacht werden, ein bisschen mehr mit offenen Karten zu spielen (nicht falsch verstehen: nicht uns bzw. der Öffentlichkeit gegenüber, aber bitte doch der Familie bzw. deren Rechtsbeiständen).

Dieser Artikel hier ist von Mai 2021, könnte auch von heute sein:

Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte der Anwalt des Vaters schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben und eine Übernahme der Ermittlungen durch das Landeskriminalamt in Magdeburg gefordert. Es sei teilweise nur einseitig ermittelt und das Gutachten einer Sachverständigen auf nicht ganz saubere Art und Weise in Auftrag geben worden. Die PI wies die Vorwürfe strikt zurück.

Es brauchte für die Presseantworten gut eine Woche und mehrere Absprachen.

Und noch einmal die PI-Sprecherin aktuell: „Anfragen und Anregungen der Eltern werden über deren Rechtsbeistände an die Staatsanwaltschaft und die Polizei herangetragen und hier geprüft.“

Quelle: https://www.az-online.de/altmark/stendal/vermisstenfall-inga-stendaler-ermittler-sichten-alte-spuren-neu-90482572.html?cmp=defrss

@MarliPub
Weiss man, worum es in dem Gutachten geht?

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Ermittlungsleiter ein Gutachten in Auftrag gibt.
Das muss ja schließlich aus der Staatsklasse bezahlt werden.
Das wird schon die Staatsanwaltschaft vergeben haben.

Ich weiss nicht was hier das problem von einigen ist, es ist doch vollkommen logisch, daß weder die Familie, noch deren Anwälte mehr Auskunft bekommen, als die restliche Öffentlichkeit.

Schaut euch doch den merkwürdigen Fall an, keine Spuren von Inga vor Ort, das Zeitfenster verdammt klein, laut Aussage der Familie. Von den anderen Personen vor Ort wissen wir von keiner Aussage und sie äußern sich auch nicht öffentlich. Warum eigentlich?

Fazit, keiner konnte ausgeschlossen werden, auch nicht die Eltern und Bekannten, es wäre also schon merkwürdig, wenn sie ermittlungsunterlagen bekämen.

frauZimt schrieb:Weiss man, worum es in dem Gutachten geht?

Dazu fand ich damals und finde heute leider nichts.
Meine Hypothese wäre tatsächlich die Erstellung eines klassischen Täterprofils, ergo Gutachten aus dem Bereich der Psychologie bzw. Psychiatrie - schlicht, weil dies ja sehr wahrscheinlich (und hoffentlich) bei dem Fall in Auftrag gegeben wurde und vor allem, weil mir wenig andere Bereiche einfallen würden, bei denen man ohne Tatverdächtigen und ohne Auffinden des Opfers (ergo Anhaltspunkte für Tatgeschehen) überhaupt irgendein Gutachten erstellen könnte.

MarliPub schrieb:Dazu fand ich damals und finde heute leider nichts.

@MarliPub
Danke. Ich habe auch geguckt und nichts gefunden.
Das Gutachten könnte auch die Einrichtung zum Thema gehabt haben
oder die Örtlichkeiten /Zuwegungen und Besucheraufkommen.
Eben alles, was damals Fragen aufgeworfen hat.

"Täterprofil" sehe ich eher weniger, weil es doch keinen Ansatz gab. Z.B. wurde weder das Opfer lebend
noch tot gefunden.
(Aber ich kenne mich mit der Thematik nicht aus)

frauZimt schrieb:"Täterprofil" sehe ich eher weniger, weil es doch keinen Ansatz gab. Z.B. wurde weder das Opfer lebend
noch tot gefunden.

Verstehe, was du meinst. Aber, und das ist ganz spannend, dafür braucht man auch nicht zwingend das/die Opfer - im Prinzip ist die Tat (Ort, Geschehen, Zeit) und Begleitumstände die Basis.
Falls du mal ganz viel Zeit hast und interessiert bist, kann ich dieses Werk hier sehr empfehlen:
https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Publikationsreihen/BkaForschungsreihe/2_52_FallanalyseUndTaeterprofile.html
Ist aus einer BKA Forschungsreihe, kostenlos als Download erhältlich.

Aber ja, ist alles Spekulation, wir wissen es nicht.

Ingas Mutter geht offenbar direkt von einer Entführung aus.

Welche mit dem Geschehen in Verbindung stehenden oder davon losgelösten noch lebenden oder inzwischen verstorbenen Einzelpersonen, welche Gruppen oder Institutionen haben etwas mit der Entführung meiner Tochter zu tun?

Quelle: https://www.inga-suche.de/

Bei „ Entführung“ assoziiert man immer ein Kidnapping mit dem Ziel der Gelderpessung meist von begüterten Eltern wie bei Annelie oder Jacob von Metzler.
Das ist hier nicht der Fall.
Aber hier ist es hochwahrscheinlich Entführung der kleinen Inga gewesen, mit dem Ziel des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Rotmilan schrieb:Aber hier ist es hochwahrscheinlich Entführung der kleinen Inga gewesen, mit dem Ziel des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Ja, leider ist das das Wahrscheinlichlichste. Alles andere würde mich sehr wundern, ich glaube auch nicht, dass sie noch lebt. Wünscht man sich natürlich, aber die Chancen sind gering. Ein solch gewissenloser Täter wird wahrscheinlich auch wieder zuschlagen, für ihn hat alles wunderbar geklappt.

Rotmilan schrieb:Aber hier ist es hochwahrscheinlich Entführung der kleinen Inga gewesen, mit dem Ziel des sexuellen Kindesmissbrauchs.

es gibt noch eine Variante - Kinderersatz - von Menschen die nie Kinder bekommen konnten oder verloren haben.
nur dafür wäre Inga eigentlich schon zu "alt" gewesen.
Die suchen sich meist viel jüngere Kinder aus.

blacklady2309 schrieb:Schaut euch doch den merkwürdigen Fall an, keine Spuren von Inga vor Ort, das Zeitfenster verdammt klein, laut Aussage der Familie. Von den anderen Personen vor Ort wissen wir von keiner Aussage und sie äußern sich auch nicht öffentlich. Warum eigentlich?

Fazit, keiner konnte ausgeschlossen werden, auch nicht die Eltern und Bekannten, es wäre also schon merkwürdig, wenn sie ermittlungsunterlagen bekämen.

Merkwürdig ist bei diesem Fall schon mehr!

Gerade gelesen …

Konkretes Beispiel ist eine 2019 eingesetzte Prüfgruppe, die den Fall nochmal untersuchen sollte. Sie wurde bereits nach elf Tagen wieder aufgelöst. Ein Jahr später wurden der Akte dann aber Dutzende Seiten hinzugefügt, die der Prüfgruppe möglicherweise bei ihrer Arbeit hätten helfen können, so Tzschoppe.

Quelle: https://www.radiobrocken.de/nachrichten/Der-Fall-der-vermissten-Inga-wird-neu-aufgerollt-id829665.html



Wer hat das eigentlich bemerkt das diese Dutzende Seiten erst später hinzugefügt wurden? Der jetzige Anwalt?

Ich bezweifle irgendwie, dass es nach 2019 noch soviel „Neues Material“ an Ermittlungen gegeben hat, und die Akte um mehrere Dutzend Seiten dicker wurde.

Ich bin gespannt was uns am 12.02 erwartet.

musikengel schrieb:es gibt noch eine Variante - Kinderersatz - von Menschen die nie Kinder bekommen konnten oder verloren haben.
nur dafür wäre Inga eigentlich schon zu "alt" gewesen.
Die suchen sich meist viel jüngere Kinder aus.

Dann müsste man auch noch die Variante wie im Fall Kampusch benennen. Die Österreicherin war bereits zehn Jahre alt, als sie entführt und anschließend acht Jahre lang gefangen gehalten wurde.

Ich halte das für kein wahrscheinliches Geschehen in diesem Fall, aber auch der Fall Kampusch hat ja Fragen zu der Arbeit der Ermittler aufgeworfen. Und leider finden sich für jede Art von Verbrechen Menschen, die sich zur Nachahmung angeregt fühlen.