T.Rick schrieb:Da muß dann erst mal davon ausgegangen werden, daß sowas wie eine Seele überhaupt existiert - die bekanntlich noch keiner nachweisen konnte - und was haben dann Seele und Bewußtsein miteinander zu tun?
Eine ganze Menge, aber belassen wir es erstmal dabei, dass beides etwas "immaterielles, geistiges" bezeichnet, das irgendwie den Mensch vom Tier unterscheiden soll.
T.Rick schrieb:Was das Bewußtsein ist, hab ich doch gerade erklärt.
Das mag dir ja völlig einleuchtend erscheinen, nach momentanem Stand der Wissenschaft ist das Problem ungelöst (und wenn du mich fragst auch unlösbar).
T.Rick schrieb:Es ist die Fähigkeit, [...] wahrzunehmen und [...] zu reagieren [...], [...] über eine [...] "bewußte" Reaktion.
Ich hab deine Definition mal arg zusammengestrichen und aufs wesentlichste reduziert. Im Kern sagst du als "Bewusstsein ist Wahrnehmung + bewusster Reaktion". Das ist ziemlich zirkulär, trifft es aber ganz gut. Wir machen Bewusstsein an den Reaktionen fest, am "Verhalten", da wir Bewusstsein selbst eben nicht beobachten können. Einige ganz radikale Materialisten beziehen sogar die Position, dass Bewusstsein eigentlich nur ein "Wahrnehmungsirrtum" ist.
Damit kann man arbeiten, was Bewusstsein nun sein soll bleibt aber weiter unklar.
T.Rick schrieb:Und wenn der wilde Stier auf der Leinwand genau auf ihn zurast, würde er sich verdünnisieren. (Einer der allerersten Filme in den Kinos zeigte einen Zug, der genau aufs Publikum zuraste, mit dem Ergebnis daß viele Zuschauer tatsächlich die Flucht ergriffen. Auch das mußte erst gelernt werden, daß alles was auf der Leinwand passiert, auch unveränderlich auf der Leinwand bleibt.)
Ja, ein schönes Beispiel dafür, dass unsere Verhaltensweisen eben "erworben" sind und zwar in einem sozialen Kontext. Wie man sich verhält, sogar wie man so etwas wie einen Film wahrnimmt, ist soziale Konvention. Mehr nicht. Das wir einen Film als Fiktion und nicht als Realität ansehen, ist etwas worauf wir uns geeignet haben. Es liegt nicht irgendwie im Film selbst begründet.
Genau da sollte dir klar werden, was ich meine, wenn ich davon rede das was real und wahr ist, nur soziale Konvention ist. Das gilt beim Film, das gilt im Grundsatz bei allem. Diese Haltung verneint eine übergeordnete Wahrheit und das irgendwelche Aussagen "dichter an der Wahrheit" wären als andere, so aus sich selbst heraus.
Heide_witzka schrieb:Das kannst du gerne glauben wenn es dir persönlich weiterhilft.
Ist doch was dabei rausspringt. Wenn du die "anderen" als verrückt bezeichnest, stellst du dich selber (oder zumindest deine Haltung) damit als "geistig gesund" dar. Das dient hier sicher nicht therapeutischen Zwecken, bleibt nur noch eine Überordnung.
Heide_witzka schrieb:Die haben damit dann wahrscheinlich auch keine Probleme. Es ging hier aber gerade um die, die nicht so richtig damit klarkommen.
Also Leute die wir hier annehmen, die aber nicht am Gespräch teilnehmen?
Heide_witzka schrieb:Im Übrigen bin ich recht sicher dass auch Gläubige, die die Grenze zur Religiotie noch nicht überschritten haben und ihren Gott nicht gleich in jede Erklärungslücke stopfen müssen, sich über den God of the Gaps lustig machen.
Ja.
Heide_witzka schrieb:Das musst du mir nicht erklären. Menschen glauben ja auch an die Wirksamkeit der Homöopathie, Astrologie und die flache Erde. Die bedauernswerten Irrungen der Menschen sind mir ja nicht fremd.
Und haben die - innerhalb ihrer Gemeinschaft - nicht wissenschaftliche Erklärungen durch "religiöse" (im weitesten Sinne) ersetzt? Der einzige Punkt ist, dass zumindest bei uns die Wissenschaft noch die Diskurshoheit hat. In anderen Ländern ist das nicht (mehr) so.
Heide_witzka schrieb:Was mich betrifft hast du dir gewaltig ins Knie geschossen.
Weil?
Heide_witzka schrieb:Wissenschaftliche Erkenntnisse könnten also (nur) bei entsprechender Degeneration und Verleugnung der Tatsachen durch religiöse ersetzt werden.
Bis auf das "nur", das du ja auch in Klammern gesetzt hast - ja. Das wäre der denkbar einfachste Prozess. Und? Ich hab doch immer wieder kundgetan, dass ich ein großer Fan und Freund der Wissenschaft bin. Auch dann wenn ich teilweise Positionen einnehme, bei denen die Wissenschaft schlicht nix zu melden hat.
Wissenschaft ist großartig, aber sie hat eben auch nur einen begrenzten Rahmen in dem sie irgendeinen Sinn ergibt. Dieser Rahmen ist sehr groß, aber nicht allumfassend.