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Doppelmord Babenhausen

26.333 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, 2009, Nachbar ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Doppelmord Babenhausen

Doppelmord Babenhausen

09.06.2020 um 23:30
Zitat von RüdigerRüdiger schrieb:Wobei an der Hose auch abweichend zum Tatortbefund die Kombination mit Kalium gefunden wurde.
Und? Der Befund von Kalium wurde im Urteil durch einen Sachverständigen erläutert.
Gibt es Stand heute denn neue Erkenntnisse, so dass der Befund Kalium nun "derart eingeworfen" erwähnenswert wäre?

Zitat aus dem Urteil:
Gegen die Feststellung der Kammer, dass es sich bei den Spuren an den untersuchten
Gegenständen, die beim Angeklagten sichergestellt wurden, um Spuren mit einer solchen
Elementskombination handelt, die derjenigen der am Tatort aufgefundenen Schmauchspuren,
also namentlich denen von den Hülsen der (Tat-) Munition der Marke Poongsan Metal
Company, spricht auch nicht, dass neben den genannten Elementen zusätzlich Kalium
gefunden wurde. Soweit der Sachverständige Dr. Schulze bekundete, dass bei den
untersuchten Gegenständen, die beim Angeklagten sichergestellt worden seien, als weiteres
chemisches Element Kalium gefunden und dies nicht elementarer Bestandteil einer
Schmauchspur sei, konnte er zur Überzeugung der Kammer dieses Phänomen nämlich
schlüssig erklären und ging dabei weiterhin vom Vorliegen einer typischen Schmachspur
aus. Denn er führte insoweit aus, dass diese Tatsache zweifellos nicht gegen das Vorliegen
einer charakteristischen Schmauchspur sprechen würde, da es nicht völlig untypisch sei, dass
die typische Zusammensetzung von Schmauch aus Blei, Barium und Antimon mit anderen
Elementen wie Kalium durch Umwelteinflüsse erweitert werde, ohne dass sich an der
Feststellung, dass es sich um eine Schmauchspur handele, etwas ändere.



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Doppelmord Babenhausen

09.06.2020 um 23:49
Zitat von RüdigerRüdiger schrieb:Gegenstand des Interesse könnten nunmehr neu entwickelte forensische Datierungsmethoden für Schussrückstände sein.
Wie neu sind diese denn und gibt es dazu eine öffentlich nachlesbare Quelle?


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09.06.2020 um 23:53
@Rüdiger
Und: wie genau kann mit diesen Methoden datiert werden? Was sind die Fehlertoleranzen?


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10.06.2020 um 00:26
@jaska
Die Extraktion vom Spurenträger ist wohl ein diffiziler Vorgang. Für die "Auflösung" kommt es insbesondere auf die chemischen Verbindungen an, die im Schussrückstand zur Verfügung stehen. Wobei die Antragungen an der Hose etwa 18 Jahre älter sein müsste.



@AnNevis
Kalium ist insofern interessant, da es auch aus der Treibladung stammen kann, was dann für Schwarzpulver spricht (Schreckschuss, Pyrotechnik). Die Tatmuniton enthält ausschließlich Nitrocellulose in der Treibladung.


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10.06.2020 um 00:51
Zitat von RüdigerRüdiger schrieb:Kalium ist insofern interessant, da es auch aus der Treibladung stammen kann, was dann für Schwarzpulver spricht (Schreckschuss, Pyrotechnik)
Und welche Bestandteile enthält Schreckschuss/Pyrotechnik im Schmauch ansonsten (neben tatsächlich Blei, Barium, Antimon und Aluminium?)?
Ich bin zugegeben nicht in dem Thema, traue hier aber dem Sachverständigen zu, dies womöglich vorbehaltlich ausschließen zu können.


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10.06.2020 um 00:53
@Rüdiger
Das war jetzt aber keine Antwort auf meine Frage.
Nochmal: was genau ist diese Methode und wie genau können deren Ergebnisse sein?


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10.06.2020 um 00:59
Zitat von jaskajaska schrieb:Nochmal: was genau ist diese Methode und wie genau können deren Ergebnisse sein?
Ich habe auf die Schnelle auch nichts dazu recherchieren können. Es gibt zwar zum Thema ein paar wenige öffentlich verfügbare Fundstellen, aber diese sind aktuell alles andere als "state of scientific knowledge".


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10.06.2020 um 01:09
Zitat von AnNevisAnNevis schrieb:Es gibt zwar zum Thema ein paar wenige Fundstellen, aber aktuell ist das alles andere als "state of scientific knowledge".
Das muss halt das Stellen eines WA-Antrages nicht hindern. Im Fall des Badewannenmordes von Rottach-Egern will die Verteidigung mit einem neuen biomechanischen Gutachten, erstellt mit einer wissenschaftlich offenbar noch nicht anerkannten Computersimulation, eine Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen, in welchem dann mittels dieses Gutachtens dargelegt werden soll, dass es sich nicht um Mord, sondern um einen Unfall handelt.

Inwieweit dort das Wiederaufnahmegericht sich von dem neuen Gutachten überzeugen lässt, wird man sehen. Im Fall Darsow könnte man es halt auch noch mal versuchen. Woran hier anscheinend aber nicht zu rütteln ist, sind die Feststellungen der Strafkammer zur Schalldämpfer-Recherche.


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10.06.2020 um 01:31
Zitat von AndanteAndante schrieb:Das muss halt das Stellen eines WA-Antrages nicht hindern.
[...]
Sicherlich, aber wir diskutieren ja abseits davon von der möglichen Erfolgsaussicht (wie von dir auch nachfolgend erwähnt).
Ich interessiere mich auch für die hier eingeworfene Argumente und möchte diese auch für mich kritisch hinterfragend bewerten können.
Die thematisierte neue Möglichkeit der "Datierungsmethoden für Schussrückstände" klingt zunächst in diesem Fall natürlich spannend, da diese ggf. das Indiz Schmauchspur widerlegen könnte, aber dazu müsste man überhaupt wissen, wie der Stand der Technik ist.
Die bloße Erwähnung (ungeachtet einem möglichen Ergebnis) hilft hier in der Sache (zumindest mir) nicht weiter.


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10.06.2020 um 01:58
Schussrückstände könnten auch mit elektrophoretischen Methoden untersucht werden, so könnte die individuelle Zusammensetzung inklusive aller schmauuntypischen Verbindungen geklärt werden.

Rechtlich wird das aber für einen Wiederaufnahmeantrag ebenso schwierig, da das Tatgericht im wesentlichen den Tatnachweis aus der Verbindung von Internetrecherche und der Verteilung von Bauschaumpartikeln am Tatort geführt haben will. Die Schmauchspuren sind da nur "Gewürz".


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10.06.2020 um 07:51
@Rüdiger
Und wie soll das Alter bestimmt werden und mit welcher Genauigkeit???


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10.06.2020 um 07:57
Zitat von EinElchEinElch schrieb:Ich halte das für keinen guten Riecher, sondern simple Deduktion, das Naheliegende.
Ich finds schon recht pfiffig, wie die Ermittlungsbeamten dem Darsow schlussendlich auf die Spur gekommen sind.


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10.06.2020 um 09:41
Zitat von RüdigerRüdiger schrieb:In der Tat könnten die Schmauchspuren noch eine Rolle spielen.
Ob nun mit oder ohne Deiner neuen Datierungsmethode für Schmauchspuren: Es dürfte gar keine Rolle spielen. Die Schmauchspuren spielten nur eine untergeordnete Rolle bei der Verurteilung von Herrn D.

Selbst wenn die gefundenen Schmauchspuren nachweislich älteren Datums wären, könnten damti weder Suche, noch Download, noch Ausdruck der Schalldämpferbauanleitung wegdiskutiert werden. Ebenso wenig, dass D. schon lange vor jedem anderen wusste, warum die Polizei in seinem Unternehmen ist.


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10.06.2020 um 10:09
Zitat von Cassandra71Cassandra71 schrieb:pfiffig
Ich habe auch nicht behauptet, dass es nicht pfiffig gewesen wäre, sondern ich habe ausdrücklich gesagt, dass es nicht "seltsam" ist, dass die Ermittler auf Darsow kamen, sondern eben durch Nachdenken. Zum Nachdenken muss man für gewöhnlich pfiffig sein.


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10.06.2020 um 10:21
@RinTin
Ein neues Gutachten zu den Schmauchspuren dürfte im Wiederaufnahmeantrag wenig Nutzen entfallten, da stimme ich dir zu.

Die Information über den wahren Durchsuchungsgrund könnte er aber auch schon vor dem inkriminierenden Telefongespräch unverfänglich erhalten haben. Aber auch das ist Nebensache und für den Rechtsbehelf egal.


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10.06.2020 um 10:32
@jaska
Auf das Alter der Schussrückstände kommt es hier vielleicht auch nicht an. Vielmehr wäre ergänzend zur Suche nach schmauchtypischen Elementen (Anzündsatz) und deren Kombination zu prüfen ob weitere Untersuchungen auch von organischen Schussrückständen eine sichere Unterscheidung der Spuren ermöglichen.


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10.06.2020 um 10:57
@Rüdiger

Das Problem für AD ist nur, dass solche Untersuchungen eben nicht von Amts wegen stattfinden. Der Prozess ist rechtskräftig abgeschlossen. AD müsste, wenn er einen weiteren WA-Antrag stellen willen, selbst Gutachter finden, die Ergebnisse in seinem Sinne bringen. Und diese Suche kann, wie bei dem Bauschaum-Schalldämpfer-Gutachten, Jahre dauern. Ob dann das Gutachten auch das Wiederaufnahmegericht überzeugt, ist noch eine ganz andere Frage.


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10.06.2020 um 11:15
Zitat von AnNevisAnNevis schrieb:Zitat aus dem Urteil:
Das empfinde ich als das Argerliche am Urteil. Es ist wortreich, umständlich und extrem redundant, aber häufig wenig aussagekräftig, wenn es um die Begründung geht.

Sehen wir uns das Zitat nochmals genauer an:
Gegen die Feststellung der Kammer, dass es sich bei den Spuren an den untersuchten
Gegenständen, die beim Angeklagten sichergestellt wurden, um Spuren mit einer solchen
Elementskombination handelt, die derjenigen der am Tatort aufgefundenen Schmauchspuren,
also namentlich denen von den Hülsen der (Tat-) Munition der Marke Poongsan Metal
Company, spricht auch nicht, dass neben den genannten Elementen zusätzlich Kalium
gefunden wurde.
Soweit erst mal: Es wurde zusätzlich Kalium gefunden. Warum ist das nun ohne Belang?
Soweit der Sachverständige Dr. Schulze bekundete, dass bei den
untersuchten Gegenständen, die beim Angeklagten sichergestellt worden seien, als weiteres
chemisches Element Kalium gefunden und dies nicht elementarer Bestandteil einer
Schmauchspur sei, konnte er zur Überzeugung der Kammer dieses Phänomen nämlich
schlüssig erklären und ging dabei weiterhin vom Vorliegen einer typischen Schmachspur
aus.
Der Sachverständige kann das also schlüssig erklären. Nun gut. Und wie macht er das?
Denn er führte insoweit aus, dass diese Tatsache zweifellos nicht gegen das Vorliegen
einer charakteristischen Schmauchspur sprechen würde, da es nicht völlig untypisch sei, dass
die typische Zusammensetzung von Schmauch aus Blei, Barium und Antimon mit anderen
Elementen wie Kalium durch Umwelteinflüsse erweitert werde, ohne dass sich an der
Feststellung, dass es sich um eine Schmauchspur handele, etwas ändere.
Ich muss dumm sterben. Der Sachverständige sagt: Das ist völlig normal und ändert nichts.

1. Kann man das nicht in einem Satz feststellen?
2. Und warum das so ist, warum da Kalium typisch ist (was meine Frage an den Sachverständigen wäre), das bleibt am Ende so geheimnisvoll wie am Anfang.
3. Ich zweifle die Expertise des Sachverständigen nicht an, aber diese Art der Argumentation hinterlässt einfach keinen guten Beigeschmack.
Zitat von Cassandra71Cassandra71 schrieb:Ich finds schon recht pfiffig, wie die Ermittlungsbeamten dem Darsow schlussendlich auf die Spur gekommen sind.
Es ist weniger das Ergebnis göttlicher Eingebungen denn systematischer Polizeiarbeit, bei der Spuren systematisch von Innen nach Außen abgearbeitet werden. Irgendwann war auch Herr Darsow dran, schon weil er tatortnah war.


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10.06.2020 um 12:03
Zitat von EinElchEinElch schrieb:Ich habe auch nicht behauptet, dass es nicht pfiffig gewesen wäre, sondern ich habe ausdrücklich gesagt, dass es nicht "seltsam" ist, dass die Ermittler auf Darsow kamen, sondern eben durch Nachdenken. Zum Nachdenken muss man für gewöhnlich pfiffig sein.
Nein, es ist nicht seltsam, dass sie auf Darsow gekommen sein...das lag einfach nahe.

Mit pfiffig habe ich speziell die Sache mit dem Schalldämpfer gemeint. Dass man eben Schlagwörter in die Suchmaschine eingab, von da aus auf die Schweizer HP kam und dann recherchiert hat, von welchen IP Adressen aus der näheren Umgebung auf diese Bauanleitung zugegriffen wurde.

Keine Ahnung, ob so was "Standard" ist.


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10.06.2020 um 12:43
Mir ist zu dieser ganzen Bauschaum-Schalldämpfer Sache noch etwas anderes Interessantes aufgefallen. So ziemlich genau 1 Woche vorher wurde in Eislingen von zwei Jugendlichen eine ebenso grausame und erschreckende Tat begangen. Die beiden Täter haben die gesamte Familie des einen Jugendlichen erschossen. Als Schalldämpfer diente ebenfalls eine mit Bauschaum gefüllte Plastikflasche.

Interessant fände ich in diesem Zusammenhang die Fragen: Hatten die Täter die Bauanleitung von der selben Webseite wie im vorliegenden Fall ? Hatte die Konstruktion den gewünschten Effekt ? Sind Ähnlichkeiten bzgl.der Verteilung von Bauschaum an beiden Tatorten zu finden?

Es wäre mMn ganz interessant um sich vorstellen zu können wie realistisch die Annahmen des Gerichts im Fall AD sind. Vielleicht war der verwendete Schalldämpfer so konstruiert wie im Eislingen-Mord ?

https://mobil.stern.de/panorama/stern-crime/eislingen-prozess-schalldaempfer-aus-cola-flaschen-3335918.html


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