Das sollte jetzt echt kein Angriff sein. Und ja, natürlich bin ich auch mehr oder weniger (eher mehr :D) von meiner Sichtweise überzeugt.
Und doch: Wieso geht man davon aus, dass die eigene Sichtweise die einzig wahre sei? Eine ernstgemeinte Frage.
Das wollte ich zum Ausdruck bringen.
.....
Ich habe ehrlich keine Ahnung, woher das „Misstrauen“ kommt. Ich weiß auch nicht, ob es überhaupt Misstrauen ist. Ich würd’s eher Skepsis nennen. Mir wird allerdings nachgesagt, dass ich ein außerordentliches Gespür für Menschen habe und diese gut einschätzen kann. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel
Ich bezweifle stark, dass diese gute Menschenkenntnis auch für Foren gilt, in denen nur geschrieben wird. Zur richtigen Einschätzung eines Menschen musst du ihn persönlich mit allen Sinnen sehen, riechen, schmecken, hören. Es sei denn, du bist ein Hellseher... lach...
Hättest du vorhin den gesamten Überblick über meine (schreibende) Person gehabt, wärest du z.B. nie auf die Idee gekommen, dass ich deinen Beitrag als einen Angriff empfunden hätte.
Wenn man sich klarmacht, dass man in einem reinen Schreibforum einfach nur sehr selektiv wahrnehmen k a n n , weil die Mimik, die Gestik - alles, was zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung gehört, einfach fehlt - dann ist man sehr viel vorsichtiger mit der Interpretation seiner (fehlerhaften) "Wahrnehmung" von scheinbar negativen Gefühlen anderer.
Das ist auch der Grund dafür, warum in solchen Foren die Neurosen nur so blühen...
Und zur einzig Wahren Sichtweise: Du brauchst sie, um deinen Status zu sichern. Zur Aufrechterhaltung der Selbstdefinition, des Selbstbildes... gibt Sicherheit. "Ich hier oben, ihr da unten..." in der Art...
Du kannst dich mit einer Weltanschauung/Sichtweise absondern oder einbringen, je nachdem wie du psychisch veranlagt bist. Der eher schizoid geprägte Mensch sondert sich ab, der mehr depressive Mensch bringt sich gerne in Gemeinschaft ein.... der hysterische Charakter braucht eine Sichtweise, die ihn in den Mittelpunkt stellt, für den ist die ganze Welt eine Bühne. Der Zwangsneurotiker liebt die Perfektion und hat dementsprechend seine Weltanschauung.
Das sind alles m. E. Bewältigungsmechanismen, die das Leben kontrollieren wollen.
Ich weiss, dass dieses "Schubladendenken" dir nicht gefällt, aber für mich war es vor langer Zeit einmal sehr augenöffnend und überaus erleichternd zu erkennen, dass grundsätzliche alle Menschen mehr oder weniger neurotisch sind. (Für Eugen Drewermann ist die Neurose die Sünde überhaupt).
Wenn du mehr darüber wissen willst, ich empfehle immer gerne das Buch von Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Darin findest du 4 Formen der Angst, 4 Formen, im Leben zu sein, 4 "Sichtweisen". Und auch die Begründungen dafür, warum diese Sichtweisen aufrechterhalten werden müssen, soll das Chaos nicht drohen.
http://www.weripower.at/pdfs/riemann_angst_grundformen.pdf"Wir haben prinzipiell immer vier Möglichkeiten, auf eine Lebenssituation zu antworten.Wir können uns erkennend von ihr distanzieren oder uns mit ihr liebend identifizieren, wir können sie wie ein Gesetz auf uns nehmen oder sie unseren Wünschen gemäßumzuwandeln versuchen."
Dieses Buch war für mich eine riesengrosse Bereicherung. F. Riemann ist nicht nur Tiefenpsychologe, sondern auch ein sehr spiritueller Mensch. Am Ende des Buches geht er näher darauf ein..
PS: Beobachte einmal das unangenehme Gefühl, was du hast, wenn du glaubst, jemand anderes fühlte sich durch dich angegriffen. Das ist Projektion. Natürlich nur da, wo du nicht alle sinnlichen Daten beisammen hast.