perttivalkonen
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Was steht wirklich in der Bibel?
07.10.2020 um 03:29paxito schrieb:Als Varianten zähle ich da schon die unterschiedlichen Sprachen, die griechische Septua Ginta, die lateinische Vulgata, schließlich die Lutherübersetzung.Nö, tust Du nicht. Schließlich hast Du die Übersetzungen ja separat angesprochen.
paxito schrieb:Das Buch selber [...] liegt in unzähligen Varianten vor, wurde immer wieder übersetzt und umgeschrieben.Varianten, Übersetzungen, Umschreibungen. Drei eigenständige Punkte.
paxito schrieb:Dann der unterschiedliche Umgang mit den Apokryphen in katholischer, orthodoxer und evangelischer KircheVieviele unterschiedliche Umgänge zählste denn da bittschön? Ich mein - Du sprichst von "unzähligen". Hallooo?
Und nicht zu vergessen:
paxito schrieb:Sowohl das Alte wie das Neue Testament.Auf wie viele Varianten kommst Du denn bei den diversen Kirchen zum NT?
paxito schrieb:dazu die erst in neuerer Zeit entdeckten Texte wie das Thomasevangelium und das Petrusevangelium.Was soll mit denen sein? Die gehören nicht zum Kanon, sie gehörten nie zum Kanon, standen nicht mal zur Debatte.
paxito schrieb:Dass auch das alte Testament bereits vor der Entstehung des Christentums umgeschrieben wurde, also die jüdische Variante (Tora) habe ich ebenfalls mal gelesen, kann das aber nicht aus dem Kopf belegen.Umgeschrieben? Immerhin stimmt es, daß der hebräische Tanakh und die griechische Septuaginta streckenweise zwei verschiedene Versionen zu den selben Büchern überliefern. Die Unterschiede sind jetzt nicht so groß, daß man sagen könne, das hebräische und das griechische Jeremiabuch wären zwei voneinander verschiedene Schriften, aber es gibt durchaus deutliche Abweichungen, auch was den Textumfang einiger Schriften bzw. Kapitel betrifft. Und tatsächlich scheint die Septuaginta gerade bei diesen Abweichungen die getreuere Überlieferung bewahrt zu haben.
Dennoch wurde da nicht der eine Text geschaffen und dann zum anderen Text umgeschrieben. Vielmehr war die Entstehung der alttestamentlichen Bücher ein längerer Prozeß, der sich - bei den verschiedenen Büchern unterschiedlich - bis in die hellenistische Zeit hinein zog. Zu dieser Zeit gab es neben den Juden in Palästina auch große Diasporagemeinden, hauptsächlich in Mesopotamien und Ägypten. Und so erfolgte die Endredaktion der einzelnen Schriften zum Teil parallel in den verschiedenen Regionen, sodaß es am Ende ein und die selbe Schrift in mäßig verschiedenen Varianten gab, eben die westliche griechische und die östliche hebräisch-aramäische. Durch diese regionale Verteilung ergab sich auch der unterschiedliche Umfang; in der Septuaginta finden sich mehr Bücher als im Tanakh; dies ist in etwa der Unterschied zwischen dem katholisch-orthodoxen und dem evangelischen AT.
Doch zum Kanon wurden die Schriften erst, als sie weitestgehend, wenn nicht gar vollständig fertigredigiert waren. Als Heilige Schrift blieb der Textbestand dann hoch gleichbleibend, wie man an der in Qumran gefundenen hebräischen Jesaja-Rolle aus dem 2.Jh. v.Chr. sehen kann. Abgesehen von einer abweichenden Rechtschreibung (so, als würde "Thier" stehen, wo heute "Tier" steht) gibt es in den 66 Kapiteln des Jesajabuches gerade mal 70 Abweichungen zwischen der Qumranrolle und dem neuzeitlichen hebräischen autoritativen Jesajatext. Und das sind zumeist Schreibfehler, auch ein paar Synonyme. Aber an keiner Stelle ein anderslautender Satz. Nein, als Heilige Schrift war die Textüberlieferung der biblischen Schriften höchst konservativ.
Nee Du, Deiner Darlegung widerspreche ich vehement. Es gibt keine unzähligen Varianten, sondern eine sehr überschaubare Zahl. Letztlich nur zwei: die Tanakh-Tradition und die Septuagintatradition, auch wenn letztere nochmal bei Katholen und Orthodoxen zu kleineren Abweichungen geführt hat. Zählt man die als je eigene Varianten, kommt man auf drei. Auf vier bzw. fünf, wenn man noch den Kanon der äthiopischen Tewahedo-Kirche hinzunimmt, und zwar in den beiden Versionen, die sie da haben. Finger an einer Hand - nicht unzählige. Umgeschrieben wurde freilich gleich gar nichts, nicht als Heilige Schrift. Nur gab es eben verschiedene regionale Endredaktionen einiger Schriften. Na und daß es verschiedene Übersetzungen gibt, ist nun gleich gar kein Kritikpunkt. Wenn Du willst, kannst Du gerne hebräisch und griechisch lernen und die Texte originalsprachlich lesen. Daß Übersetzungen stets auch einen Text "verfremden", bestimmte Aspekte/Akzente nicht zu übertragen vermögen, und ebenso zeit- und kulturgeschichtliche Einflüsse mit aufnehmen, liegt in der Natur der Sache und ist quasi bei jeder Übersetzung jeder Schrift der Fall. Wer das doof findet - lern die Ursprungssprachen! Machen tatsächlich viele Menschen, auch bei Belletristik.