Nochmal kurz hierzu (obwohl es schon oft besprochen worden ist):
bati1za schrieb:berlinandi - Die Piloten haben Sauerstoffmasken welche durch Sauerstoffflaschen "gespeisst" werden die unabhängig von denen der Sauerstoffmasken der Kabine sind. - gut.
und warum schrieb DearMRHazzard - Wenn man die Kabinendruckregelung deaktiviert dann gibt es nach 30 Minuten keine randalierenden Passagiere mehr. Könnte hier geschehen sein - es bedeutet dass auch die Passagieren konnen die Sauerstoffmasken benutzen und werden immer evig lebendig sein, nicht wahr?
In der Anfangszeit der Diskussion um MH370 gab es von verschiedenen Seiten die Zusatzhypothese, die Person im Cockpit könnte die Klimaanlage ausgeschaltet haben, um so einen Widerstand der Personen in der Kabine zu unterbinden. Das wurde so etwa auf pprune diskutiert (wo es aber auch kritische Stimmen gab), dann in einer "Mayday"-Folge sowie in einem Buch "Goodnight Malaysian 370":
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article131708832/Wollte-sich-der-MH370-Pilot-das-Leben-nehmen.htmlDiese ganze Annahme beruhte eigentlich darauf, dass MH370 nach dem Verschwinden sehr viel höher geflogen ist (auf über 40.000 Fuß). In dieser Höhe würden nämlich die tragbaren Sauerstoffflaschen in der Kabine möglicherweise nicht mehr ausreichen. Das gilt aber mittlerweile als widerlegt, in der Realität ist MH370 zunächst niedriger geflogen (auf etwa 30.000 Fuß) und auch später nie über 35.000 Fuß.
Also hat diese Vermutung eine Reihe gewichtiger Haken:
Wäre es so gewesen, hätten bis zu 15 Personen genug Sauerstoff um bei normaler Einstellung mind. 2 Stunden 35 Minuten zu überleben. Wenn man auf die Hälte einstellt, sogar über 5 Stunden. Die Atemmasken würden herunterfallen (oder es würde Warnsignale geben), und danach wären noch mehrere Minuten Zeit, die Sauerstoffflaschen anzulegen, die Flugbegleiter sind dafür geschult. Und es gab mehr Sauerstoffflaschen als Flubegleiter. Also hätten ein oder mehrere Personen sogar bis zum Flugende überleben können. In jedem Fall aber lange genug, um sich gegen diesen Mordversuch zu wehren. Denn in dem Fall könnte es keinerlei Ungewissheit über die Absichten geben. Außerdem würden die Passagier nur über unter 30 Minuten Sauerstoff (über die Atemmasken) verfügen, sie wären danach aber "nur" reversibel nicht mehr bei Bewusstsein, könnten also gerettet werden. Also hätte man alles dran setzen müssen, den Entführer zu überwinden, Bombendrohung hin oder her (bringt dann nichts mehr). Also ein solches Vorgehen hätte den Widerstand nur noch verschärft.
Ein weiteres Problem wäre dann noch, dass die Temperatur sehr schnell sinken würde (so etwa belegt bei dem Helios Flug 522), die Außentemperatur ist um die - 55 Grad. Also würden sich Erfrierungen einstellen, bei der Person im Cockpit noch sehr viel eher als bei den Personen in der Kabine, da diese in der Überzahl sind, sich bewegen können (Hauptfaktor bei Erfrierungen) und ein paar hundert Decken zur Verfügung haben (Nachtflug).
Eine andere Idee auf dem Jeff Wise Forum war, dass die Flugbegleiter oder der/die ausgesperrte(n) Pilot(en) dann Zugang zur e/e bay haben, und sich dort die Sauerstoffflasche für das Cockpit befindet. Man könnte also von dort einfach den Sauerstoff zum Cockpit wortwörtlich "abschneiden", dann per Notfallcode wieder in das Cockpit (dies müsste jemand von innnen aktiv verhindern) und so den Entführer überwältigen.
Im Zweifelsfall hielte ich dann noch das Szenario "Bombendrohung - wir fliegen nach XY" für relativ wahrscheinlicher, aber dann gibt es, wie gesagt, 238 Personen an Bord, viele davon mit relevanten Fähigkeiten (neben dem oder den ausgesperrten Piloten und den Flugbegleitern einen Flugzezugmechaniker, einen Kung Fu Stuntman usw.). Die Frage, ob nach vielen Stunden Flug im Indische Ozean die versprochene Landung immer noch glaubhaft erscheint usw.
Ich will nicht sagen, dass dies oder jenes passiert sein muss, anscheinend ist es das eher nicht, aber wenn (!) jemand einen solch perfiden Plan mit Massenmord ausheckt, dann würde er/sie doch zuallermindest sichergehen wollen, dass er/sie selbst am Ende sich das eigene Leben nimmt, unter diesen Vorausssetzungen würde niemand mehr weiterleben wollen. Also müsste der Plan schon einigermaßen wasserdicht sein.
Wenn es also keine weiteren Veröffentlichungen dazu gibt, die sich mir den sich aufdrängenen Fragen auseinandersetzt und versucht, diese zu klären, dann helfen die oben genannten nun wirklich kaum weiter, da sie großenteils von falschen Voraussetzungen ausgingen.
Ich will also auf keinen Fall eine bestimmte Theorie pushen ("politischer Protestflug auf die Cocos Islands), sondern ich versuche zunächst mal mit den bekannten Daten irgendwas anzufangen, und da erscheint mir der Ansatz "missglückte Entführung" im Zweilsfall noch (relativ) wahrscheinlicher als Pilotensuizid (letzteres aber auch grundsätzlich möglich). Grundsäztlich wäre da erstmal egal, ob es Zaharie, Hamid, eine Gruppe von Flugbegleitern, die beiden Iraker, die Ukrainer oder chinesische Separatisten waren.
Ich bin dann weiterhin gefragt worden, welche konkrete Motivation ich mir bei einer Entführung vorstellen könnte, und daher habe ich ausgehend von der Theorie "es könnte Zaharie gewesen sein" (er gilt zumindest als verdächtig - aber wohl weniger weil er Selbstmordmotive hatte - diese wurden sogar ausgeschlossen - sondern aus politischen Gründen - diese wurden aus der Untersuchung immer schön rausgehalten, aber Verdachtsmomente sollen nun einmal vorliegen) zu weiteren Schlussfolgerungen gelangt. Dazu zählt unter anderem, dass Zaharie allem Anschein nicht nur Anwar Ibrahim persönlich kannte, sondern auch den Admiral, der später verhement im Parlament und gegenüber der Presse den Rücktritt von Verantwortlichen gefordert hat; außerdem die vielen Widerprüche bei den Reaktionen am Boden, die geradezu nach einer Untersuchung und Erklärung schreien, die immer noch nicht vorliegt. Dann die vielen Facebook Einträge, die klar auf eine politische Protestposition hindeuten, darunter auch Aufrufe zur Sabotage gegenüber Malaysia Airlines, die scheinbare Angst wegen der politischen Einstellungen verhaftet zu werden und den Job zu verlieren, den Wunsch, den Rebellen herauszulassen und das alte Leben aufzugeben. Selbst bei Window Seals finde ich im Zweifelsfall z.B. die Meldung "Bond drops by Afghanistan" eher ein Hinweis auf ein überraschendes Auftauchen irgendwo im James Bond Stil sinnvoller als die Interpretation "Skyfall = Sturz aus dem Herbsthimmel", außerdem die letzte Meldung "Ertrunken beim Picknick" ein Hinweis auf die Unfähigkeit der Search and Rescue. Letzteres ist ein Hauptmotiv auf den Facebook-Postings: seiner Ansicht nach investierte die Regierung viel Geld in die Polizei, damit diese politische Dissidenten beseitigt, kümmert sich aber nicht um ihre eigenen Aufgaben. Das alles auf den Vorfall selbst zu beziehen ist eher weit hergeholt, aber es ist durchaus möglich, dass Zaharie in einer Gesellschaft, die von der Zensur bestimmt ist, solche politischen Aussagen öffentlich im Internet tranportieren wollte. Das alles muss aber auch nicht so gewesen sein, es ist lediglich eine Möglichkeit.
Also den Schuh, ich würde voreingenommen ein letztlich lächerliches Szenario pushen wollen (Flug zu den Cocos Islands, um dann eine Fahne raushängen zu lassen, oder 10 - 12 Passagieren mitzuteilen, dass die Regierung "doof" ist), brauche ich mir nicht anzuziehen. Genauso gut könnte ich immer wieder behaupten, dass du,
@DearMRHazzard (bei allem Respekt vor den vielen wirklich sehr guten Beiträgen) voreingenommen von der Voraussetzung ausgehst, dass Zaharie ein psychopatischer, aber unaufälliger kalkulierter Massenmörder gewesen ist, der seine Regierung mit einer Schnitzeljagd im SIO ärgern wollte. Das haben wir glaube ich beide nicht nötig.