@libertarianlibertarian schrieb:Wie entsteht der Urimpuls, was leitet ihn ein?
Deine Frage ist ähnlich wie: Was befindet sich und geschieht vor einem Stillstand?
Die Antwort auf deine Frage lautet: Da es keinen ersten Impuls gibt, taucht auch keine Frage dazu auf. Und die Antwort auf die Frage, warum es keinen ersten Impuls gibt, lautet: Weil es keinen Anfang für irgendetwas geben kann.
Begründung:
Sobald man von einem Anfang spricht, taucht sofort die Frage auf, was zu diesem Anfang geführt hat, und so weiter. Diese Art des Denkens in Anfang und Ende, Geburt und Tod, ist eine generelle, notwendige Denkqualität der Dualität. Man kann nichts dagegen tun. Die Dualität ist nicht möglich ohne einen Anfang und ein Ende von Dingen und Gegenständen.
Im Gegensatz dazu steht die Art des Denkens in Wirkungen. Wenn wir feste Gegenstände als Wirkungen verstehen, dann haben Wirkungen keinen zeitpunktuellen Anfang und auch kein Ende. Für sie werden stets willkürlich ein Anfang und Ende festgelegt in genau dem Moment, an dem man zum ersten Mal hinschaut. Das nennen wir dann einen Anfang. Ein solches erstes Hinschauen kann im Dualismus jeder beliebige Moment sein.
Das ist beispielweise die Erklärung dafür, warum manche Menschen die Geburt, also die Trennung vom Körper der Mutter, für ihren Anfang halten. Andere Menschen nennen bereits den Vorgang der Befruchtung ihren Anfang. Wiederum andere den Moment des Einsetzens von Zellteilungen. Und psychologisch gesehen sprechen wir von einem Anfang, wenn sich das sogenannte Ich-Bewusstsein ausprägt, was etwa um das 3. Lebensjahr herum zu beobachten ist.
Jeder solcher Anfänge kann beliebig bestimmt werden. Aber damit taucht stets die Frage auf, was zu einem derart erklärten Anfang geführt hat. Und das darf nicht ignoriert werden.
Stellt man nun diese Frage nach dem Davor immer weiter und weiter, dann sollte man annehmen, dass man dabei zwangsläufig irgendwann an einen Punkt gelangt, an dem es keine Davor mehr geben kann. Das ist ja das Ziel solcher Fragestellungen.
Ein solcher Punkt kann aber nur ein Stillstand sein. Das erklärt sich daraus, dass nur ein Stillstand unmöglich ein Davor haben kann. Es kann nichts geben, was zu diesem Stillstand geführt hat, denn das wäre bereits wieder eine vorherige Bewegtheit, die zu diesen Stillstand geführt hat. Aber das ist unmöglich. Das ist die Erklärung, warum es vor einem Stillstand unmöglich etwas geben darf.
Und genau das ist der Punkt, den viele Menschen noch nicht verstehen. Sie mögen zwar durchaus verstehen, dass ein tatsächlicher Anfang nur als ein Stillstand definiert sein darf. Aber sie verstehen die sich darin ergebenden Schußfolgerungen nicht, nämlich, warum es unmöglich einen Stillstand/Anfang für irgendetwas geben haben kann. Solche Fragen nach einem Anfang tauchen nur innerhalb eines Dualitätsdenkens auf.
Jede Bewegtheit kann niemals aus einem Stillstand heraus in Gang gesetzt worden sein, weil der dafür notwendige Startimpuls unmöglich selbst ein Stillstand gewesen sein kann. Das muss er aber, wenn wir insgesamt von einem korrekten Anfang/Stillstand sprechen wollen. Das heißt, wenn man etwas gefunden hat, dass einem Stillstand ähnelt, und man dann bemerkt, dass aus ihm eine Bewegtheit hervorgeht, dann weiß man, dass es sich um keinen tatsächlichen Stillstand gehandelt haben kann.
Ebenso hört eine Bewegtheit niemals auf. Sie mag zwar immer schwächer werden, so dass sie nicht mal mehr von den jeweils besten Instrumenten gemessen werden kann, doch wird sie niemals Null erreichen. Das ist vollkommen ausgeschlossen und lediglich in mathematischen Denkmodellen möglich.
In unserem Alltagsverständnis sagen wir zwar, dass alles, was einen Anfang hat auch ein Ende hat. Das müssen wir tun, um uns überhaupt zurecht zu finden. Doch das gesamte weitere Denkvermögen ist auf diesen Annahmen aufgebaut. Ein andere Art zu denken, also nicht in Gegenständen und Dingen sondern in Wirkungen würde unsere gesamte Welt verändern, unsere Sprache, einfach alles, und zwar wesentlich mehr in Richtung, was tatsächlich abläuft. Es wird eine völlig neue Art von Technologie hervorbringen, bei denen die Begriff wie Verlust, Beschädigung oder ähnliches keine Rolle mehr spielen werden, weil man es eben als notwendige Wirkungen versteht. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.