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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

14.966 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisst, 2020, Frankfurt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Birgit A. aus Lohmar

Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 09:14
Zitat von PalioPalio schrieb:Die Kripo findet DNA-Spuren und ist sich sicher: Jemand hat die dreifache Mutter gewaltsam getötet. Ihrem
Mörder sind sie jetzt dicht auf den Fersen."
Quelle:
Ich möchte mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen,aber ich vermute da hat RTL so manches dazu gedichtet.
Der ganze Beitrag ist in meinen Augen etwas zu dick aufgetragen.
Aber, klar,du hast Recht, ganz genaues weiß man nicht.


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15.04.2021 um 11:22
Zitat von wagnerwagner schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass, auf Grund der Informationen seitens der Familie / Freunde / Bekannte von BA, ihrer bekannten Routinen und Abläufe ein freiwilliges Fernbleiben ausgeschlossen werden konnte und auch ein Suizid als eher unwahrscheinlich eingestuft wurde.
Daher evtl. das frühe Festlegen auf ein Gewaltdelikt.
Zitat von PalioPalio schrieb:Nach ihrem spurlosen Verschwinden unter Zurücklassen sämtlicher persönlicher Dinge sprach nichts für Suizid oder einen Unfall, daher ging man bereits zum Zeitpunkt der Entdeckung des Renaults von einem Verbrechen aus.
Ja, das sehe ich auch so. Es handelte sich um eine Annahme:
Das mysteriöse Verschwinden der 54-Jährigen hatte im April 2015 bundesweit für Aufsehen gesorgt. Für ein absichtliches Verschwinden, ein Suizid oder einen Unfall nach dem Nachtdienst von Birgit A. im Tower des Flughafens fanden die Ermittler der "Soko Hahn" keine Anhaltspunkte. Sie nahmen ein Tötungsdelikt an – doch Beweise dafür fehlten stets.
https://www.stern.de/panorama/stern-crime/wird-der-fall-birgit-a--nach-dem-fund-sterblicher-ueberreste-geklaert--9486300.html


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 11:26
Zitat von PalioPalio schrieb:Entscheidend ist für mich, dass nicht die erste rechtsmedizinische Untersuchung der Knochen in Verbindung mit der Auffindesituation zu der Aussage führte, dass ein Verbrechen vorliegt, sondern anscheinend erst spätere "kriminaltechnische und rechtsmedizinische" Ergebnisse.

Hätte man diese später gewonnenen Erkenntnisse sofort gehabt, hätte man auch sofort konstatiert, dass man von einem Verbrechen ausgehe.

Wie bekam man nachträgliche Erkenntnisse und worum handelt es sich dabei?

Zu den nachträglichen Erkenntnissen könnten Laborbefunde geführt haben.
Welche Laborbefunde führen zu der Annahme, dass es ein Verbrechen und kein Unfall war?
Es wäre möglich, dass man Spermien gefunden hat, aber kein vollständiges DNA-Profil. Dieses versucht man, jetzt noch zu gewinnen.

Oder die Gegenstände waren ausschlaggebend. Man hat zuerst nur von Gegenständen des Opfers gesprochen. Evtl. ging die Kripo davon aus, dass alle "Gegenstände" BA gehören, was sich aber nach Befragungen und weiteren kriminaltechnischen Untersuchungen als falsch herausstellte und diese Erkenntnis, zusammen mit der Rekonstruktion eines Geschehensablaufs, führte dann zum Schluss, dass BA getötet wurde.
Ich finde Deine Gedanken ergeben Sinn. Vermutlich kann man dann auch eine mögliche Schädelfraktur ausschliessen, die ggf. zu der Fragestellung geführt haben könnte "Unfall oder Totschlag"?

Totschlag zur Verdeckung eines Sexualdeliktes wäre eine These. Mal abwarten was die restlichen Auswertungen zu Tage bringen.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 12:03
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Totschlag zur Verdeckung eines Sexualdeliktes wäre eine These.
Das ist ein Widerspruch, denn dann wäre es Mord und nicht Totschlag.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 12:24
Zitat von PalioPalio schrieb:Es wäre möglich, dass man Spermien gefunden hat, aber kein vollständiges DNA-Profil. Dieses versucht man, jetzt noch zu gewinnen.
Spermien sind nach 5 1/2 Jahren Liegezeit nicht mehr nachweisbar.

Zudem hat man laut Aussage der Polizei den "Schädel und weitere Knochen" gefunden, d.h. es liegt nicht mal ein vollständiges Skelett vor und die Knochen, die gefunden wurden, wurden in einem größeren Umkreis zusammengesammelt, da Teile der Leiche durch Wildtiere verschleppt worden sind. Sämtliche Weichteile sind in 5 1/2 Jahren weggefressen oder zersetzt. Man hatte also, selbst wenn es noch möglich gewesen wäre, Spermien nachzuweisen, nicht mehr feststellen können, wo sich diese zum Zeitpunkt des Todes befanden.

Und auch selbst wenn man Spermien an einer bestimmten Stelle der Leiche hätte finden können, wäre das kein Beweis für ein Sexualdelikt, denn sie hätten auch einvernehmlich dorthin kommen können. Eine Vergewaltigung ist rechtsmedizinisch faktisch nicht zu beweisen. Man kann ggfls. Spermien und Abwehrverletzungen nachweisen, aber das ist kein Beweis für einen nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehr, die Abwehrverletzungen können ja auch anders entstanden sein. Deshalb braucht es für den Nachweis eines Sexualdeliktes die Aussage des Opfers (außer das Opfer ist jünger als 16 und der Täter älter als 21 Jahre), die hier nicht mehr möglich ist, und auch dann erfolgt eine Verurteilung auf Basis von Indizien.
Zitat von PalioPalio schrieb:Es wäre möglich, dass man Spermien gefunden hat, aber kein vollständiges DNA-Profil. Dieses versucht man, jetzt noch zu gewinnen.
Die in den Spermien enthalten DNA ist wesentlich stabiler als die Spermien an sich. Wenn hätte man also eher ggfls. DNA finden können. Wenn dies der Fall ist, dann hat man sie höchstens noch auch einem Haar oder einen Stück Fingernagel isolieren können, daher vielleicht die Aussage "Als BA starb war sie nicht allein." Aber beides ist für sich genommen ebenfalls kein Beweis, dass derjenige, der das Haar oder den Fingenagel verloren hat, der Täter war.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 12:46
Man kann doch auch an den Knochen Spuren gefunden haben, die nicht sofort zu sehen waren. Ich nehmen an, dass die Knochen nicht alle super-sauber waren, sondern auch Erde und Laub dran geklebt haben könnte. Irgendwo war mal ein Fall, dass man an Knochen noch Spuren einer Stichverletzung gefunden hat. Also quasi eine Einkerbung von einem Messer irgendwo oder sogar mehrere, die so liegen, dass sie nicht für einen Suizid sprechen oder eben, wo sie selbst niemals rangekommen wäre vom Winkel her.

Irgendein Beweis liegt ja vor. Durch die Aussage: Sie war bei ihrem Tod nicht allein, denke ich, die haben eindeutige Spuren eines Kampfes gefunden, Verletzungen an den Knochen, was auch immer. Jedenfalls schließe ich da auch Gift etc. aus ....


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15.04.2021 um 12:49
Zitat von Julez132Julez132 schrieb:Man kann doch auch an den Knochen Spuren gefunden haben, die nicht sofort zu sehen waren. Ich nehmen an, dass die Knochen nicht alle super-sauber waren, sondern auch Erde und Laub dran geklebt haben könnte. Irgendwo war mal ein Fall, dass man an Knochen noch Spuren einer Stichverletzung gefunden hat. Also quasi eine Einkerbung von einem Messer irgendwo oder sogar mehrere, die so liegen, dass sie nicht für einen Suizid sprechen oder eben, wo sie selbst niemals rangekommen wäre vom Winkel her.
Ja, aber um diese Spuren zu finden, braucht kein Rechtsmediziner ein halbes Jahr. Sowas steht innerhalb von Tagen nach dem Leichenfund fest.
Und potentielle Tötungsdelikte haben auch in der Rechtsmedizin Priorität, d.h. diese Obduktionen werden vorgezogen und nicht einfach in die Warteschlange der Obduktionen eingereiht, die manchmal recht lang sein kann.


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15.04.2021 um 13:09
Zitat von PalioPalio schrieb:Nach ihrem spurlosen Verschwinden unter Zurücklassen sämtlicher persönlicher Dinge sprach nichts für Suizid oder einen Unfall, daher ging man bereits zum Zeitpunkt der Entdeckung des Renaults von einem Verbrechen aus.
Als man sie am 05. Nov. 2020 fand, war die Sachlage dennoch nicht 100%ig klar, es hätte auch ein Unfall sein können. Auch im Januar 2021, als die Überreste bereits den Angehörigen ausgehändigt worden waren, hatte man noch keine ausreichenden Erkenntnisse über Kapitalverbrechen oder Unfall.
Erst im Verlauf kam heraus, dass es kein Unfall gewesen sein kann.
Ja, so in etwa wird es gewesen sein. Aber so viel ich weiß, ist die Polizei nicht verpflichtet, die Öffentlichkeit über neue Erkenntnisse ständig auf dem Laufenden zu halten. Also wenn jetzt am 5. April 21 die Meldung kam, dass es sicher ein Gewaltdelikt war, heisst das nicht, dass sie diese Erkenntnis am 4. April bekommen haben. Aus ermittlungstaktischen Gründen können die durchaus Dinge erst mal zurückhalten. Möglicherweise stand schon bald nach der Auffindung ein Tötungsdelikt ziemlich fest, aber aus bestimmten Gründen haben die eben bis zum 6. Jahrestag mit der Meldung gewartet. Und bevor sich wieder jemand aufregt: nein, die Öffentlichkeit hat keinen Anspruch, ständig umfänglich informiert zu werden, wenn die Ermittlungen noch laufen.


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15.04.2021 um 14:33
Zitat von menarimenari schrieb:Das ist ein Widerspruch, denn dann wäre es Mord und nicht Totschlag.
Du hast Recht, danke für den Hinweis. Ich hätte schreiben müßen: "Mord zur Verdeckung eines Sexualdeliktes wäre eine These." -

Und ganz unaufgeregt sei nochmal erwähnt: wer aus nachfolgenden Aussagen etwas anderes herauslesen kann als da offen zugegeben wird, ist vermutlich eher ein Kaffeesatzleser (der Zeitraum betrifft die Zeit zwischen Wagenfund und Leichenfund, April 2015 bis November 2020):
"Wir haben nichts", erzählte der Chef der Koblenzer Mordkommission, Bernd Kreuter, im Oktober 2016 dem stern (erschienen in Ausgabe 41/2016). "Kein Motiv, keine Spur – trotz intensiver Ermittlungsarbeit über viele Monate." Das Zwischenfazit behielt über Jahre seine Gültigkeit – bis zum vergangenen Donnerstag.

Für ein absichtliches Verschwinden, ein Suizid oder einen Unfall nach dem Nachtdienst von Birgit A. im Tower des Flughafens fanden die Ermittler der "Soko Hahn" keine Anhaltspunkte. Sie nahmen ein Tötungsdelikt an – doch Beweise dafür fehlten stets.

Sonst nennt Kreuter, der seit 23 Jahren bei der Mordkommission ist, seine Kriminalfälle nicht "mysteriös", aber an diesem Tag verwendet er das Adjektiv gleich viermal. "Wir haben nichts", sagt er. "Kein Motiv, keine Spur – trotz intensiver Ermittlungsarbeit über viele Monate.“

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/wird-der-fall-birgit-a--nach-dem-fund-sterblicher-ueberreste-geklaert--9486300.html



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Palio ehemaliges Mitglied

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15.04.2021 um 15:14
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Spermien sind nach 5 1/2 Jahren Liegezeit nicht mehr nachweisbar.
An der Kleidung unter Umständen schon.
Vielleicht handelt es sich um eine degradierte Spur oder eine Mischspur, aus der kein vollständiges Täterprofil zu erhalten war.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Und auch selbst wenn man Spermien an einer bestimmten Stelle der Leiche hätte finden können, wäre das kein Beweis für ein Sexualdelikt, denn sie hätten auch einvernehmlich dorthin kommen können.
Es wurde gesagt, dass im Zusammenhang mit Funden am Ablageort ein Verbrechen angenommen wird.
Wenn nun beispielsweise eine Plane gefunden wurde, kann man in Verbindung mit Spermaspuren von einem Verbrechen ausgehen. Denn freiwilliger Sex, ein anschließender tödlicher Unfall und dann noch ein Verstecken der Leiche wäre schon ziemlich abwegig.
Man konnte aber nicht allein aus der Plane, in der sich ggf. der Schädel befand, schließen, dass es ein Verbrechen war, denn es hätte auch ein Unfall passiert und ggf. vertuscht worden sein können.

Das ist aber nur eine Möglichkeit, es muss kein Nachweis von Sperma sein.
Vielleicht gibt es weitere Überlegungen hierzu:
Zitat von PalioPalio schrieb:Wie bekam man nachträgliche Erkenntnisse und worum handelt es sich dabei? Erst im Verlauf kam heraus, dass es kein Unfall gewesen sein kann.
__________________
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Also wenn jetzt am 5. April 21 die Meldung kam, dass es sicher ein Gewaltdelikt war, heisst das nicht, dass sie diese Erkenntnis am 4. April bekommen haben.
Richtig, aber nach Mitte Januar, als die Knochen bereits freigegeben waren und der Rechtsmediziner seinen Bericht über seine Untersuchung abgegeben hatte.

Aus der Erklärung der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach vom 19.01.21 (den Artikel habe ich oben verlinkt):
Weitere Erkenntnisse haben die Ermittlungen bisher aber nicht gebracht. Die Umstände, wie die damals 54-Jährige ums Leben gekommen ist, sind weiterhin ungeklärt. Bislang gebe es noch keine Erkenntnisse darüber, ob die Lohmarerin einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen sei oder einen tödlichen Unfall erlitten habe.
Diese Meldung spricht mMn. für noch ungenügende Kenntnisse am 19.01.21 und nicht für ein bereits vorhandenes Wissen, das nur noch nicht preisgegeben werden soll.

Es kam danach etwas hinzu und zwar ein Ermittlungsergebnis, welches zu dem Schluss führte "jetzt können wir uns sicher sein und die Öffentlichkeit entsprechend informieren."


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15.04.2021 um 15:27
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Und ganz unaufgeregt sei nochmal erwähnt: wer aus nachfolgenden Aussagen etwas anderes herauslesen kann als da offen zugegeben wird, ist vermutlich eher ein Kaffeesatzleser (der Zeitraum betrifft die Zeit zwischen Wagenfund und Leichenfund,
Du hast doch hier stark die Suizidthese vertreten und nicht verstanden warum andere User dieses nicht so sehen. Mich bist du gar persönlich angegangen. Die Polizei hatte es von Beginn an ausgeschlossen. Es ist sicherlich eine Kunst zwischen den Zeilen der Ermittler zu lesen. Das beherrscht nicht jeder.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 16:27
Zitat von Enterprise1701Enterprise1701 schrieb:Du hast doch hier stark die Suizidthese vertreten und nicht verstanden warum andere User dieses nicht so sehen.
Da Suizide wesentlich häufiger vorkommen als Tötungsdelikte, war es aufgrund der "Null-Spurenlage" berechtigt, von Suizid auszugehen.
(Und ich gebe zu, dass ich auch für Frau Ameis gehofft hatte, dass ihr ein Gewaltdelikt erspart geblieben wäre.)
Ich kann tatsächlich nicht verstehen, weshalb man die unmißverständlichen Aussagen zum Ermittlungsstand (keine Spuren etc.) nicht ernst nimmt, sondern darauf spekuliert, dass es doch Spuren gibt (also die von Angehörigen und Freunden). Wenn diese "bekannten" Spuren ermittlungsrelevant gewesen wären, würden die Ermittler nicht gesagt haben, dass es keine Spuren gibt.

Die Ermittler sagen nach meinem Kenntnisstand tatsächlich eher Nichts, als dass sie lügen. Ganz konkret: hätte man relevante Spuren gehabt (egal von wem), dann wäre nicht gesagt worden, dass man keine Spuren hat. Ansonsten würde man doch lügen, oder nicht? Es wäre ihr gutes Recht gewesen, gar nichts zur Spurenlage zu sagen, wenn man das aus ermittlungstaktischen Gründen für erforderlich gehalten hätte. Aber sie hatten sich entschieden, den korrekten Ermittlungsstand bekannt zu geben: …. keine Spuren, kein Motiv, Nichts.
Zitat von Enterprise1701Enterprise1701 schrieb:Die Polizei hatte es von Beginn an ausgeschlossen.
... vermutlich aufgrund der Befragungen zur Person. Das Umfeld hatte bei Frau Ameis keine depressiven oder labilen Züge festgestellt. Hierzu wurde jedoch mehrfach darauf verwiesen, dass dieses u.U. auch unerkannt (latent) geblieben sein könnte. Nun weiss man aber ja inzwischen, dass es in ihrem Fall wohl nicht so war.
Zitat von Enterprise1701Enterprise1701 schrieb:Mich bist du gar persönlich angegangen.
Dafür entschuldige ich mich.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 16:30
Die Frage ist für mich, ob die Todesursache festgestellt werden konnte Wenn nein, so kann man aus dem Fund von fremder DNA nicht allg. auf ein Verbrechen schließen. Da müsste die DNA schon unter den Fingernägeln gefunden worden sein.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 17:09
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Da müsste die DNA schon unter den Fingernägeln gefunden worden sein.
Und selbst dann heißt das nur, dass BA innerhalb von Stunden jemanden gekratzt hat, wodurch von diesem jemand Hautpartikel unter ihre Fingernägel geraten sind. Das bedeutet weder, dass die gewaltsam bzw. durch Fremdeinwirkung zu Tode gekommen ist noch dass derjenige, von dem die DNA stammt, der Täter sein muss.

Rein fiktives Szenario:

* die Person XY geht walken und trifft unterwegs auf einen Menschen AB, der sie auffordert, das Handy und Bargeld herauszurücken.
* XY wehrt sich, tritt, schlägt und kratzt um sich, weshalb AB unverrichteter Dinge das Weite sucht
* XY kehrt dabei um, weil er/sie jetzt Angst im Wald hat und möglichst schnell zum Auto zurück will, deshalb nimmt er/sie eine Abkürzungquerfeldein durch den Wald, stolpert dabei und schlägt sich den Kopf an einem Stein an, wird dadurch beduselt und benebelt, bleibt liegen und erfriert.
* XY's Leiche wird nach 1 Jahr (oder meineswegen später gefunden), man findet eine Impressionsfraktur am Schädel und XY's DNA unter den Nägeln

Ich gebe zu, dass das recht konstruiert ist, aber es geht mir nur darum zu zeigen, dass DNA unter den Fingernägeln kein Beweis für ein Fremdverschulden oder eine bestimmte Person als Täter ist. Es ist natürlich ein starkes Indiz, und XY wird erklären müssen, wie seine DNA da hin kommt. Aber das reicht nicht, um ihn gerichtssicher einer Tat zu überführen.

Weitere Möglichkeiten, wie die DNA da hingekommen sein könnten:
* XY und AB hatten am Abend vor dem Walking-Unfall freiwillig Sex, bei dem AB den XY am Rücken gekratzt hat
* XY und AB kennen sich gut (sind meinetwegen Partner) und AB hat XY gebeten, ihn mal am Rücken zu kratzen, weil es da an einer Stelle juckt an die er nicht dran kommt
* XY und AB sind Arbeitskollehen und AB hat sich am Morgen des Tages, an dem später der Unfall passiert ist, XYs Nagelfeile ausgeliehen oder z.B. seine Arbeitshandschuhe, in deren Fingern massig Hautschuppen von XY zu finden sind, von denen einige bei der Arbeit dann unter ABs Fingernägel geraten sind


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 18:16
Man geht ja davon aus, dass BA zum Fundort verbracht wurde. Dazu noch mal die Frage:
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:4. Wer hat am Ostersamstag, 04.04.2015 oder in den Tagen danach Beobachtungen gemacht, die mit dem Verbringen und Ablegen der Leiche von Birgit Ameis, in dem Waldgebiet der Gemarkung Büchenbeuren, an der alten Hunsrückhöhenstraße B 327, K 77 Richtung Lötzbeuren unweit der Start- und Landebahn des Flughafens Hahns, im Zusammenhang stehen könnten?
Könnte womöglich zuvor die Leichenstarre eigesetzt haben, und ihre Überreste wurden in einer Haltung aufgefunden, wie sie so nicht auf dem Waldboden liegend entstehen kann? Also z.B. in der "Emryonalhaltung", die bei Enge (vllt. in einem Kofferraum) entstand, als sie in einen Kofferraum gelegt wurde? Dann hätte sie vllt. über Stunden/Tag/Tage im Kofferraum (in dieser Haltung) gelegen, was dann ein Hinweis auf einen ortsansässigen Täter sein könnte. Oder was könnte darauf hinweisen, dass der Fundort nicht der Tatort ist?
Beitrag von mitH2CO3 (Seite 418)

Inzwischen könnte ich mir auch vorstellen, dass sie vllt. doch in diesem schwarzen Stoff eingewickelt war. Aber ansonsten ....?


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 19:24
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Könnte womöglich zuvor die Leichenstarre eigesetzt haben, und ihre Überreste wurden in einer Haltung aufgefunden, wie sie so nicht auf dem Waldboden liegend entstehen kann? Also z.B. in der "Emryonalhaltung", die bei Enge (vllt. in einem Kofferraum) entstand, als sie in einen Kofferraum gelegt wurde?
Die Leichenstarre beginnt sich aber schon nach 24 bis 48 h wieder zu lösen (je nach Lagerungsbedingungen, v.a. abhängig von der Lagertemperatur). Und die Ermittler haben ja nicht mal das vollständige Skelett,sondren nur den Schädel und einzelne Knochen gefunden. Das bedeutet, dass Tiere an der Leiche gefressen haben und auch Teile davon verschleppt haben. Von der Lage am Fundort kann man also nach 5 1/2 Jahren keine Rückschlüsse mehr auf die Haltung der Leiche bei der Ablage ziehen.


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Palio ehemaliges Mitglied

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15.04.2021 um 19:27
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Die Frage ist für mich, ob die Todesursache festgestellt werden konnte Wenn nein, so kann man aus dem Fund von fremder DNA nicht allg. auf ein Verbrechen schließen.
Die Todesursache stand nach der Untersuchung der Knochen durch den Rechtsmediziner entweder nicht fest oder sprach nicht eindeutig für ein Verbrechen.
Nachdem die Knochen beteits für die Bestattung freigegeben worden waren, gab es wie gesagt noch diese Meldung:
Bislang gebe es noch keine Erkenntnisse darüber, ob die Lohmarerin einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen sei oder einen tödlichen Unfall erlitten habe.
Also kann man wohl schlussfolgern, dass die Polizei nicht (oder nicht allein) durch die Todesursache auf ein Verbrechen kam.

Das, was danach hinzukam, war entscheidend und führte zu einer Tatrekonstruktion.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Inzwischen könnte ich mir auch vorstellen, dass sie vllt. doch in diesem schwarzen Stoff eingewickelt war.
Das halte ich auch für wahrscheinlich. Ein Fund von "Verpackungsmaterial" würde jedenfalls dafür sprechen, dass der Leichenfundort nicht der Tatort war.


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15.04.2021 um 19:48
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ich gebe zu, dass das recht konstruiert ist, aber es geht mir nur darum zu zeigen, dass DNA unter den Fingernägeln kein Beweis für ein Fremdverschulden oder eine bestimmte Person als Täter ist. Es ist natürlich ein starkes Indiz, und XY wird erklären müssen, wie seine DNA da hin kommt. Aber das reicht nicht, um ihn gerichtssicher einer Tat zu überführen.
Finde deine Überlegungen hier sehr interessant, vor allem weil mir die ganze Zeit ein Fall aus meinem Umfeld vorschwebt, der mich immer wieder an das Schicksal von Birgit A. erinnert.

Der Täter (welchen ich durch meinen Beruf persönlich kannte) hat in diesem Fall behauptet, das Handy von dem Opfer Wochen nach der Tat über eine Anzeige käuflich erworben zu haben, Angaben zum Verkäufer konnte er jedoch keine machen, am selben Tag des Mordes hätte er das weibliche Opfer bei ihrer Tätigkeit im Supermarkt angetroffen und sie habe ihn aus Versehen beim Einräumen eines Regals gekratzt, sich danach bei ihm mit einer Umarmung entschuldigt, so sei seine DNA unter ihre Fingernägel und auf die Kleidung geraten.
Bei ihm wurde das Handy des Opfers gefunden, zudem wurde der Mann von DNA-Spuren u.a. an der Kleidung und am Körper des Opfers belastet.
Quelle: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/lebenslange-haft-mord-amstetten;art4,3289106


Ähnlich konstruierte Geschichte wie dein fiktives Beispiel, aber in diesem Fall kam es zu einem Urteil, nämlich lebenslange Haft.

Ich frage mich seit der Verurteilung (der Täter bestreitet bis heute die Tat) wie es wohl ausgegangen wäre, wenn nur einer der beiden Beweise vorhanden wäre.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 20:26
Zitat von PalioPalio schrieb:Das halte ich auch für wahrscheinlich. Ein Fund von "Verpackungsmaterial" würde jedenfalls dafür sprechen, dass der Leichenfundort nicht der Tatort war.
Dann wäre aber das Verbrechen gleich klar gewesen, und nicht:
Zitat von PalioPalio schrieb:Bislang gebe es noch keine Erkenntnisse darüber, ob die Lohmarerin einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen sei oder einen tödlichen Unfall erlitten habe.
Letztendlich kann man mit den bisherigen öffentlichen Informationen nichts verifizieren, auch nicht die Todesursache, sondern muss der Polizei entweder glauben oder einen Bluff unterstellen.

Solange die Leiche nicht gefunden war, war die Ausgangsüberlegung "Verbrechen" sowieso höchst spekulativ. Im Fall Tanja Gräff ging die Polizei ebenfalls jahrelang von einem Verbrechen aus. Als die Leiche dann gefunden wurde kam man nach Untersuchungen zu der Erkenntnis, dass es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt und es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit (Wortlaut STA) um einen Unfall handelte.


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Der Fall Birgit A. aus Lohmar

15.04.2021 um 20:36
ist
Zitat von ThereThereThereThere schrieb:Ich frage mich seit der Verurteilung (der Täter bestreitet bis heute die Tat) wie es wohl ausgegangen wäre, wenn nur einer der beiden Beweise vorhanden wäre.
Jedenfalls in Deutschland ist nach der Rechtsprechung des BGH eine Verurteilung allein aufgrund einer DNA-Spur nicht möglich. Es müssen stets weitere Indizien hinzukommen.


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