intruder schrieb:Wissenschaftler vermuten, dass 99,9 Prozent der Tierarten, die jemals auf der Erde gelebt haben, bereits ausgestorben sind.
Das wage ich zu bezweifeln.
OK, früher, als ich diese Zahl zum ersten Mal hörte, dachte ich so ausm Bauch heraus, diese Zahl müßte hoffnungslos zu niedrig angesetzt sein, es müßten doch in den hunderten von Millionen Jahren weit mehr Tiere gelebt haben, die bis heute dann wieder verschwunden sind. Aber mittlerweile geh ich vom Gegenteil aus.
Wie lange lebt eine Art im Mittel, bevor sie ausstirbt? Denn aussterben tut jede Art über kurz oder lang, selbst lebende Fossilien wie z.B. der Quastenflosser Latimeria sind ja nicht die selbe Art wie vor 66 Millionen Jahren. Selbst wenn eine Art nicht ausstirbt, so verändert sie sich dennoch im Laufe der Zeit, sodaß die späteren sich genetisch gar nicht mehr mit den weit früheren hätten paaren können. Hier bildet sich eine Art allmählich zu einer anderen um; nicht nur im Erbgut, sondern auch äußerlich erkennbar. Das ist dasselbe wie Artaussterben.
Also, wie lange lebt nun eine Art im Mittel? Vor Jahren las ich mal in einem Artikel, daß die paläontologische Auswertung für sämtliche erfaßten Primatenfossilien eine mittlere Lebensdauer von Primatenarten von zwei Millionen Jahren ergeben hat. Rechnen wir mal damit. Wenn also während 2 Millionen Jahren X Arten existieren und dann aussterben, und das macht 0,1% oder ein Promille, ein Tausendstel aller je gelebt habenden Arten aus, dann muß es auf der Erde zwei Milliarden Jahre lang zu jeder Zeit X Tierarten gleichzeitig gegeben haben, die dann nach 2 Millionen Jahren ausstarben. In diesem Falle wären die heutigen X Arten eben 0,1% Aller.
Naja, die sogenannte Kambrische Explosion setzte vor rund 550 Millionen Jahren ein, nicht vor zwei Milliarden Jahren. Paßt also nicht. OK, Leben gibts ja schon seit irgendwas zwischen 3 und 4 Milliarden Jahren. Könnts also hinkommen, gar noch stärker verschoben? Nein. Denn es lebten nie stets gleich viele Spezies gleichzeitig.
Einzeller machen ganz grob 50 % der gesamten irdischen belebten Biomasse aus. Als es nur Einzeller gab, gab es X verschiedene Einzeller-Arten und heute, wo es 50% Mehrzeller-Biomasse gibt, gibt es nicht einfach nur X/2 so viele Einzeller-Arten. So funktioniert das nicht mit der Artenvielfalt. Darucrch, daß das Leben mit der Vielzelligkeit völlig neue Lebensräume erschlossen hat, erhöhte sich auch die Artenvielfalt. Einzeller mag es heute vielleicht nur noch 75% so viele Arten geben (eher 90, wenn nicht gar 99,9%) wie ohne Vielzeller, aber garantiert nicht nur 50%.
Aber auch ohne die Vielzeller hätte sich durch die Evolution der Einzeller eine Veränderung zu größerer Artenvielfalt ergeben. Man kann nicht sagen, daß es stets gleich viele Einzeller auf der Erde gab, vor 3 Milliarden Jahren genauso viel wie heute. Ebenso gab es in der Frühzeit weniger Vielzeller, dann im Erdaltertum mehr als zuvor, aber wenige als im Merdmittelalter, dito Erdmittelalter zu Erdneuzeit. Ja, von Epoche zu Epoche wird es allmählich ein Ansteigen der Artenzahl gegeben haben. Hier mal eine Beispielgraphik für die Zeit seit der Kambrischen Explosion:
Wie viele Spezies von Lebewesen gab es denn nun in der gesamten Lebensgeschichte der Erde, und wie viel Prozent sind nun bereits ausgestorben? Weiß ich nicht, hab auch bislang keine saubere Abschaätzung unter Angabe der Parameter, mit denen man die Abschätzung fundiert hätte, gefunden. Muß man wohl alleine irgendwie austüfteln. Hab ich aber noch nicht unternommen.
Hab aber mal was anderes versucht, schon mehrmals. Nämlich, wie viele Menschen der Art Homo sapiens lebten bis heute seit Entstehung? Weiß aber nicht mehr, wo ich das rumliegen hab. Hab dann ne andere Überlegung gehabt. Wie viel Prozent leben heute (kommt ja auf ähnliches hinaus). Ich machs mal so: Um 1920 herum lebten erstmals 2 Milliarden Menschen gleichzeitig. 1974 dann war die 4-Milliarden-Grenze geknackt. Eine Populationsverdopplung in 54 Jahren. Nochmals 54 Jahre weiter wären wir bei 2028, und da wären dann 8 Milliarden zu erwarten. Kommt leidlich hin. Könnte man also sagen, die Menschheit verdoppelt sich in festen Zeiträumen?
Nun, nehmen wir mal an, der Homo sapiens entstand als Spezies innerhalb einer einzelnen Teilpopulation aus de Vorgänger-Spezies, und diese Teilpopulation bestand aus 1000 Wesen. Von 1000 Individuen braucht es 23 Verdopplungs-Schritte, damit am Ende knapp 8,4 Milliarden Individuen bei rauskommen. Nehmen wir also eine Phase von soundsoviel Jahren an, in denen die Population gleich groß bleibt, dann einen Verdopplungssprung, und dann eine Phase mit doppelt so vielen Individuen, läßt sich einfacher rechnen und ergibt ne leidlich gute Schätzung. Das wären 24 Etappen mit 23 Verdopplungen.
Würden nun die einzelnen Phasen einer Populationsverdopplung gleich lang dauern, so wären das also 24 Phasen zu je 54 Jahren. Damit wäre der Homo sapiens gerade mal 1296 Jahre alt, und Kaiser Karl der Große könnte dann der Adam des Menschengeschlechts gewesen sein. Wohl eher nicht, der Homo sapiens entstand herkömmlich gesehen vor ca. 200.000 Jahren.
Wie wäre es mit nem linearen Anstieg der Verdopplungs-Zeiträume? Also heute 54 Jahre, davor 108 Jahre, dann 162 usw. So kämen wir auf 150 mal 54 Jahre, was noch immer nur 8.100 Jahre ergibt statt 200.000 Jahren. Na dann vielleicht ne quadratische Funktion? Jede frühere Verdopplungsphase dauerte doppelt so lange wie die nachfolgende. Nein, das ist viel zu viel. Das wäre ja reziprok zur Populationsverdopplung. Wenn aus 1000 Menschen 8,4 Milliarden werden, 2
23 mal so viel wie am Anfang, dann muß die erste Phase auch 223 mal so lange gedauert haben wie die letzte mit 54 Jahren, also knapp 453 Milliarden Jahre. Und die gesamte Menschheitsgeschichte wäre dann doppelt so lang minus 54 Jahre. Paßt also noch sehr viel schlechter.
Dann hab ich mir eine andere Zeitraumsveränderung ausgedacht. Wie wäre es, wenn der vorherige Verdopplungszeitraum um den Faktor "Wurzel aus Kubik" der nachfolgenden Phasendauer länger gewesen wäre? Hab das mal durchgerechnet und bin auf eine Gesamtdauer von gut 64.150 Jahren gekommen. OK, das sind noch immer keine 200.000 Jahre, liegt aber verdammt dicht dran, weicht gerade mal um etwas mehr als den Faktor 3 ab und gehört damit quasi in die selbe Größenordnung. Damit habe ich es mal durchgerechnet. Und bin auf das Ergebnis gekommen: Wenn der Homo sapiens vor rund 64.000 Jahren mit rund 1000 Individuen angefangen hätte und bis heute auf gut 8 Milliarden Menschen angewachsen wäre, dann würden im ketzten Zeitraum von 54 Jahren insgesamt so viel Menschen geboren worden sein, daß diese 15,193 Prozent der gesamten je gelebt habenden Homosapiense ausmachen. Insgesamt hätten also knapp 6,59 mal so viel Menschen je gelebt wie in den letzten 54 Jahren geboren wurden.
Das ist noch immer ne Milchmädchenrechnung, keine Frage. Und es war nun mal ein längerer Zeitraum. Und wir wissen denn auch, daß die letzten beiden Verdopplungsphasen nahezu gleich lang gedauert haben, wohingegen in den grob 1900 Jahren von Rom bis 1950 die Welt sich gerade mal verzehnfacht hat (gut drei Verdopplungen). Es gab also immer wieder sehr starke Schwankungen in der allgemeinen Populationszunahme der Menschheit. Gab sicher auch immer mal Stagnation, ja sogar Rückgang. Das macht das Rechnen arg schwer.
Aber dennoch reden wir hier von einem relativ ähnlichen Effekt wie bei der Frage nach der Zahl der heutigen und sämtlicher bislang ausgestorbenen Spezies. Wenn wir die Lebensdauer eines Menschen und die einer Spezies in Beziehung setzen, und dann die Existenzdauer des Menschen neben die des ganzen Lebens stellen, dann sieht das - ganz grob - recht ähnlich aus. 2 Millionen Jahre vs. 2 Milliarden (Faktor 1000) und 60 Jahre vs. 60.000 (meine Rechnung, ebenfalls Faktor 1000). Milchmädchengerechnet hieße das, daß bis heute 85% aller Spezies ab Lebensentstehung ausgestorben wären, nicht 99,9%, und heute lebten nicht 0,1% aller Lebewesen der Erdgeschichte, sondern 15%,
150 mal so "viel" (als Anteil betrachtet) wie nach jener schon seit X Jahrenden rumgeisternden Schätzung. Die Wahrheit wird wie so oft irgendwo in der Mitte liegen. Aber
ganz gewiß nicht bei den behaupteten 99,9% vs. 0,1%.
intruder schrieb:Zumindest gab es mal die Vermutung
Die Astronauten brachten einige Teile dieser Raumsonde namens Surveyor 3 zur Erde zurück – und die NASA-Experten fanden auf ihnen Bakterien, die sogar den jahrelangen Aufenthalt im All überlebt hatten. Offenbar stammten sie von einem Techniker, der damals während der Startvorbereitungen einen Schnupfen gehabt hatte. Ganz sicher ist man sich da aber nicht: Es kann auch sein, dass die Bakterien nie auf dem Mond waren. Vielleicht sind sie ja erst nach der Rückkehr zur Erde auf die Teile der Sonde gelangt, die die Apollo-Astronauten mitgebracht hatten.
https://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-6512/10708_read-24130/
Dann waren wir mal 1000 Jahre oder auch ne Million, und schauen dann nach, was daraus geworden ist.
Ich meinte nicht einmal künstlich irgendwo da draußen hin geschlepptes Leben, sondern die Fähigkeit des Lebens, sich selbst diese Lebensräume zu erschließen. Darum gings ja, das Leben kriegt das selbst gebacken. Da wollte ich das "Vorstoßen" in die Lebensräume nicht außen vor lassen, gehört ja ebenfalls dazu, wie toll das Leben so sei.
Na und in der flüssigen Lava, da gibts meines Wissens auch noch nix, und dahin kann ds Leben auch ohne Saturnrakete von Menschenhand hingelangen, seit Milliarden von Jahren schon.
Und erneut: Es ist eine Sache, Leben, wenn es erst einmal da ist, nicht so leicht ausotten zu können, und es ist eine völlig andere Sache, ob Leben, wenn es erst einmal entstehen muß, dies ebenfalls unter allen möglichen Bedingungen und Widrigkeiten hinbekommt und sich nicht ausbremsen läßt. Mal ein böses Beispiel: Schick einen Menschen in die Wüste, in die Eiswüste, ins Hochgebirge, auf ne einsame Insel: Der wird sich schon zu helfen wissen und sich á la Robinson einrichten. Aber schick mal ein Neugeborenes da hin!
Wie Du ja selbst weißt:
intruder schrieb:Das Bedeutet aber nicht, dass Leben an solchen Stellen entstanden sein kann (könnte oder muss), das bedeutet erst einmal nur, dass selbst reproduzierendes Leben verdammt anpassungsfähig sein kann.
Und das ist ein gewaltiger Unterschied, ja der Knackpunkt schlechthin der hier vorgebrachten und von mir kritisierten Argumentation.