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@Jimmybondy Heute hat es sich so eingebürgert, dass der Begriff Atom seiner ursprünglichen Bedeutung als Unteilbares entzogen wurde. Ein Atom sollte gemäß bestimmter antiker Philosophen etwas beschreiben, was nicht mehr teilbar wäre, was einzig seiner Natur nach ist, was fest ist, unzerstörbar, gerne auch ewig. Kleinster Baustein des Universums. Wie sich Ziegel auf Ziegel türmt, um eine Mauer zu errichten. Ein Atom nach dieser ursprünglichen und nicht verwässerten Definition nach gäbe es also oder gäbe es nicht. Entweder es gäbe Entitäten, die in sich ihrem Wesen und ihrer Natur nach nicht mehr teilbar wären oder alles sei beliebig immer weiter teilbar. Immer kleiner etwa. Meine Idee war nun erstmal nur, etymologisch und allegorisch die beiden Begriffe Individuum und Atom miteinander zu vergleichen. Wobei sich herausstellte, dass das Wort Individuum ebenfalls Unteilbares bedeutet. Und wie ein Atom seinen Platz im Universum einnimmt, so nimmt ein Individuum seinen Platz im Universum und der Gesellschaft ein. Du kannst dich einer Gruppe anschließen, in dieser aufgehen, aber du bleibst trotzdem immer nur ein Teil dieser Gruppe und, obgleich verschmolzen mit dieser scheinend, doch getrennt von ihr und ein Individuum. Wie ein Atom mit anderen Atomen Moleküle bilden mag, doch immer ein Atom bleibend.
Wie individuell sind Atome? Wir kennen unterschiedliche Atom-Gattungen. Aber selbst wenn Atome gleicher Gattung sind, so müssen sie doch untereinander als individuell gelten, denn wenn ein Atom wirklich vollkommen deckungsgleich mit einem anderen Atom wäre, so würde es sich um ein und dasselbe Atom handeln und es gäbe gar kein anderes Atom, so würde ich jetzt mal einfach sagen. Aber wenn wir den Begriff Atom aus heutiger Sicht betrachten, wie Atome spaltbar sind etwa, dann müssen wir nach dem suchen, was letztlich alles ausmacht. Und was könnte das sein? Energie? Was ist Energie? Ich meine mich zu entsinnen, dass Energie das Potential sei, Arbeit zu verrichten und dass Energie mit dem Licht gleichgesetzt wird und dass es nicht Schnelleres als die Lichtgeschwindigkeit gibt und somit nichts Höheres als ein Photon. Und wenn dem so ist, so sagen wir doch einfach, dass es das Photon ist, welches man allegorisch mit dem Individuum gleichstellen könnte oder dass es der klassischen Atom-Lehre nach das wahre Atom sei? Das gesuchte Unteilbare? Was existierte schon ohne Licht? Was würde man schon sehen, wenn da kein Licht mehr wäre?
Gibt es also nun das Unteilbare oder ist alles beliebig verkleinerbar und teilbar? Diese Frage steht in Verwandschaft zu der Frage nach der Unendlichkeit bzw. ist eigentlich dieselbe, denn beliebiges Teilen in somit immer kleinere Abschnitte dürfte kein Ende finden, sonst wären wir schließlich beim gesuchten Unteilbaren, das nicht weiter teilbar wäre und damit ein Ende darstellen würde. Was ist das Kleinste? Gibt es etwas Kleinstes? Und wenn es etwas Kleinstes gäbe, gäbe es dann auch etwas Größtes? Angenommen, alles sei beliebig verkleinerbar und vergrößerbar, wodurch und wie und "in" was könnte es dann immer kleiner und größer zu machen sein? Ich wage nun die paradox anmutende Behauptung, dass das Kleinste vom Größten nicht verschieden ist und dass das beliebige Verkleinern und beliebige Vergrößern das Kleinste und Größte selbst sind. Ich suche das Kleinste, das wahre Atom, schaue tief in dieses, und sein Raum offenbart mir, dass darin alles enthalten ist, was nur zu enthalten ist. Dringe ich tief ein in den Innenraum dieses wahren Atoms, des Kleinsten, des Unteilbaren was alle Teilung beinhaltet und schon unendlich geteilt wurde, unendlich verkleinert, so offenbart sich darin das Universum selbst mir. Diese gewagte Behauptung stelle ich nun auf.
Auf die Frage gestellt, was dem Menschen als Licht diene, antwortet der Rishi Yâjnavalkya in der Brihad-Âranyaka-Upanishad Janaka, Fürst der Videha, der Reihe nach die Sonne, der Mond, das Feuer, die Stimme, die alle verlöschen können, um letztlich dazu zu kommen, was dem Menschen denn sein Leben lang beständig ewig als Licht diente und welches Licht nie ausginge und auch beim Verlöschen von Sonne, Mond, Feuer und Stimme noch scheine: Das Selbst. Das heißt, der Mensch diene sich selbst als Licht und das Selbst ist das wahre Licht schon selbst. Darauf fragt Janaka nochmal, was das denn für ein Selbst sei und Yâjnavalkya antwortet:
»Es ist der aus Erkenntnis bestehende, inmitten der Hauche drinnen im Herzen leuchtende Purusha (Geist). Dieser durchwandert, immer sich gleichbleibend, beide Welten. Er scheint nachzusinnen, er scheint sich zu bewegen. Voller Gedanken, zum Traum geworden, überschreitet er diese Welt. Das wahre Licht, das wahre Photon, es ist also der leuchtende Geist, die leuchtende Seele inmitten des Herzens. Und von welchen Maßen ist dieses Selbst inmitten des Herzens? Darauf gibt die Chândogya-Upanishad Antwort:
Dieser mein Âtman im Inneren des Herzens ist feiner als ein Reis- oder Gersten- oder Senf- oder Hirsekorn oder das Korn eines Hirsekorns. Dieser mein Âtman im Innern des Herzens ist größer als die Erde, größer als der Luftraum, größer als der Himmel, größer als die Welten. Weiter heißt es:
Wenn sie zu ihm sagen sollten: »In der Brahmaburg ist eine kleine Lotusblüte als Behausung. Darin ist ein kleiner Innenraum. Was befindet sich darin, das man erforschen, das man zu erkennen suchen muß?«, so möge er sagen: »So groß wie hier dieser Raum, so groß ist der Raum im Innern des Herzens. Himmel und Erde sind beide darin enthalten, Agni und Vâyu beide, Sonne und Mond beide, Blitz und Gestirne; was hier (des Menschen) ist und was nicht, das alles ist darin enthalten.« Wenn sie zu ihm sagen sollten: »Wenn hier in der Brahmaburg alles enthalten ist, alle Wesen sowohl als alle Wünsche, was bleibt davon übrig, wenn das Alter sie befällt oder sie zugrunde geht?«, so möge er sagen: »Nicht wird sie durch sein (des Menschen) Alter morsch, noch durch seine Tötung vernichtet. Dies ist die wahre Brahmastadt. In ihr sind alle Wünsche enthalten. Dies ist das Selbst. [...] Dies Selbst ist im Herzen. Man erklärt das so: hridi ayam, es ist im Herzen. Wer so weiß, geht Tag um Tag in die Himmelswelt ein.«