@schtabeaschtabea schrieb:Ich hoffe sogar, daß ich Dich davon überzeugen kann. Glauben ist nicht das Gegenteil von rationalem Denken sondern das Ergebnis davon.
Nein. überzeugt mich nicht. Oder sagen wir so, ich sollte "Denken" noch genauer definieren:
Dem Glauben mag ein Überdenken, ein Nachdenken voran gegangen sein, ja. Aber er ist nicht das Ergebnis
konsequenten logischen Denkens, zu dem eben
Überprüfen eines Gedankens sowie auch
Falsifizierung gehört. Also, nicht einfach den ersten Gedanken als wahr annehmen und danach nicht mehr weiterdenken. Nichts mehr prüfen. Und schon gar nicht Fehler im Gedanken bemerken.
Rationale Denkprozesse laufen so ab:
1. Wahrnehmung (Beobachten)
2. Nachdenken
3. weitere Wahrnehmung sammeln (Daten) und vergleichen
4. Gedanken (Erklärungen/Annahmen) nach objektiven Punkten überprüfen, testen, experimentieren
5. sprich: sich Experimente ausdenken, die die Idee, die man hat, widerlegen könnten
6. sich auch über eigene Täuschungen/Gefühle klar werden
7. noch mal überprüfen
8. andere bitten, die eigene Meinung/Annahme zu testen
9. objektive, auch und vor allem widersprechende Einwände berücksichtigen
10. Naturgesetze berücksichtigen
11. erkannte Fehler sofort aus der These entfernen
12. wenn vorläufig nichts mehr dagegen spricht -> Wissen
13. mit dem Bewusstsein, dass jeder neuer Fakt in dieser einen Sache ein erneutes Nachdenken/Überprüfen erfordert.
Glauben hingegen :
1. Wahrnehmung
2. Nachdenken
3. Gefühle spüren und wirken lassen
4. dann ja nach dem Gefühl meinen, man habe jetzt "die Wahrheit" erkannt (entweder ist sie schön und angenehm, oder macht Angst - je nachdem, es wird nur mehr aufs Gefühl gehört)
5. weitere Wahrnehmungen mittels des Filters dieses Gefühls aussortieren (was widerspricht: ignorieren)
6. keine gezielten Überprüfungen anstellen, deren Ergebnisse der eigenen Annahme widersprechen (könnten)
7. schon gar nicht überprüfen, ob man sich nicht täusche
8. nie davon ausgehen, dass die eigene Meinung faktisch falsch sein könnte
9. anderer Leute Meinungen nur akzeptieren, wenn sie dieselbe ist wie die eigene
10. jede andere Meinung ablehnen oder/und die betreffende Person persönlich angreifen
11. sich dabei aber niemals sachlich mit einem objektiven Einwand auseinander setzen
12. auf alle Fälle aber seine Meinung niemals durch schnöde Fakten beeinflussen lassen (zur Not Meinung bis aufs Messer verteidigen - jeden widersprüchlichen Fakt als Teufelswerk oder Fake verschreien)
13. --> Glauben (bei gleichzeitigem Nichtwissen)
Glauben und Wissen entstehen nicht durch dieselbe Art des Denkens. Gemein ist ihnen nur die anfängliche Ausgangssituation.