blackhobbit schrieb:Aber das die vielen Parallelen in den heiligen Schriften existieren (so wie ich sie zumindest aus dem verlinkten Video verstehe), ist ja mit "unabhängig voneinander erfunden" eher schwerer zu erklären.
Nö, auch nicht wirklich.Viele religiöse Geschichten behandeln Grundfragen, und da Menschen einen doch recht gleichen Hirnaufbau haben, kommen sie auch zu vergleichbaren Lösungen. C. G. Jung würde von Archetypen sprechen. Auch aus anderen Genres kennen wir das. Wenn Du ne Liebesschnulze schreiben oder nen Film drehen wolltest, würdest Du auch auf genretypische "Standard-Muster" kommen. Mann und Frau lernen sich kennen - Mögen sich am Anfang ganz und gar nicht - lernen sich kennen und lieben - eine Krise treibt sie auseinander (ein(e) Ex taucht auf, oder einer von beiden hat irgendwas gemacht, was den anderen entsetzt, oder jemand versucht via Intrige, die beiden auseinander zu bringen, oder ein Mißverständnis...) - aber es kommt am Ende doch noch zu ner Lösung - Schlußszene und Kuß. Diese Punkte findeste in diversen Abwandlungen in den meisten Schnulzen wieder. Da schreibt keiner vom andern ab, da kommt man von alleine drauf.
Bishamon schrieb:zB ist es unklar, ob wirklich Riesen im AT vorkommen
Doch, Riesen kommen schon vor. Goliat der Enakiter, aber auch Og von Baschan. Goliat soll sechs Ellen groß gewesen sein, fast drei Meter. Und Og besaß ein Eisenbett von neun Ellen Länge und vier Ellen Breite --> knapp 4,5m mal knapp 2m.
Beide gelten der Bibel als Angehörige einer halbmythischen Vorbevölkerung, quasi als deren letzte Vertreter, mit deren Tod diese Bevölkerungsgruppe(n) ausgestorben sei(en). Solch eine "Vorbevölkerung" nannte man auch "Nefilim". Weswegen Spätere ja auch dachten, Nefilim wären generell Riesen. Ist aber nicht. Nefilim heißt wörtlich "Gefallene", "Gesunkene". Also die "Dahingesunkenen", die Verstorbenen. Im AT kommt die Bezeichnung deswegen auch mal generell für "Tote" vor, nicht nur für eine ausgestorbene Bevölkerung.
blackhobbit schrieb:Nur die doch recht abgedrehte Idee der "Arche", auf die man alle Tierarten draufpackt .. soll zufällig bei allen Kulturgruppen unabhängig voneinander als Lösung erdacht worden sein?
Erstens find ich das gar nicht so schwer, und zweitens kommt z.B. das mit den Tieren so oft auch gar nicht vor. In der Deukalischen Flut z.B. fehlt das. In Mesopotamien wird das nur nebenbei erwähnt, daß auch allerlei Lebenssamen mitgenommen wird, wichtiger ist denen zu erwähnen und auszuführen, daß Vertreter verschiedener Berufsgruppen mitkommen, ebenfalls Gold, Schätze usw. Daran kann man sehen, daß die biblische Sintflut aus nem eher bäuerlich geprägten Tradentenkreis stammt, die mesopotamische hingegen aus ner städtischen Gesellschaft. Während Bauern durchaus als eine einzelne Familie autark leben und überleben können, kann eine städtisch geprägte Gesellschaft nur mit der Summe der ausdifferenzierten "Berufe" überleben sowie mit "Finanzen" für Warenhandel. Da landwirtschaftlich lebende Menschen von Pflanzen und Tieren leben, liegt hier der Augenmerk viel stärker, ausführlicher auf dem Überleben auch der Tiere. Wie ich schon sagte, die Menschen kommen auf für sie naheliegende Gedanken und Lösungen.
Auch sonst ist da doch arg vieles naheliegend. Wasser ist durchaus was Bedrohliches, und anders als z.B. Feuer verteilt ansteigendes Wasser sich automatisch und garantiert überall und läßt nichts aus (wenns nur hoch genug steigt). Also Bedrohung durch Wasser. Und was ist besser zum Überleben in / auf Wasser geeignet als irgendne Art Boot? Wenn nun aber so ne Flut nicht zufällig entsteht, dann dadurch, daß irgendwelche Götter die lostreten. Und wenn, dann wegen irgendeiner Absicht. Naheliegenderweise ein Zerstörungsbeschluß. Da man sich das "heute" erzählt, muß aber jemand das ganze überlebt haben. Eben mit nem Boot, und sinnigerweise mit nem Sexualpartner, am besten auch noch mit den anderen Lebewesen. Dafür brauchts dann aber ne Erklärung, wieso da ne Gottheit die Welt vernichten will, dann aber doch wer überlebt. Also entweder weil es mehrere Götter sind, der eine will dies, und der andere das andere. Oder weil die Welt insgesamt schlecht ist, dieser eine aber gut. Ist doch alles total naheliegend.