@monstra Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber es macht ja tatsächlich Sinn - auf ganzer Linie. Würde es sich strafverlängernd auswirken, seine Tat zu leugnen, hätte man ja durchaus Rechtssysteme des Mittelalters etabliert: "Im Zweifel lassen wir dich so lange im Kerker verrotten, bis du gestehst!"
Und gerade die Argumentation, dass beispielsweise Leugnung aus Scham, eher ein positives Vorzeichen sein KANN, leuchtet mir ein.
Wenn wir annähmen, dass Herr Darsow tatsächlich diesen Mord in einer Phase seines Lebens begangen hat, wo alles am Ende war für ihn - Die Kinder, die Arbeit, der Stress, den allein das nach sich zieht, der geplatzte Traum vom friedlichen Eigenheim über Jahre und der immer stärker werdende Druck - ja, es ist für so viele von uns so ein mickriges Motiv, und vielleicht sieht er das ja ganz genauso. Und weil er nicht zugeben kann, dass er selbst so unter sich und den Umständen zusammengebrochen ist, weil er so entsetzt und erschüttert über sich selbst ist, dass er es sich niemals eingestehen könnte, weil er damit in sich selbst viel größeren Schaden anrichten würde, als es die Haft je könnte, leugnet er es vehement.
Und das kann ich verstehen. Genauso, wie ich sein Motiv verstehe.
Denn auch, wenn vermutlich niemand von uns Herrn Darsow besonders sympathisch findet angesichts seiner Tat - wenn er seine Strafe abgesessen hat und ihn die Justiz für rehabilitiert erklärt, dann muss man das genauso akzeptieren, wie man sein Urteil akzeptiert hat. Dann hat er das letzte Viertel seines Lebens eine zweite Chance verdient. Und wenn er es sich sein Leben lang nicht eingestehen kann, dafür aber wieder ein Leben(!) führen kann, dann will ich ihm das nicht ausschlagen.
Ich glaube jeder gesteht sich selbst etwas nicht über sich ein. Bei den meisten sind das Kleinigkeiten. Bei Familie Darsow ist es der Mord an zwei Menschen.