Optimist schrieb:Wobei für mich noch nicht mal feststeht, ob die Elberfelder Übersetzer zweifelsfrei "die homosexuelle Liebe " gemeint haben müssen. Vielleicht wollten sie mit "ohne natürliche Liebe" auch einfach nur "lieblos" ausdrücken?
Das wäre dann "ohne Liebe". Wenn aber noch "natürliche" eingefügt wurde, ohne daß der griechische Text dergleichen hergibt, dann schwerlich ohne Grund. Rein sprachlich ist es nun mal so, daß bei einem "in dieser Stadt sind keine Menschen" jeder hört, daß diese Stadt "leer" sei. Gemeinhin denkt niemand sofort daran, daß es ja noch die Ratten geben könnte. Aber wenn jemand schreibt "in dieser Stadt sind keine große Menschen", "...keine guten Menschen" oder was sonst für eine Spezifikation, dann denken die meisten Menschen automatisch an das Vorhandensein von Menschen einer anderen Eigenschaft, meist des exakt gegenteiligen Merkmals. Also "kleine Menschen", "böse Menschen". Sprache funktioniert gemeinhin so.
Wenn die Elberfelder aus "ohne Liebe" ein "ohne natürliche Liebe" macht, dann ist das ganz offensichtlich ein absichtlicher "Hinweis" auf eine alternative Liebe, und zwar eine "nichtnatürliche". Also eine "unnatürliche", "widernatürliche" Liebe. Was eine klassische Umschreibung für homosexuelle Liebe ist.
Optimist schrieb:Und natürlich haben es dann Kirchen usw. als Homosexualität interpretiert, daran gibts keinen Zweifel, aber könnten die ja falsch interpretiert haben.
Ähm, entschuldige mal, aber die Kirchen berufen sich all die Jahrhunderte über doch nicht auf den Wortlaut einer Bibelübersetzung, die erst 1855 entstanden ist. Selbst heute ist die Elberfelder zwar recht beliebt und verbreitet, aber doch keine kirchlich Verbindliche wie die Vulgata der Katholiken, die Lutherbibel der Lutheraner, die King-James-Bible der Anglikaner...
Mit Römer1,31 hat denn auch niemand argumentiert.
Daran gibts keinen Zweifel!
Optimist schrieb:Oder ist es falsch oder abwägig einen Zusammenhang zwischen 26/27 und 31 herzustellen?
Yepp, abwegig. Wie ich schrieb, sind 21-27 und 28-31 zueinander parallel. Wohl aber scheint die Elberfelder Übersetzung eben die Antihomogesetze der Thora in den Lasterkatalog eingetragen zu haben, und das sicher in Anlehnung an 24-27. Aber der Textaufbau selbst intendiert das gerade nicht.
Optimist schrieb:Ab 24 spricht meines Erachtens dann wieder der Erzähler
V.24 setzt weder mit einem Deixiswechsel an, daß man annehmen könnte, nun rede ein anderer, noch läßt sich eine Zäsur gegenüber dem voranstehenden Adamzitat ausmachen, die einen Neueinsatz erkennen lassen könnte. Ohne dem geht die Rede schlicht weiter. Dafür spricht auch, daß bereits innerhalb des Adamzitates V.23 ein Wechsel von einer konkreten Aussage "Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch" hin zu einer generellen, allgemeingültigen Aussage "diese soll Männin heissen, denn vom Mann ist sie genommen" stattfindet. V.24 ist ebenfalls generisch formuliert. 24 tritt als natürliche Fortführung von 23 auf.
Wenn Du das anders lesen willst, dann mußt Du schon sagen können, woran Du das festmachst. Anders als DyersEve vorgibt, sind eben nicht beliebige Interpretationen eines konkreten Textes möglich (hab seinen Beitrag noch nicht gelesen, aber kurz das Zitat in Deiner kurzen Entgegnung).
Optimist schrieb:Und wie wir sehen, gab es zu späteren Zeiten eben auch die Mehrehe, zumindest in Form der Polygynie (ein Mann, mehrere Frauen), einschließlich der Erweiterung um die im Besitzstand befindlichen Mägde.
geschichtlich oder biblisch (bzw. legitim in den Augen Gottes)?
Entschuldige mal, aber die Frage "Wo wird'n in der Thora die Eheschließung geregelt?" hab ich
Dir gestellt. Kommt da was? Ansonsten bleibt, was ich schrieb: Eheregelung ist biblisch einzig Menschensache - dafür gibts nun mal nen Beleg - und historisch einem Wandel unterworfen - ebenfalls belegt.
Optimist schrieb:Unumstößlich festgeschrieben für die Ewigkeit scheint da nichts. Insofern würde ich mal sagen, daß die Bibel nicht geeignet ist, die persönlichen Moralvorstellungen jemandes in Sachen Sex anderen aufs Auge drücken zu können. Wer mit wem ein Fleisch wird, ist Sache der konkreten betreffenden Menschen.
Das ja, es ist immer die Entscheidung eines jeden, ob er sich nach der Bibel richten möchte und wie man sie auslegt.
Das meinte ich ein bisserl anderser...