Wie man dafür sorgt, dass es nur richtige Vorhersagen gibt
Logische Zirkel & Prophetie
In der Wissenschaft wird die Fähigkeit einer Theorie, Vorhersagen zu machen, als eine Bestätigung der Theorie angesehen. Deswegen werden übrigens Skeptiker auch gerne mit den Vorhersagen der Bibel konfrontiert, denn wenn in der Wissenschaft Vorhersagen zur Stützung einer Theorie benutzt werden, so müsste dies doch auch bei der Bibel klappen ...
Der Unterschied ist nur der, dass in der Wissenschaft eine falsche Vorhersage als Widerlegung der Theorie akzeptiert wird. Dies führt dazu, dass die Theorie insgesamt oder in Teilen verworfen wird.
Angewandt auf die Bibel heißt dies aber auch, dass nur eine einzige falsche Vorhersage die These von der Bibel als "Gesamtwahrheit" widerlegen würde. Diesem Risiko würden sich die Fundamentalisten aber nie aussetzen, und so wird die Bibel durch Apologetik und andere Kunstgriffe vor diesem Missgeschick geschützt. Dem kommt der Umstand entgegen, dass es in der Bibel kaum konkrete Vorhersagen gibt. Vor allem gibt es keine Vorhersagen, die einen bestimmten Zeitraum betreffen. So kann man immer behaupten, dass eine Vorhersage eben noch nicht eingetroffen sei.
Eine zweite Methode benutzt denselben Trick, den auch Zauberkünstler für ihre Vorhersagen benutzen. So hat z. B. vor einiger Zeit David Copperfield im Fernsehen unter notarieller Aufsicht die Lottozahlen vorhergesagt. Hier haben wir sogar eine unglaublich präzise Vorhersage, die alle Propheten der Bibel mühelos in den Schatten stellt. Der Trick lautet: Vorhersage im Nachhinein.
Der Zettel mit der Vorhersage der Lottozahlen enthielt eine beliebige Zahlenfolge und wurde nach dem Eintreffen des Ereignisses durch einen sehr raffinierten Trick (den ich nicht enthüllen werde) gegen den Zettel mit den richtigen Zahlen ausgetauscht.
Es gibt noch eine weitere einfache Methode für richtige Vorhersagen. Diese funktioniert so: Ich lege drei Gegenstände auf den Tisch, und der Zuschauer darf sich einen davon aussuchen. Nachdem er sich entschieden hat, sage ich ihm, er solle den Aschenbecher hochheben. Unter dem Aschenbecher liegt ein Zettel, auf dem ich die Wahl richtig vorhergesagt habe. Dieser Trick ist sehr simpel. Hätte der Zuschauer einen anderen Gegenstand ausgewählt, so hätte ich ihm gesagt, er solle den Briefbeschwerer hochheben - und siehe da, unter dem Briefbeschwerer liegt ein Zettel mit der richtigen Vorhersage. D. h. es gibt für jede Möglichkeit eine Vorhersage an einer anderen Stelle.
Mit der Bibel funktioniert der Trick in ähnlicher Form - allerdings handelt es sich hier nicht um Täuschung, sondern um eine Selbsttäuschung. Sobald ein bedeutendes Ereignis eintrifft, wird die Bibel nach Stellen durchsucht, die auf dieses Ereignis hindeuten könnten. Bei sehr vielen Ereignissen wird man auch fündig, man muss nur einige Stellen aus dem Zusammenhang reißen, ihnen eine neue Bedeutung verleihen, und voilà, wir haben eine Vorhersage, die sehr gut passt. Dies funktioniert auch sehr gut mit den Vorhersagen von Nostradamus. Bei beiden handelt es sich um eine Interpretation im Nachhinein, niemand wird bestreiten können, dass das Ereignis eingetroffen ist, und es gibt kaum eine Gefahr, dies zu widerlegen. Bei Prognosen über die Zukunft (sofern diese überhaupt gemacht werden) wird dann wieder die Methode aus dem vorigen Abschnitt benutzt.
Es werden also beide erwähnten Methoden kombiniert: Vorhersagen werden nur im Nachhinein getroffen [1], und es werden dem staunenden Publikum stets die Bibelstellen präsentiert, die auf das Ereignis passen, wobei der heimliche Austausch durch Austausch der Interpretation vonstatten geht und stets die Stelle, an der die Vorhersage "gefunden" wird, nicht vor dem Eintreffen des Ereignisses bekannt gegeben wird.
PS:
Dafür haben die Theologen den Ausdruck vaticinia ex eventu geprägt, was Weissagung vom Ergebnis her wörtlich übersetzt bedeutet - ein Ereignis wird erst prophezeit, wenn es bereits eingetreten ist. Korrekter wäre es, dies mit frommer Betrug zu übersetzen, denn genau darum handelt es sich. Speziell im NT wird diese Methode sehr häufig eingesetzt. Auch im AT benutzte man es ausgiebig, denn das AT ist erst sehr viel später entstanden, als man zunächst gedacht hat, viele Ereignisse waren schon längst eingetreten, als man sie "prophezeite",
http://www.dittmar-online.net/alt/religion/zirkel/prophetie.html