Ray. schrieb:Soviel zur Theorie und wie läuft es in der Praxis?
Das wäre wirklich OT.
Allerdings war auch hier im Thread das Phänomen zu beobachten, dass den erwachsenen nahen Angehörigen so manches mal Mitwissen - wenn nicht gar Teilnahme unterstellt wird. Auch wenn es keine Beweise gibt. Aufgrund des Näheverhältnisses ist das ja denklogisch nicht auszuschließen. Erst recht wenn die Angehörigen mit in den Genuss der Früchte eines Verbrechens gekommen wären.
Ein No-Go, über das nicht gesprochen werden darf, klar, das aber in den Köpfen existiert. Und der Vorwurf der moralischen Mitschuld kann genauso latent im Hintergrund wabern. Das ist alles eine Last, die die Angehörigen zu tragen haben. Auch wenn ihnen behördlicherseits nie ein Vorwurf gemacht worden ist, sie nichts wussten und nichts wissen konnten. Den Gegenbeweis können sie nicht antreten.
Der Kampf von Frau Darsow um ihren Mann kann deshalb seine Ursache in den verdrängten Schuldgefühlen haben, die sie umtreiben müssten. Sollte sie - wenn auch unabsichtlich oder unbewusst - dazu beigetragen haben (oder dies glauben), dass ihr Mann seinen Tatentschluss fasst, dann kann das zu schweren Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen führen. Indem man das vermeintliche Unrecht in den Vordergrund stellt, das einem selbst angetan wurde, geht man dann im Wege der Projektion der eigenen Mitverantwortung aus dem Weg.