militarynerd schrieb:Die jetzige Marktsituation ist für den Hochlauf der E-Moblität denkbar ungünstig.
Das Problem haben alle Antriebsarten, bei wirtschaftlicher Unsicherheit werden die Taschen zugeknöpft. ;-) Selbst Restaurantbesitzer klagen über ausbleibende Gäste oder kümmerliches Trinkgeld.
militarynerd schrieb:Mit deinen 70% meinst du im Kontext denke ich den Bestand?
Ja, war ungenau ausgedrückt. Sorry.
militarynerd schrieb:dauert es umso länger bis die Verbrenner aus dem Bestand verschwinden, aber da scheinen wir uns einig zu sein.
Ja, das sind wir.
militarynerd schrieb:so gesehen können Wasserstoff-Autos in 10 Jahren theoretisch schon 20% Marktanteil haben.
Wir haben aktuell 14000 Tankstellen, rund 28999 Ladestationen (private Wallboxen sind da nicht mit drin) und 100 H2 Tankstellen. Autos in Serie zu bauen ist zwar auch nicht einfach, aber wie schnell müssten wir auf einige tausend H2 Tankstellen hochrüsten können, damit der Kunde zufrieden wird? Wir haben ja jetzt schon gefühlt da Henne Ei Problem: gäbe es mehr Ladestationen, gäbe es auch mehr BEV. Bei H2 ist das noch umso problematischer. Niemand möchte Windkraft in der Nähe haben, aber einen mehrere hundert bar Drucktank oder einen, der auf ?
Nochmals: die bisherigen Tankstellen kannst du alle vergessen, alle Erdtanks und Zapfsäulen sind völlig unbrauchbar. Thema Transport:
Bei einem LH₂-Anhänger mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen können 3.370 Kilogramm, mehr als das Sechsfache der Gasvariante, transportiert werden.
Quelle:
https://www.uni-augsburg.de/de/forschung/einrichtungen/institute/amu/wasserstoff-forschung-h2-unia/h2lab/h2-sp/transport/40 Tonnen für eine Nutzlast von knapp 3,4 Tonnen? So ein Heizöl Tanker kann rund 26000 Liter transportieren, das sind je nach Sorte schon mal über 10 Tonnen. Wer hat dazu bessere Infos als ich? Bitte korrigieren, wenn nötig.
vorab: ich rede hier jetzt ausschließlich über das H2 Brennstoffzellen Fahrzeug mit einem 700 bar Drucktank. Gerade bei den 700 bar können wir nicht verschiedene Tanksysteme vorhalten und verschiedene Speicherarten von H2. Strom kannst du nahezu beliebig ändern, solange am Ende die technischen Parameter stimmen. Aber auch hier sind schon verschiedene Stecker, Ladeleistungen und Möglichkeiten der Kommunikation mit dem BEV vorhanden.
Aktuell haben BEV bei den Neuzulassungen einen Anteil von rund 14%, deine 20% für H2 sehe ich einfach nicht. Vergiss bitte niemals, dass ab Stromquelle der Strom über ganz wenige Zwischenstationen im BEV landet, für H2 müssen wir erst Strom erzeugen, dann die Elektrolyse starten, verdichten (ganz wichtig: der Umgang mit Druckluft ist immer ineffizient, immer), transporiteren, in der Tankstelle zwischenlagern und dann wieder aufwändig mit Kryopumpen so hoch verdichten (auf 900 bar)=, damit H2 in den Tank strömt.
Als Faustformel gilt für die Pumpen: ca 2 kWh pro kg gepumpter H2. Ist dein 6 kg Tank leer, fahre mich mit dem Strom schon 60 bis 90 km (nur alleine mit dem Pumpenstrom).
Bei der Verbrennung von 1 kg H2 werden ca. 33 kWh Energie frei. Der Satz von der Erhaltung der Energie besagt dann knallhart, dass man mindestens eben diese 33 kWh zwingend braucht, um 1 kg H2 herzustellen. Aufgrund der vielen Prozessschritte mit nennenswerten Wirkungsgraden landet von der kWh dann nicht mehr viel an den Antriebsrädern.
Woher soll der Strom denn bitte kommen, wenn er jetzt schon als nicht mehr ausreichend für ein BEV angesehen wird? So gesehen, können wir uns energietechnisch 60% BEV leisten, denn die 20% FCEV benötigen die gleiche Menge an Strom. Warum sollte man dann auf das FCEV im motorisierten Individualverkehr setzen?
Aus meiner Sicht ist das noch nicht einmal theoretisch denkbar.
Wenn ein solches H2 Auto mit leerem Tank liegenbleibt, kannst du keinen Reservekanister nehmen und nach tanken, da muss schon ein 100 bar (als Hausnummer) Versorgungsfahrzeug ran. Dann kann auch einer mit einem Generator kommen. Dauert länger, aber wer ein BEV fährt, hat seine Reichweite im Griff.
Da H2 sinnvollerweise nicht im PKW genutzt werden sollte, aber dennoch Voreile hat, gibt es durchaus Lösungen, bei denen der Wirkungsgrad nicht die primäre Rolle spielt.
Dänemark will große Offshore-Windparks mit Power-to-X-Inseln bauen
1000 Turbinen sollen Strom für zehn Millionen Haushalte und Synthesegas-Anlagen auf künstlichen Inseln liefern
Quelle:
https://www.en-former.com/plan-offshore-windparks-mit-power-to-x-inseln-in-nordsee/Grünes Licht für Bau von dänischer Energieinsel
Strom für zehn Millionen Haushalte und grüner Wasserstoff: Regierung konkretisiert die Pläne für den North Sea Wind Power Hub
Quelle:
https://www.en-former.com/gruenes-licht-fuer-bau-von-daenischer-energieinsel/Im Offshore Bereich gibt es extrem gute Gebiete mit Wind, aber der Transport von Strom ist der Haken. Da rechnet es sich anders und die Vorteile des Standortes kompensieren (halbwegs) die Nachteile der Verflüssigung und des Transportes. Und wenn wir denn schon H2 herstellen, so brauchen wir das z.B. für die Herstellung von Glas, auch das der Bierflaschen.
Wer möchte schon ultimativ wählen, fahre ich heute 10 km oder hole mir eine Flasche Bier.
:D Immerhin liegt die Industrie auf Platz 2 der Gasabnehmer, geführt von den privaten Haushalten:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_N044_43.html