@Interalia Moin.
Leicht verspätet meine Antwort. Es wurde ja schon heftigst diskutiert, daher kommt jetzt wohl die ein oder andere Wiederholung.
Interalia schrieb:Naja, ich dachte, dass sich das eben das evtl. überschneidet
Überschneidungen
Sicher gibt kann man solche entdecken (wenn man denn unbedingt will). Ebensogut könnte man sagen die Anamnese ist gängige Praxis in der EbM, daraus folgt EbM = Homöopathie. So klappt das natürlich nicht.
Einen Mercedes erkennt man ja auch nicht den Merkmalen: Fahrzeug, 4 Räder, Deutscher Hersteller
Man muss schon nach typischen Merkmalen und Eigenschaften suchen anhand derer man klar abgrenzen kann und die letztlich eine eindeutige Identifizierung erlauben.
Die eindeutigen Merkmale der Homöopathie sind nunmal deren Grundprinzipien, die ich dort
Beitrag von honkwatch (Seite 312) schonmal kurz ansprach.
Und jetzt grenzen wir einfach mal ab:
Homöopathie
✔ Ähnlichkeitsprinzip
✔ hom. Heilmittelprüfung
✔ hom Anamnese
✔ "Wirkstoffzauber"
Biofeedback
X Ähnlichkeitsprinzip
X hom. Heilmittelprüfung
X hom Anamnese
X "Wirkstoffzauber"
Fertig. Meiner Meinung nach eindeutig.
Interalia schrieb:da es ja teilweise ebenfalls nur "Einbildung" sein könnte oder würde
Einbildung.
Da muss man aufpassen. Der Placeboeffekt beruht keineswegs auf reiner Einbildung. Gewiss kann Einbildung eine Rolle spielen, insbesondere bei eingebildeten Krankheiten. Hauptsächlich beruht der Placeboeffekt jedoch auf den Selbstheilungskräfte des Körpers. Selbstheilung ist aber keine Magie, das ist keine "Heilung durch Nichts" oder eingebildete Heilung. Vielmehr werden Reaktionen durch Anreize hervorgerufen. Das ist das klassische Ursache-Wirkungs-Prinzip, auch als Kausalität bekannt. Da werden zB allein durch eine erzeugte Erwartungshaltung beim Patienten körpereigene Opioide (=pöhse, sogar pitterpöhse Chemie) ausgeschüttet. Daran ist nichts eingebildet.
Einige Wissenschaftler gehen sogar noch weiter und sagen lebende Organismen ohne Selbstheilungskräfte (ohne Schutzfunktionen, ohne Resistenz..) kann es gar nicht geben. Somit wäre die Selbstheilung mit das wichtigste Merkmal der Evolution, denn was nutzt die Fortpflanzung wenn einen kurz vorher der Schlag trifft bzw die Nachkommen ohnehin nicht überlebensfähig sind?
Ob und inwiefern das empirisch belegt ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich kann man das gar nicht belegen, denn wir kennen wohl nur Organismen die über solche Merkmale verfügen, es gibt also wohl keine Kontrollmöglichkeit (=keine Möglichkeit der Falsifikation). Aber logisch und nachvollziehbar ist das allemal.
Interalia schrieb:ohne eindeutige Nachweisbarkeit über allgemeine Erfolge.
Damit spielst du darauf
Die Erfolgsrate ist aber nicht überzeugend und fällt umso schlechter aus, je eindeutiger das Grundleiden durch somatische Ursachen bedingt ist.
an und ziehst Vergleiche zu den "typisch homöopathischen Studien"?
Über die Erfolge von Biofeedback kann ich nichts sagen, damit hab ich mich nie ausführlich beschäftigt, dazu können unsere allmy-Mediziner sicher mehr sinnvolles erzählen.
Grundsätzlich gilt aber festzustellen, dass diese Aussage eigentlich gar nichts -oder zumindest sehr wenig- aussagt.
Warum?
Einerseits handelt es sich um eine ziemlich junge Disziplin. Man kann wohl annehmen, dass man noch nicht sehr viele aussagekräftige Studien hat. Womöglich hat man nur noch nicht den richtigen Ansatz gefunden, womöglich findet man den nie, vielleicht gibt es diesen gar nicht und man muss irgendwann einsehen dass es keinen Sinn mehr macht. Vielleicht stellt sich das alles als Irrweg heraus. Keine Ahnung. Ich nehme an, dass das zum heutigen Zeitpunkt noch niemand mit Gewissheit sagen kann.
Der gravierende Unterschied ist jedoch, dass Biofeedback nicht von schlicht unmöglicher Zauberei alpträumt.
Interalia schrieb:Die H. basiert ja auf "ähnlichem Leiden", welches erzeugt werden soll und meine Überlegung war dazu, dass das "ähnliche Leid" ja eben auch psychischer Natur sein könnte, bzw. psychisch erzeugt werden könnte.
Das verstehe ich nicht. Natürlich kann ein Leiden psychisch bedingt sein. Das weiß man sowohl innerhalb der EbM als auch der Homöopathie. Der Unterschied ist nur, dass ein Chirurg bei einem Beinbruch gewiss nicht die Familiengeschichte abfragt, oder es für interessant hält, dass Opi im gleichen Bein eine Schussverletzung hatte.
Ein gängiger Irrtum ist die Annahme, dass die Homöopathie eine psychische Behandlung wäre.
Das ist ein beliebter PR-Gag der Homöopathen, entbehrt aber, ebenso wie die Aussage Homöopathie sei "ganzheitlich", jedweder Grundlage.
Das erkennt man -schon wieder- an den 4 Grundsäulen der H, also der hom Anamnese, hom. Arzneimittelprüfung, Wirkstoffzauber durch Information und Potenzierung und dem Smilieprinzip.
Jede einzelne dieser Grundprinzipien zielt eindeutig nur auf das Symptom ab:
Die hom Anamnese beginnt am Symptom, die Arzneimittelprüfung sucht nach gleichen (oder ähnlichen) Symptomen, Wirkstoffzauber soll gegen das Symtom helfen und letztlich das Smilieprinzip, das ja ausdrücklich besagt "ähnliches soll durch ähnlichem geheilt werden".
Jeder einzelne der heiligen hom. Kühe ist regelrecht auf das Symptom fixiert.
Bei körperlichen Erkrankung ist da
- nix mit ganzheitlich
- nix mit psychisch.
Interalia schrieb:Mit "Jeder könnte es selbst reproduzieren" war gemeint, dass es vielleicht doch eben eine sehr individuelle Sache ist und keine heilige Kuh und kein heilender Staubwedel. :D
Mein Hinweis auf die notwendige Reproduzierbarkeit hatte rein mit dem wissenschaftlichen Nachweis einer angeblichen Wirkung zu tun. Es nutzt nicht viel wenn eine Studie einen Heilerfolg ausweist, wenn dieser Erfolg nicht reproduzierbar ist. Ich habe dir ja schon ein fiktives Extrembeispiel genannt, einzelne positive Studien sind zwingend zu erwarten und daher sagen einzelne Studien eben auch nichts aus. Eine Studie macht noch lange keinen Sommer. Deshalb muss ein Erfolg zwingend reproduzierbar sein, ansonsten fehlt es halt am Nachweis.
Interalia schrieb:Warum? Was ist, wenn sie wirklich singuläre, individuelle Erfolge sind?
War deine Antwort auf mein
"Singuläre Heilerfolge können niemals Nachweis einer Heilwirkung sein." Du scheinst da was überlesen zu haben, nämlich das Wörtchen "Nachweis". Dieser ist bei singulären Ereignissen schlicht und einfach nicht durchführbar. Es kann sich um einen Hoax handeln, um den Placeboeffekt, der Wiederbelebte war nur scheintot.... Man kann das im nachhin niemals überprüfen, somit ist ein Nachweis ganz und gar ausgeschlossen.
Interalia schrieb:Ist es nicht ein Nachweis, dass in der Bibel nach Zeugenaussagen(?) steht, dass er es scheinbar konnte?
Äh. Bitte?
:)Da steht zB auch was von einer Sintflut drin
:D Ansonsten siehe vorherige Ausführungen zum Nachweis.
Interalia schrieb:Das hatte zu bedeuten, dass singuläre Erfolge beispielsweise nicht akzeptiert werden, jedoch parallel dazu, auch heutzutage, genauso viele Quacksalber trotz des Nachweises ihrer Ineffizienz ihren Beruf ausüben. Kurz: Der Gedanke über individuelle Selbstheilung wird im großen Rahmen abgetan, aber 'ne "heilige Kuh" wird akzeptiert.
Die Probleme die singuläre Ereignisse mit sich bringen habe ich ja schon angesprochen. Die Selbstheilungskräfte werden überhaupt nicht abgetan, zumindest nicht von der EbM. Die Homöos, Esoschwurbler, Geistheiler, Handaufleger....reden diese Kräfte klein, denn zieht man die von deren "Erfolgen" ab, bleibt halt nix mehr übrig.
Interalia schrieb:Unter Falsifikation meine ich verstanden zu haben, dass wenn man bspw. eine Idee zu etwas hat, man Versuche dazu macht, auf allen möglichen und zusammenhängenden Gebieten und wenn man dann durch bspw. Scheitern erkennt, dass es nicht funktioniert, wird es falsifiziert und ist objektiv nicht "möglich", oder? - Da war ich mir eben unsicher, da es ja dennoch Dinge geben könnte, die objektiv "nicht funktionieren", jedoch bei einigen Individuen eben evtl. schon.
Ja, so in etwa kommt das hin.
Sagte aber schon darauf sollten wir uns hier nicht stürzen. Das gehört zur Wissenschaftstheorie und würde uns viel zu weit vom Thema wegführen. Mein damaliger Nachtrag war nur der Vervollständigung geschuldet, denn es nutzt wenig wenn man Erfolge hätte, diese aber nicht erklären, reproduzieren, falsifizieren könnte. Dann ist man genau so schlau wie zuvor.
Interalia schrieb:Ich bin kein wirklicher Freund vom Großteil der Hahnemann beruhenden Weiterspinnungen.
Ich würde das allerdings so interpretieren, dass wenn etwas "läuft", es eben läuft, unabhängig, ob es letztendlich wirklich die sinnvollste Möglichkeit ist. Selbst wenn es Schwachsinn ist, kann man ja nicht abstreiten, dass Menschen dem vertrauen und bspw. in die Praxen gehen - objektive Erfolge seien 'mal dahingestellt, aber dem ein oder anderen wird es evtl. scheinbar ja doch helfen oder eben tatsächlich ganz und garnicht und da bin ich mir eben nicht sicher.
"wenn etwas läuft, es eben läuft" drücken die Homöopathen wie folgt aus: "Wer heilt hat Recht".
Und das ist aus mehreren Gründen falsch.
Zunächst ist es mehr als fraglich ob da wirklich geheilt wird. Wäre dem so, dann könnte man das nachweisen. Hätte man Nachweise, gäbe es kaum etwas zu diskutieren.
Desweiteren ist fraglich ob Heilung wirklich tatsächlich durch die jeweilige Behandlung erfolgte, oder ob sich der Schnupfen von selbst verabschiedete.
Nur weil Menschen darauf vertrauen bedeutet das nicht
- dass es sinnvoll ist
- es tatsächlich wirkt
Daher kann man nicht abstreiten, dass Leute darauf vertrauen, allerdings kann man sehr gut sagen dass es Schwachsinn ist, dass sie darauf vertrauen.
"objektive Erfolge seien 'mal dahingestellt" würde ich gelten lassen wenn wir hier nicht über Geldmittel aus Sozialkassen sprechen würden. Das ist ja kein Kinderfasching, wir reden da über Pflichtversicherungen mit klarer Aufgabenstellung, nämlich ärztlicher Versorgung, Heilung, Forschung, Ausrottung von Krankheiten....
Und da macht es eben absolut keinen Sinn Gelder aus dem Fenster zu werfen nur weil "Menschen darauf vertrauen". Ich vertraue darauf, dass ein 2-monatiger Karibikaufenthalt der Gesundung dient. Das will ich auch von Sozialkassen bezahlt haben. Mit mir haben 80 Mio weitere Bürger diesen Anspruch. Also schließen wir doch einfach ein paar Unis zu und schicken die Leute in die Karibik.
Wenn einer meint er tue Körper und Geist etwas Gutes indem er nackt bei Vollmond auf einer Wiese tanzt, dann soll er das gerne tun. Wenn er das aber auf Kosten der Sozialkassen im Himalaya machen will, dann geht das alle an - dann ist das nicht mehr in Ordnung.
Wir haben massive Mittelnotstände in den Pflegekassen, Gelder für Forschung fehlen ohnehin prinzipiell bzw sind kanpp bemessen - aber auf der anderen Seite leisten wir uns solchen Schmarrn? Das passt nicht und daher sind objektive Erfolge eben nicht "mal dahin gestellt".
Ein ganz anderes Problem sind falsche Versprechungen und Erwartungen. Die führen nämlich zu so
http://kidmed.info/896/homoopathie/homoopathie-dumme-mutter-krummes-bein/ (Archiv-Version vom 16.11.2013) etwas, oder dazu
http://scienceblogs.de/diaxs-rake/2012/10/23/homoopathen-ohne-grenzen-helfen-jetzt-aids-zu-heilen/. Das ist überhaupt nicht mehr in Ordnung. Da geht es auch nicht nur um Gelder, da geht um Menschenleben.