@FF FF schrieb: Das Absetzten der Spritzen hatte aber keine spürbare Veränderung des Zustandes zur Folge, außer dass der Stress wegen des Gepiekses wegfiel.
Okay, verstanden.
FF schrieb:Wenn es eine konkrete Symptomatik und Indikation gibt und einen Behandlungsbedarf, sollte man doch eher zu einem Mittel greifen, das eine nachgewiesene Wirkung (pus vielleicht Placebowirkung) hat?
So ist mein Ansatz, ja.
Goldstandardtherapie plus optimaler Placeboefffekt.
Wenn die Golstandardtherapie versagt, was bei chronischen oder potentiell tödlichen Krankheiten der Fall sein kann, würde ich den zweiten Arm mehr stärken.
FF schrieb:Und genau das erlebe ich eben anders: Arnikakügelchen in jeder Stresssituation, oder auch wenn das Kind nur mal hingepurzelt ist, Globuli zum Einschlafen und für irgendwelche "kritischen" Entwicklungsphasen, gegen Stress in der Schule und so weiter ....
Ja, ich kann mir vorstellen, was du meinst und das würde ich auch kritisch sehen, weil es suggeriert, dass man Dinge nicht aus eigener Gesundheit oder Ich-Kraft schaffen kann.
Auch da muss man den Einzelfall betrachten. Ich habe mal jemandem, privat, zu einem hom. Mittel geraten, der selbst Arzt ist und ideologisch gegen H. eingestellt. Er hatte bestimmte Erwartungsängste, die karrierebehindernd waren, mit dem Mittel hat er es gut hinbekommen. Ist sowas nun gut oder schlecht?
FF schrieb:Ich dachte, Homöopathika haben angeblich keine Nebenwirkungen? :D
Wer sagt das?
Das sind eher die Argumente der Kritiker, die einmal sagen, alles ganz schädlich und in der zweiten Strophe, alles ganz wirkungslos.
Aber du sprichst hier zwei verschiedene Phänomene an.
Du gehst davon aus, dass H. nur Placebo ist und es ist einfach ein Faktum, dass Placebos Nebenwirkungen erzeugen. Man kann sich verwundert die Augen reiben, aber es ist so.
Ob H. Nebenwirkungen hat, da gibt es mehrere Möglichkeiten.
1) Bei Niedrigpotenzen mit sehr gifitgen Mittel, klar.
2) Bei Hochpotenzen zum einen, über den Placeboeffekt, wie erwähnt.
3) Ich glaube, dass eine schlecht gewählte Hochpotenz nicht vorteilhaft ist, aber "vergiften" kann man sich damit nicht. Vor allem wenn man sozusagen knapp vorbei schießt.
4) Noch eher glaube ich aber, dass es sich bei den Mitteln um Resonanzphänomene handelt. Trifft man nicht, passiert gar nichts, trifft das Mittel, hat man einen Effekt. So wie eine Morddrohung in einer Sprache, die man nicht lesen kann, einen nicht erschreckt oder man mit UKW Empfang keine Mittelwelle reinbekommt.
FF schrieb:Damit könntest Du aber jede Studie als ungültig erklären, indem Du pauschal an ihrer Unabhängigkeit zweifelst.
Mein Vater nahm an einer Studie der Uniklinik Hannover zur Patientenzufriedenheit und einer zu seiner Chemotherapie teil. Da ging es vor allem um subjektive Wahrnehmung, Wohlbefinden, Appetit u.s.w..
Ich habe auch schon an Studien teilgenommen auf beiden Seiten. Einmal habe ich Patienten befragt, zum anderen Untersuchungen mitgemacht, für einen Doc der gerade eine Studie laufen hatte.
Ich habe mich vor allem reichlich mit diversen Ärzten über Studien unterhalten.
Das willst du alles nicht hören ...
;) RH: Diese Sicht kann ich verstehen und ich kann sie unterstützen (allerdings ist sie medizinethisch umstritten).
Seit wann das?
Schon immer.
Der Gedankengang ist doch relativ leicht nachzuvollziehen.
Patienten sollte man die effektivste Therapie mit dem geringsten Schaden zukommen lassen. Schon dem Pat. ein Placebo zu geben, außer im Rahmen einer Studie, ist ethisch an sich nicht statthaft.
Für die med. Praxis heißt dass, das du Patienten mit einer ausgewiesenen Schmerzmittelsucht liegen hast, die dann alle paar Stunden ihre Granaten kriegen und um die Wartezeit zu überbrücken, Bedarfsanordnungen mit weniger schweren Geschossen, Novalgin oder sowas. Zig mal am Tag, so im 2-Stunden-Takt.
Nun könnte man auf die verrückte Idee kommen - da alle Mittel im in die äußerlich gleich aussehenden 100ml NaCl Lösungen gespritzt werden - einfach mal NaCl pur anzuhängen. Darf man nicht. Gerüchten zufolge, haben manche KollegInnen das aber mal gemacht und die Wirkung war, dass die Schmerzen nachließen.
Aber damit belügt man den Patienten.
Wenn du nun sagst, nehmen wir doch ein gut gewähltes hom. Mittel, das schadet der Omi vielleicht weniger, als ihre Dröhnemänner, bin ich ganz auf deiner Seite, aber man darf nicht, da wenn Omi nix hat, man ihr auch nix verschreiben darf und wenn sie was hat, man nur das was "wirklich wirkt" geben darf.
Die ethisch prekäre Konstellation ist immer: Darf man jemanden, der fit in der Birne ist, zu seinem Wohl belügen oder ist die Lüge immer der größere Schaden?