Flavia schrieb:Ich habe mich immer gefragt, warum man mit einigen Infos nicht herausrückt oder ob man diese schlichtweg nicht hat(te). Vieles blieb schwammig und widersprüchlich.
Vielleicht täusche ich mich, aber ich kann weder den offiziellen Verlautbarungen, noch den journalistischen Aufarbeitungen durch Stern bzw. Stern Crime, RTL, örtlicher und überregionaler Presse usw. entnehmen, in welche Richtung die Fahndung insgesamt geht. Oder wie weit die Fahndung in ihren Erkenntnissen bislang tatsächlich gediehen ist.
Üblicherweise warne ich in meinen Beiträgen zu verschiedenen Kriminalfällen davor, anzunehmen, dass die Polizei "im Dunkeln tappt" - eine ebenso törichte wie meist auch unzutreffende Formulierung, weil die Polizei selten alles preisgibt, was sie weiß, und nicht in erster Linie die Aufgabe hat, unsere Neugier zu befriedigen.
Schlussendlich muss sie auch Beweise finden, selbst wenn sich ihr ein bestimmter Tatverdacht aufdrängt. Ein Gericht braucht Beweise.
Die ausgesprochene Verschwiegenheit und, nicht nur von mir, als gering empfundene Mitteilsamkeit der Strafverfolgung reizt natürlich zu Spekulationen. Zumal die Fahndung nicht eingestellt wurde, wir es also nicht mit einem Altfall zu tun haben.
Es handelt sich anscheinend um einen Fall aus der bürgerlichen Mitte unserer Gesellschaft, in dem nach allem, was wir wissen, keinerlei Glamour oder illegale Aktivitaten eine Rolle zu spielen scheinen. Keine schnellen Autos, dicke Uhren oder teurer Schmuck scheinen aufzutauchen, keine aufwändigen Hobbys, keine politisch oder weltanschaulich umstrittene Ansichten, keine sexuellen Ausschweifungen, keine Untreue, keine Schulden. Nicht einmal nennenswerte Differenzen, Streitigkeiten, Eifersüchteleien unter den uns bekannten Akteuren scheint es gegeben zu haben, was freilich nicht ausschießt, dass sie, wie alles andere, dennoch existierten.
Das Tatopfer und sein Umfeld bieten uns keine Projektionsfläche für ein Geschehen, dass in einem Mord endet.
Der Fall hat sogar einige beerkenswerte Hypothesen hervorgebracht, die sich um die wenigen bekannten Fakten, Gegebenheiten und Artefakte ranken. Wenn einmal die Geschichte des Kriminalforums geschrieben werden wird, dürfen das Rehkitz und der Glascontainer ebenso wenig fehlen wie der frei erfundene Wanderfreund und das Doppel-Appartement mit dem zweiseitigen Badzugang.
Der Flugmodus von Frau Ameis' Handy machte den Thread teils zum Technikkurs für Laien, ihr unscheinbarer Renault ohne Fremdspuren ist ebenso ein Klassiker wie der vielzitierte "Brötchenzeuge". Nirgends fand sich ein Beleg für Osterschmuck oder Bio-Lammfleisch.
Wohl wissen wir um die Bedeutung eines einzelnen Handschuhs von TCM und die einer roten Klappkiste, die man schon früh zerlegt mit Autoschwamm dabei in der relativen Nähe des Ablageortes gefunden hatte. Still und verschlossen schweigt das Luisenhäuschen.
Die Polizei sollte eine weitere Karte aus dem Stapel aufdecken. Damit wir endlich wieder eine neue Hypothese bilden können.