skagerak schrieb:@shionoro meint ja dass ein gegebenes Bedürfnis Rechtfertigung genug wäre, ein Verbot von HP auszuschließen. Man müsse ja berücksichtigen dass man zu viele Menschen verlöre in der EbM.
(Ich hole das auch grad sehr weit hergeholt aus meinem Gedächtnis, ich versuche das noch mal gedanklich zu sammeln)
Ich sehe da grad irgendwie einen Widerspruch.
Nicht ganz. Ich meine, dass es sehr selten eine gute Idee ist, ein gesellschaftliches Bedürfnis ersatzlos zu streichen, weil es sich irgendwie immer Bahn brechen wird, meist dann noch unschöner als ohne Verbot.
Mein Punkt ist, dass Komplementärmedizin (oder meinetwegen außermedizinische Gesundheitsmaßnahmen) nicht immer schlecht sind. Es gibt Menschen, die im persönlichen Rahmen sher davon profitieren
Ich persönlich habe z.B. in meinem Leben einmal sehr von einem Osteopathen profitiert. Das hat nichts damit zu tun, dass ich behaupte, dass das reproduzierbar wäre und alles, was der gemacht hat, Teil der Medizin sein sollte. Sondern, dass es für menschen im privaten Rahmen oft eine absolut rationale Handlung ist, sich gesundheitsmaßnahmen auszusetzen, die nicht ärztlich normiert sind, von der Kräuterteemischung bis hin zur Akkupunktur.
Das ist wie gesagt auch ein großes feld, vom geisterheiler der dir traumata andichtet bis hin zur Kneiptherapie oder abstrusen Dingen wie binaural beats.
Ich persönlich würde sogar evidenzbasierte, aber frei verkäufliche Medikamente mit reinnehmen (wie aspirin), weil die zwar zertifiziert wirksam sind, im gegensatz zu homöopathie, aber trotzdem meist nicht vom arzt verschrieben sondern nach eigenem Ermessen (und oft falschem Ermessen) vom Patienten genommen werden zur Selbstbehandlung.
Also ich zähle da jede Gesundheitsmaßnahme rein, bei der nicht ein Arzt sagt "lieber patient, ich habe medizin studiert und nach meiner fundierten fachmeinung solltest du dies und das als beste Therapie machen".
Und natürlich wird es das immer geben. Also es wird nie so sein (und so soll es ja auch nicht sein), dass jeder (oder die meisten) bei einer leichten Gruppe zum arzt geht, aber viele sich mit hausmittelchen behelfen oder sogar mit anderweitigen Kram woe Homöopathie.
Aber, wenn dieser Zustand so ist, gibt das natürlich gefahren. Entweder, dass man eine echte krankheit verschleppt, weil man meint, selbst damit klarzukommen, oder sogar dass betrüger oder verrückte dir gefährliche oder wenigstens betrügerische gesundheitsmaßnahmen aufschwatzen. Und diese Gefahren gilt es zu minimieren.
Meiner ansicht nach spielen bei der Frage danach, warum Menschen denn überhaupt solchen Maßnahmen hörig sind, Bedürfnisse von Patienten, die im aktuellen Gesundheitssystem oft nicht gut erfüllt werden, eine große Rolle. Wenn das diffuse Krankheitsgefühl was ich habe keinen pathologischen Krankheitswert hat, oder wenn ich mich von Ärzten nicht gehört fühle, oder wenn ich mir sanftere Behandlungsformen wünsche oder wenn ich ein niedrigschwelliges Angebot suche, dann kann es sein, dass ich dieses bedürfnis als Patient beim heilpraktiker oder anderen Methoden besser erfüllt sehe.
Und das ist dann erstmal auch nicht zwangsläufig irrational, selbst wenn die Behandlung quatsch ist. Es geht da ja genau mehr um die Gefühlsebene, die für das Befinden eines Patienten aber eine große Rolle spielen kann. Ich glaube, diese Bedürfnisse muss man untersuchen und schauen, wie man sie besser im regulären system aufgreifen kann, damit mehr Menschen sich eher an traditionelle Medizin wenden.
Es gilt da, gefahren zu beseitigen und eine bessere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, die diese Bedürfnisse mit einbeziehen kann.