Matthäi schrieb:Ok. Du siehst es als Hinweis darauf, dass er "ihr" aufgelauert hatte...denkst Du dannn eher an ein zufälliges Opfer oder an einen konkreten Anschlag auf Lucile?
Ich schließ mich da
@nephilimfield an, ich halte immer noch ein Zufallstäter für wahrscheinlich.
Auch wenn ich Beziehungstat nicht ausschließe. Es gab ja auch scheinbar Ermittlungen und ein Amtshilfeersuchen nach Frankreich, diesbezüglich.
Wenn man den Mord an Lucile mit anderen Fällen vergleicht, dann stimmt die Tatort-Auswahl mit der nicht weniger anderer Fälle überein, insofern, dass die wichtigsten Punkte aus Tätersicht optimal ausbalanciert sind.
Es muss eine ausreichende Menge an potentiellen Opfern vorbei kommen, aber keinesfalls zu viele.
Trotz hinreichender Frequentierung ist er immer wieder über längere Minutenabschnitte bis viertelstündig menschenleer. Die Möglichkeit zur ungestörten und unerkannten Tatausführung ist klar gegeben. Die Gesamtsituation ist im Vorfeld fast völlig zu überblicken und kann sich nicht plötzlich ändern. Es bieten sich genügend sicher erscheinende Fluchtmöglichkeiten, vor allem durch die Möglichkeit im Dunklen am Ufer entlang stadtauswärts zu marschieren. oder durch die Gärten der Häuser zu entkommen.
Der Tatort ist an einer Stelle, an der die Promenade gerade eine leichte Biegung vollzogen hat, so dass man ihn von 100m Entfernung Richtung Innenstadt/Festung schon nicht mehr einsehen kann. Nur Leute in unmittelbarer Nähe könnten Augenzeugen werden. Und das es diese gibt kann der Täter also vorher völlig ausschließen.
Links und rechts ist der Fluss auf der anderen Seite Häuser mit dichten Hecken. Von dorrt kann niemand kommen und niemand etwas sehen.
Außerdem unterstützt das fahle Laternenlicht (wurde nach dem Mord durch helleres ausgewechselt) den Täter.
In Richtung des Wohnheims ist der Weg zwar gerade, aber durch das helle Licht am Wohnheim und das fahle am Tatort kann man dennoch nachts nichts gut erkennen.
Leute können sich dem Tatort also nur über die Promenade selbst annähern. Von zwei Seiten, die der Täter zuvor 100% im Überblick hat und weiß wer kommt und ob er/sie allein ist.
Ein zusätzlicher Vorteil, von dem ich denke, dass er eine Rolle gespielt hat, ist eine Lücke in der Hecke von Haus 14.
Die Hecke beginnt ~2m über dem Erdboden auf einer Steinmauer und in der Hecke ist ein großes Loch drin, in das ein Mann ganz stehend rein passt.
Von da kann er in beide Richtungen der Promenade durchs Geäst gucken ohne selbst gesehen zu werden. Dadurch dass er hoch steht, kann er weiter sehen, als die Leute die sich nähren.
Leute die vorbeigehen sehen ihn nicht, wenn er nicht will. Es kann also sein, dass vor Lucile bspweise schon Pärchen oder Gruppen vorbei kamen und Glück hatten bzw die er verschonte weil sie eben nicht alleine waren.
Der Täter hat nur warten müssen, bis eine einzelne Person vorbei kommt und es in beiden Richtungen frei ist und niemand kommt.
Auch die Möglichkeit, das Opfer schnell zum Ufer hinab zu verbringen, war an dieser Stelle viel besser gegeben, als an den anderen Abschnitten, wo die Büsche dichter sind.
Insofern ist der Tatort im Detail sehr gut ausgesucht. Die Frage ist natürlich, wie schnell jemand so etwas erfasst. Jemand, der schon öfters Menschen überfallen hat, wird eine gewisse Intuition und Routine im Erkennen "günstiger" Orte entwickelt haben. Und vermutlich ziehen ihn solchen Orte auch an. Also ist es nicht notwendig, dass der Täter den Ort schon länger ausgesucht hatte und oft vorbei gekommen war. Allerdings ist es schon denkbar. Vor allem weiss man erst nach einer Weile, wenn man an mehreren Tagen zu unterschiedlichen Zeiten an einem Ort war, wie die Publikumsfrequenz ist. Das spricht dafür, dass der Täter nicht ganz zum ersten Mal da war.
Natürlich kann auch ein Bekannter von Lucile den Tatort ausgesucht haben, also Täter sein.
Da fällt der Verdacht dann auf die Mädchen, die sie einluden, da die ja überhaupt erst bewirkt haben, dass sie da lang ging und wenn man XY Glauben schenken darf, sogar die genaue Wegführung per SMS/WA bestimmten - ja sogar den Umweg über den Kreisel an der Brücke vorgaben und damit dass sie überhaupt am Tatort vorbei kam.
Wäre sie den kürzesten Weg, am Stichweg entlang das Radladens und Subaru-Händler auf die Straße gegangen, wäre sie gar nicht an der Stelle vorbei gekommen. Darüber kann man natürlich schon nachdenken.
In XY wird es ja damit erklärt, dass diese Wegführung die am einfachsten zu beschreibende war, was ja stimmt. Immer gerade au und dann einmal links hoch und über den Zebrastreifen. Sie unterhielten sich wohl auf Englisch, was bei beiden nicht die Muttersprache ist. Also beschreibt man auch den Weg auf die einfachste Art und beschreibt auch den einfachsten Weg.
Bei den türkischen Mädels fehlt mir aber trotzdem das Motiv. Sie und Lucile hatten sich wohl erst im Dezember ein bisschen näher aber nicht intensiv kennengelernt und in größeren Gruppen was zusammen unternommen, nicht zu dritt oder viert.
Daher steht hinter Eifersucht und ähnlichem ein bisschen ein Fragezeichen für mich, das entsteht meist nur bei großer Nähe.
Auch würde ich denken, dass es materielle Spuren und psychologische Hinweise auf die Täterschaft geben müsste.
Die fehlen aber scheint's. Lucile hat ja mit ihrer engsten Busenfreundin zusammen gewohnt in Kufstein, mit der sie schon am Anfang des Jahres 2013 drei Jahre Monate zusammen in Thailand war, und mit der sie auch in Lyon zusammen studiert hatte und die auch bereits schon 2012 viel zusammen unternommen hatten.
Da würde ich denken, dass die über etwaige seltsame oder problematische Beziehungskonstellationen und -Spannungen bei Lucile Bescheid gewusst hätte oder Ahnungen gehabt hätte. Auch anderen Kommilitonen wäre möglicherweise etwas aufgefallen, da die Leute wohl über diese 4 Monate in Kufstein ständig in großen Gruppen zusammen waren, Zum Studieren und in allen Formen von Freizeitaktivitäten. Dann bekommt man ja viel mit..
Außerdem hat die Brutalität des ganzen Tathergangs eine klare männliche Handschrift.
Insofern denk ich immer noch dass ein im Dunkeln lauernder, extrem brutaler Psychopath Lucile auf dem Gewissen hat, den sie nicht kannte und er sie nicht.