Nemon schrieb:Unabhängig davon, ob man EbM im Sinne des „Marken-Labels“ verwendet, oder ob man bspw. einfach wissenschaftliche Methoden wie die Reproduzierbarkeit von Studienergebnissen zugrundelegt, versuchst du hier m. E., alternative Methoden einzuschmuggeln und auch zu legitimieren
Tatsächlich war das nicht meine Absicht. Weder „schmuggle“ ich da ein, ich beschreibe ja einfach nur einen Zustand
@Nemon - es gibt sie ja, die universitär ausgebildeten Ärzte, die Methoden nutzen die als Quacksalberei bezeichnest. Und legitimiert wird es dadurch auch nicht, ich bezweifle, dass das notwendig ist.
Nemon schrieb:Homöopathie war seit ihrer freien Erfindung durch den Quacksalber Hahnemann komplett hinrissig, was damals auch bekannt war.
Es gab immer Ärzte, Wissenschaftler oder schlicht Menschen, die die Homöopathie rundheraus abgelehnt haben so wie du jetzt, ja. Eine Ausnahme bildet da vielleicht Indien, dort wird die H. recht problemlos akzeptiert. Es gab aber auch immer eine nicht unerhebliche Gruppe von universitär gebildeten Ärzten, die sich der Homöopathie verschrieben hatten.
Schau dir die Geschichte der H. in den USA an, in ihrer Blütezeit war jeder 8. Arzt dort ein Homöopath, es gab eine Vielzahl an homöopathischen Colleges, Apotheken und Krankenhäusern. Zu Beginn des 20. Jhds. waren die dann fast komplett verschwunden.
Nemon schrieb:Sie ist niemals in einen Kanon seriöser Medizin eingegangen
Das ist zumindest für Deutschland richtig, ja.
Nemon schrieb:Bei dir klingt es so, als sei alles von Uni zu Uni, von Arzt zu Arzt, individuell und wer heilt hat recht. Ich denke nicht, dass dies in der Tat die Haltung der Medizinwissenschaft zum Thema wiedergibt.
Wenn sich ein Arzt dem Neopositivismus der EbM verschreibt, wäre es widersinnig eine Zusatzausbildung zum Homöopathen zu machen oder andere Behandlungen anzubieten oder durchzuführen die nicht mit der EbM vereinbar sind. Das ist da gemeint, ohne es weiter werten zu wollen. Das Homöopathie nicht auf dem universitären Lehrplan steht, sollte klar sein. Es geht mir nicht darum die Homöopathie zu legitimieren, sondern die EbM richtig einzusortieren.
Und nochmal, das ist im Kern eine von oben eingeführte Geschichte zur Kostenreduktion; keine die in Deutschland von den Ärzten ausging. Es wäre aber völlig falsch jetzt anzunehmen, jeder der sich nicht der EbM verpflichtet sieht wäre irgendwie „Quacksalber“ oder Homöopath.
Die EbM wurde von vielen Ärzten in Deutschland zu Recht als eine Form der Entmündigung erfahren, in der das ärztliche Urteil durch einen fremdbestimmten (Statistiker, Epidemiologen, Krankenkassen) Formalismus ersetzt wurde. Es geht da im Kern um eine Gewichtungsfrage dieser drei Punkte:
Nemon schrieb:EbM stützt sich auf drei Säulen: die individuelle klinische Erfahrung, die Werte und Wünsche des Patienten und den aktuellen Stand der klinischen Forschung.
Die EbM gibt der klinischen Forschung (und hier auch nur der Forschung die bestimmten Standards genügt) definitiv den Vorrang, betont sie stärker, als das in Medizin in Deutschland bis heute üblich ist.