mojorisin schrieb:Die Aussage alle Körper fallen gleich schnell zur Erde gilt eben nicht wenn man die Höhe variert.
Weswegen diese Aussage ja auch
falsch ist. Comprende? Wenn Galilei dies behauptet hat, dann lag er falsch. Hat er es anders formuliert, wirt er richtig gelegen haben. Aber "alle fallen gleich schnell" stimmt eben nicht, da kannste Dir gerne ein Gedankenexperiment mit nem Sack voll fallender Affen ausdenken und jeden Physikstudenten das durchexerzieren lassen. Falsch, War, ist und bleibt falsch. Aber hey, klar, es ist ganz im Sinne des Radios Jerewan völlig korrekt, Im Prinzip, wenn ich dies, das und jenes mal eben ignoriere. Da stimme ich Dir voll zu - und zwar ehrlich, wirklich. Nur: Auch wenn mir das die Realität zu verstehen hilft, es bildet die Realität nicht ab.
mojorisin schrieb:Nur weil man eine Linerasierung vornimmt ist das doch kein Bescheißen, solange man sich darüber im Klaren ist wo die Linerasierung noch hinreichen genau ist.
Definiere "hinreichend". Du bedienst Dich eines Zaubertricks, einer bewußten Täuschung. Und machst Dir selbst nicht klar, wie Du Dich damit nur selbst austrickst. Selbst mit Seitenwind und schlecht austarierter Waffe und halb blinden Augen kann ein Schütze einen Affen treffen - der muß halt nur "hinreichend" groß sein. Daß der Affe für den Beobachter im Zickzack rumfliegen kann - scheißegal, hauptsache, der Affe ist hinreichend groß, daß ich ihn treffe. Und schon ist bewiesen, daß Zickzack gerade ist.
Unter den systemimmanenten Bedingungen, sofern sie alle den selben Wert haben und unter Ausschluß sämtlicher nicht systemimmanenter Störfaktoren fallen sämtliche Objekte gleich schnell. Das ist so wahr, wie es Binsenweisheit ist. Das ist letztlich ein Apriori der Wissenschaft, daß jegliches Phänomen bis ins letzte Detail reproduzierbar ist, wenn es nur gelingt, sämtliche Ausgangsbedingungen zu rekonstruieren. (Quantenwelt mal außen vor gelassen). Aber damit belege ich nichts, was ich nicht schon vorab da hineingesteckt, zugrundegelegt habe.
Naturgesetze odgl. lassen sich so freilich nicht erfassen. Naturgesetze beschreiben ein Phänomen auch dann, wenn die Werte der systemimmanenten Bedingungen anders ausfallen. Fallbeschleunigung=9,81m/s² ist ein spezifischer Einzelfall, das dahinter stehende Gesetz erklärt, wieso das so ist und wieso die Fallbeschleunigung ebenso kleiner oder größer ist. Das Naturgesetz erklärt aber nicht, wieso das Fallverhalten durch ein Medium hindurch anders ausfällt - eben weil der Luftwiderstand kein systemimmanenter Aspekt ist. Das läßt sich zwar ebenfalls bestimmen und vorhersagen, aber mit einer anderen Formel, mit einem anderen Naurgesetz, bei dem eben sowas wie der Luftwiderstand was Systemimmanentes ist.
mojorisin schrieb:Was soll mir das sagen? Kein jemals von der Menschheit erstelltes physikalisches Modell funktioniert in der Realität exakt.
Siehe weiter oben.
1) Es funktioniert um so exakter, je mehr Störfaktoren ausgeschlossen werden.
2) Es funktioniert unter allen systemimmanenten Bedingungen variierenden Wertes. Nur die Affen nicht, die scheitern nicht nur bei 1), sondern auch bei 2).
mojorisin schrieb:Sollen wir jetzt die ganze Physik in die Tonne treten?
Wenn Du meinst, daß das die einzige Alternative dazu ist, dann muß das wohl so sein. Oder aber, Du bist ein wenig simpel gestrickt in dieser Sache. Zum Glück würde ein Galilei nie auf diese Idee kommen, sein Experiment als gescheitert anzusehen, wenn er in einem knapp hundert Meter hohen Turm auf dem Himalaya ein fallendes Objekt nach exakt 4 Sekunden noch gut 30cm über dem Boden befindlich sieht, in einem ebenso hohen Turm am Ufer des Toten Meeres jedoch nicht.
mojorisin schrieb:Man muss sich natürlich im klaren sein welchen Verinfachungen in einem physikalischen Modell drinstecken damit man damit arbeiten kann.
Weswegen keine Institution mit abzuschießenden Fallobstaffen arbeitet. Sondern mit den richtigen Gesetzmäßigkeiten, die die Erdkrümmung und die entfernungsabhängige Fallbeschleunigung nicht ignorieren.
mojorisin schrieb:Kannst ja mal der IHK vorschlagen angehende Elektroinstallateure nur noch Quantenelektrodynamik lernen zu lassen weil das hinsichtlich der absoluten Genauigkeit nunmal das beste ist :)
Schlag Du lieber der NASA vor, die Routen ihrer Sonden durchs All von Schützen und Affen prospektieren zu lassen.
mojorisin schrieb:Ist kein Störfaktor, sondern du begibst dich absichtlich außerhalb der Annahmen des Modells.
Widersprech ich dem? Ich sag, daß diese Annahmen nichts mit der Realität zu tun haben.
Klar, in der Schule, für Kinder, da kannste noch Autogeschwindigkeiten ganz euklidisch addieren lassen. Freilich klappt das auch ganz euklidisch, wenn sie Raketengeschwindigkeiten in den Orbit hinauf oder durch den Orbit addieren. Weils noch immer euklidisch ist. Aber das Abschießen frei fallender Affen klappt in diesem Größenmaßstab eben nicht mehr. Weils plötzlich nicht mehr euklidisch ist? Na aber holla!
Wer zeigen will, daß etwas in der Realität soundso klappt, der sollte auch die Bedingungen der Realität als Annahmen in sein Gedankenexperiment einarbeiten.
mojorisin schrieb:Sollte jetzt klar sein hoffe ich.
Wenn ich Dir sage, daß das Gedankenexperiment mit dem abgeschossenen Affen selbst in einem Würfel von 140m Kantenlänge (Vakuum, Zielgenauigkeit und treffsichere Waffe zugestanden) nur deswegen "klappt", weil ein Danebenschießen bis um den Faktor 10^35 als Treffer-Erfolg gewertet wird?
mojorisin schrieb:Da muss der Schütze dann schon 9000 km über dem Boden sein. Ob das noch eine realisitisches Szenario ist?
1) Denkst Du, ich hätte das nicht selbst schon gleich nachgerechnet?
2) Es sind 2637,5km über dem Boden, nicht 9005km.
3) Halte Du das für einen Flüchtigkeitsfehler, ich sehe das im Zusammenhang mit Deinen sonstigen Aussetzern, wie "versucht hier dieses einfache Experiment auf Biegen und Brechne schlechtzureden" oder "Sollen wir jetzt die ganze Physik in die Tonne treten?"