@Rick_Blaine Danke, dass auch du dein Feedback abgegeben hast.
Rick_Blaine schrieb:...dass Deutsche die Dinge nun mal nicht so locker nehmen wie Italiener ist eben Mentalität.
das empfinde ich genauso und nicht nur auf Italien bezogen.
Rick_Blaine schrieb:Wir passierten mehrere Kreuzungen, deren Ampeln alle für uns rot zeigten. Er hupte zweimal und fuhr unbekümmert weiter. ...
... er habe schon gehört, dass man in Deutschland an roten Ampeln stehenbleiben würde.
ja das geht bei manchen so weit, dass die auch minutenlang vor einer defekten Ampel stehen bleiben (bei versteckter Kamera mal gesehen
:D )
Aber hier sei das anders: er hupe zweimal, dann weiss der Kreuzverkehr, dass er kommt.
das ist nun wieder das andere Extrem, finde ich auch nicht okay.
Rick_Blaine schrieb:Und dann fragte er mich, welchen Sinn es machen würde, an einer ganz einsamen Ampel mitten in der Nacht, ohne jeglichen Verkehr minutenlang bei rot zu stehen. Er meinte das ganz Ernst. ...
Frage war berechtigt
Ich mache das Nachts genauso ... und hoffe, mich erwischt niemand
:)Einmal, zu DDR-Zeiten machte ich dies in einer Großstadt. Ich hielt kurz, es kam nichts, dann bog ich rechts ab. Da hatte ich dann aber Pech, Polizei hatte sich irgendwo versteckt gehabt und hielt mich dann an.
Ich sagte, ich hatte mir eingebildet da sei ein Grünpfeil (war aber keiner). Dann machten die noch einen Alkoholtest (negativ) und vor lauter Freude vielleicht, dass ich wenigstens kein Alk drin hatte, ließen sie mich ohne irgendwelche Sanktionen laufen
:) Heutzutage wäre das sicher nicht mehr möglich.
Rick_Blaine schrieb:Man kann das jetzt alles ganz romantisch finden und vom Land, in dem die Zitronen blüh'n träumen - aber wenn wir genau hinschauen, ist uns die deutsche Einstellung vielleicht doch lieber.
mir ehrlich gesagt nicht, ich wünschte mir ein gutes Mittelding
:)... worum geht es denn bei den so ominösen Klagen? Es geht um Gerechtigkeit. Um Schadenersatz,...
ja, ich weiß.
Nur finde ichs eben etwas zu extrem, was es da in D für Möglichkeiten gibt (jetzt ganz allgemein und dann werde ich noch mal zum konkreten Beispiel etwas schreiben).
Genau das halt u.a. auch:
Rick_Blaine schrieb:. Dazu hat allerdings, nach Meinung vieler Insider, eine typisch deutsche Erfindung beigetragen:
Optimist schrieb: wenn man Rechtsschutz
hat,
Da wird der Klageweg dann eben auch in
manchen Fällen gerne mal bis zum letzten ausgeschöpft u.a. eben auch wegen einem kleinen Kratzer am Auto z.B. wie du auch zum Ausdruck gebracht hast.
Genau das (Du sprichst mir aus dem Herzen):
Rick_Blaine schrieb:Ein wenig Deutsch scheint mir auch das "Alles oder Nichts Denken."
In anderen Ländern ist im Zivilrecht der Vergleich der häufigste Ausgang eines Verfahrens. Man einigt sich. In Deutschland, habe ich das Gefühl, wird oft um Pfennigbeträge gekämpft
...
Was viele Leute sehr verblüfft ist z.B. dass es in den USA so etwas nicht gibt. Zu meiner Zeit auch in Italien nicht. Die Möglichkeit, einen Rechtsstreit bis zum Äussersten durchzufechten ohne ein Kostenrisiko einzugehen, die verleitet freilich manchmal auch zum Missbrauch.
Wie ich schon immer sage, mir widerstreben diese Extreme und teilweise Engstirnige hierzulande.
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Rick_Blaine schrieb:Und das ist doch das Entscheidende. Da rutscht jemand auf nicht ordentlich geräumtem Boden aus. Wenn er oder sie dann wieder aufsteht, und von dannen schlurft, wird er kaum eine Klage erheben.
Aber was, wenn dieser Sturz einen komplizierten Beinbruch zur Folge hat, 3 Monate Klinik .... einhergehend mit erheblichen Schmerzen, Verdienstausfall, usw usw.
Und was wenn der Verantwortliche sagt: Pech gehabt, hättest halt besser aufpassen müssen! Sollten wir da nicht Klagen dürfen?
Mal eine Gegenfrage: Was macht so jemand, wenn er auf einem Weg lief, wo steht "Betreten auf eigene Gefahr"?
Da muss er erstens wirklich besser aufpassen. Und wenn doch etwas passiert, dann hat er tatsächlich Pech gehabt, weil er nicht klagen könnte.
Wo ist
vom "Aufpassen müssen" her gesehen der Unterschied, ob er auf einem Weg ohne Schild oder mit Schild lief?
Oder anders gefragt: Muss oder sollte er auf einem Weg ohne Schild weniger aufpassen müssen, weil er ja dann klagen könnte?
Rick_Blaine schrieb:Zweierlei muss man doch erkennen: 1. Klagen zu können ist ein grosses Privileg. Es heisst ja nicht, dass der Kläger automatisch Recht bekommt. Vielleicht hat in meinem obigen Beispiel der Kläger tatsächlich nicht aufgepasst, hat nur auf sein Handy geschaut usw.
das lässt sich möglicherweise ganz schlecht oder gar nicht beweisen.
Soll der Eigentümer nun deswegen büßen müssen (angenommen er schaute ins Handy)? Eine Schadenswiedergutmachung sehe ich AUCH als Strafe dem Verursacher gegenüber an, er hat ja darunter dann auch zu leiden, er hat dann eine Menge Ärger oder seine Versicherung macht Ärger usw. (gibts ja oft, dass die sich dann auf irgendwelches Kleingedruckte berufen, manches ist ja auch wie Gummi ausgedrückt usw.). Oder er hat gar keine Versicherung. Ja selbst schuld, aber kostet ja auch alles und auch Hausbesitzer haben nicht immer einen "Goldesel" zu Hause
;) )
Außerdem stehe ich auch immer - auch bei einem Unfall - auf dem Standpunkt: In der Regel macht sich bei schweren körperlichen Schäden der Verursacher ohnehin sicher schwere Vorwürfe (seelische Belastung, um so mehr, wenn jemand vielleicht umgekommen ist).
Damit wäre so jemand dann auch schon "gestraft" genug.
[/quote]Aber was, wenn der Verantwortliche nur einfach faul war und nicht räumen wollte? Sollte der Kläger dann ohne jeden Schadenersatz auskommen müssen? [/quote] Ja, ist aus Sicht des Geschädigten schon bissel schwierig.
Und möglicherweise sehe ich das etwas zu hart, wenn ich sage, auf Wegen mit entsprechenden Schildern muss er doch auch besser aufpassen.
Und bezüglich des Faulen: dafür gäbs eben wie gesagt das Bußgeld (und er ist wie gesagt auch psychisch mit gestraft)
Wenn er dann auch noch Schadenswiedergutmachung leisten muss, empfinde ich das als doppelte "Bestrafung" (wie gesagt, ich sehe das ja -
aus Sicht des Eigentümers - auch als Bestrafung an, auch wenn es keine aus gesetzlicher Sicht ist).
Rick_Blaine schrieb:Deine Lösung, den Verantwortlichen mit einem Bussgeld zu belegen und das war's, das ist m.E. die allerschlechteste Lösung. Der Geschädigte geht leer aus und der Staat, der sich eh schon in alles einmischt, der kassiert ein Bussgeld.
Es könnte von mir aus dann so geregelt werden, dass der Geschädigte das Bußgeld bekommt.
Würde man sich ein Gerichtsverfahren sparen können.
Rick_Blaine schrieb:In den USA zum Beispiel ist das Rechtswesen genau umgekehrt angelegt: Wer einem anderen einen Schaden zufügt, der muss ihn wieder gutmachen, der Staat allerdings hält sich da weitgehend heraus. Es gibt viel weniger "Ordnungswidrigkeiten" oder Straftatbestände als z.B. in Deutschland. In dem beschriebenen Beispiel würde der Staat sagen: das geht mich nichts an. Es ist Sache der Zivilgerichtsbarkeit, hier einen Ausgleich zu erzielen.
Mit dieser Lösung könnte ich auch gut leben. Weniger oder keine Bußgelder, dafür dann eben Zivilgerichtsbarkeit.
Ich bin in solchen Fällen also eindeutig für ein "entweder oder" und nicht für ein "sowohl als auch" wie bei uns.
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Rick_Blaine schrieb:Es gibt tatsächlich einen Trend in Deutschland, den ich für bedenklich halte: den Staat immer und überall einzumischen
wie wahr.
Aber andererseits gibts eben auch Fälle, wo er vielleicht mal besser mitmischen sollte, aber es nicht tut.
Das hatte ich mir schon manchmal gedacht, im Moment fällt mir aber kein Beispiel ein, außer vielleicht in punkto Kriminalität. Da aber auch mit Abstrichen, wo er sich in manchen Bereichen meines Erachtens dann auch wieder zu sehr einmischt.
Ich sehe eben immer wieder zu viele Extreme, in manchen Bereichen eben kein "gesundes Mittelmaß".
Weil wir gerade dabei sind, wie siehst du das mit der Helm- und Gurtpflicht?
Gutes Beispiel für zu viel Einmischung:
Rick_Blaine schrieb:Als ich Kind war, war es auch in Deutschland üblich, bei Blechschäden im Verkehr nicht die Polizei zu holen, sondern das ohne Einschalten des Staates über die Versicherung zu regeln. Und ja, man schaute dann auch mal bei einer Delle oder einem Kratzer weg und einigte sich, ohne einen Versicherungsfall daraus zu machen. Heute muss die Polizei her. Das ist problematisch.