Fahrerflucht mit Todesfolge

Hallo Allmyaner und -Innen, Divese und *träger und alle anderen,

durch einen Zeitungsbericht, den ich neulich las, frage ich euch mal zu diesem Thema:

Fahrerflucht.

Ich meine damit jetzt nicht den kleinen Parkrempler am Supermarktparkplatz.

Wenn jemand z.B. auf nächtlicher Landstraße einen Fahrradfahrer umkachelt, kurz anhält, überlegt, weiterfährt, und ihn dann sterbend zurücklässt...

Der Autofahrer wollte das nicht, gehe ich mal davon aus, er war nicht betrunken oder anders eingeschränkt. Der Schock und der Stress des Ereignisses lässt ihn aber nicht klar denken. Und dann kommt die Angst vor den Konsequenzen.
Kopfloses tun. Dieser Autofahrer ist ja kein willentlicher Mörder.
Er hat bei Nicht-Entdeckung vielleicht lebenslange Schuldgefühle als Preis der Straflosigkeit. Oder auch nicht.

Wie steht ihr zu dem Thema?
Ich weiss, ist nicht so einfach...

Keine Angst, ich habe als Fahrradfahrer bisher noch niemandem geschadet, bis auf 1000 überfahrene Nacktschnecken diesen Sommer. 😃 Wollte mich nur in die Psyche eines Fahrerflüchtigen hineindenken.

Denn Theoretisch kann das ja jedem von uns passieren.
Wie würden wir wohl reagieren?
Kann man das so im vornherein klar sagen?
Erziehungsfage?
Charakterfrage?
...?

Ich finde das wahnsinnig schwer zu beurteilen,da ich persönlich noch nie einen schweren Schock hatte und nicht weiß, wie man sich da verhält.

Generell denke ich, dass meine Fähigkeit zur Empathie so ausgeprägt ist, dass ich augenblicklich den Notarzt rufen würde, wenn jemand verletzt ist. Ich denke, mir wäre bereits in dem Moment bewusst, dass ich nicht damit leben könnte, jemanden einfach so liegen zu lassen, ich könnte das einfach nicht über mich bringen.

@Pusemuckel

Das ehrt dich.

'Generell' würden wohl ~50% anhalten und davon 50% den Notarzt rufen.
Das ist aber heutzutage eine sehr großzügig Schätzung.

Wenn kein Zeuge da ist, -ja, da ist die Versuchung gross.

Hyperborea schrieb:Dieser Autofahrer ist ja kein willentlicher Mörder.

Ein Mörder nicht. Aber wer den sterbenden Radfahrer zurücklässt mindestens unterlassene Hilfeleistung und eigentlich einen Totschlag.

Hyperborea schrieb:Er hat bei Nicht-Entdeckung vielleicht lebenslange Schuldgefühle als Preis der Straflosigkeit.

Immerhin wurde er nicht todgefahren. Wer einen sterbenden Menschen zurücklässt (für dessen Tod er auch verantwortlich ist) hat die lebenslangen Schuldgefühle auch verdient.

Bettman schrieb:Ein Mörder nicht. Aber wer den sterbenden Radfahrer zurücklässt mindestens unterlassene Hilfeleistung und eigentlich einen Totschla

Kommt auf den Unfall an. Wurde nicht erst ein Raser wegen Mord verurteilt? Wenn der Fahrer betrunken war, oder zu schnell gefahren ist, kann das passieren

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/urteil-im-raserprozess-wiesbaden-100.html#:~:text=Das%20Landgericht%20verurteilte%20den%20Raser,auf%20die%20Situation%20zu%20reagieren.

Bettman schrieb:Ein Mörder nicht. Aber wer den sterbenden Radfahrer zurücklässt mindestens unterlassene Hilfeleistung und eigentlich einen Totschlag

Sollten wir als Gesellschaft mehr darauf einwirken?
Ich meine, es sollte jedem Selbstverständlich sein, zu handeln.
Immerhin könnte jeder von uns der sein, der am Strassenrand verreckt.

Habe mich für schwer zu beurteilen entschieden, da ich Verständnis vom Einzelfall abhängig machen würde und ob wirklich eine psychische Ausnahmesituation vorliegen würde, die einen Fahrer dazu veranlassen würde sich zu verpissen.


Ich persönlich könnte es mir nicht vorstellen, jemanden einfach liegen zu lassen und weiterzufahren.

Bettman schrieb:Aber wer den sterbenden Radfahrer zurücklässt mindestens unterlassene Hilfeleistung und eigentlich einen Totschlag.

Je nach den genauen Umständen des Einzelfalls käme auch Totschlag nur durch Unterlassen (aufgrund §13 StGB) in Betracht.

wie ist denn die frage eigentlich zu verstehen?

Fahrer flieht und verstirbt während oder nach der Flucht?

Ich würde erstmal zuschauen, dass ich selbst nicht fahre wenn ich alkoholisiert oder anderweitig beeinträchtigt bin( wie durch Müdigkeit, körperlichen Einschränkungen, ich fahre deshalb freiwillig schon einige Jahre nicht mehr selbst, trotz Führerschein), dass mein Reaktions-und Fahrvermögen nicht von vornherein schon eingeschränkt ist.
Ansonsten habe ich schon immer zugesehen, dass ich mich mit erster Hilfe zumindest soweit auskenne, dass ich nicht davor zurück schrecke sie auch anzuwenden, wenn es nötig ist.
Natürlich gibt es auch den Schockmoment, doch ich glaube, dass der eigene Charakter da eine große Rolle spielen wird, wie man sich verhält und zwar schon im Vorfeld.
Ich bin generell keine Wegschauerin wenn es z.B. darum geht, verunfallten Personen zu helfen (ich selbst weiß, wie es ist, keine Hilfe zu bekommen, trotz Hilferufen) und kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ich das in solch einer Situation machen würde.Ich habe mich immer wieder, durch einige Erste-Hilfe-Kurse in meinem Leben, darauf vorbereitet und diese haben auch schon ihren Zweck erfüllt im Laufe der Zeit.
Wer sich kümmern will, kann sich ein bisschen darauf vorbereiten, dass man dann nicht völlig kopf-und hilflos reagiert und vor allem vorher schon zusieht, dass ein Eigenverschulden so gut es geht vermieden wird.

rhapsody3004 schrieb:und ob wirklich eine psychische Ausnahmesituation vorliegen würde, die einen Fahrer dazu veranlassen würde sich zu verpissen.

Ich denke, dass es da meist um das eigene Fehlverhalten geht, das zu dem Unfall führte, das vertuscht werden soll. Da bin ich wieder beim Charakter.
Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen, denjenigen die Verantwortung ( in diesem Szenario auch evtl.für das eigene Fehlverhalten) übernehmen wollen und denjenigen die sich dem nicht aussetzen wollen und vor den Konsequenzen flüchten.

Ich würde anhalten und Hilfe rufen.
Warum ich das so genau sagen kann?
Ich habe einen Schulfreund durch so eine Fahrerflucht verloren.
Er hätte das überleben können, wenn er rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen wäre.
Es war eine eisige Nacht und das hat auch eine Rolle gespielt.
Der Fahrer/die Fahrerin hatte "Glück", wurde nie ermittelt.
Ich könnte nicht damit leben, jemanden im Graben liegenzulassen und einfach zu verschwinden.