@schtabea schtabea schrieb:Die Frage ist eigentlich leicht zu beantworten. Rational heißt vernünftig. Was bedeutet vernünftig? Wenn ich alle Informationen, die ich habe heranziehe und auswerte. Subjektive und objektive Informationen Erfahrungen Gedanken ,Gefühle, Intuition , Instinkt usw. Also einfach alles was für eine Urteilsfindung in Betracht kommt. Und mit dieser Methode kommen etwa vier Milliarden Menschen zu dem Schluss dass es Gott gibt und etwa drei Milliarden Menschen zu dem Schluss dass es keinen Gott gibt. Beide Seiten haben für ihre Ansichten jede Menge rationale Gründe. Dies diese Gründe mögen für die andere Seite irrelevant sein. Aber deshalb bleiben sie trotzdem rational.
Würde der gottgläubige Teil der Menschheit tatsächlich rational denken und handeln, wären die seit über 2.000 Jahren überlieferten biblischen Mythen und Legenden längst als antiquiert erkannt und somit für das Weltgeschehen nicht mehr relevant. Aus mir unerfindlichen Gründen existieren jedoch offenbar irgendwelche Mächte und Organisationen, denen Religion einen wie auch immer gearteten Nutzen bringt. In früheren Zeiten waren es Fürsten, Könige und Kaiser die man als Nutznießer des religiösen Geschehens bezeichnen kann, denn die Religion half ihnen, sich die Untertanen gefügig zu machen. (Sie bezeichneten sich als Herrscher von Gottes Gnaden!) Auch die Kirchen selbst profitierten vom Gottglauben der Menschen. Ihre Macht nutzten sie sogar dazu, indem sie Sklaven für sich arbeiten ließen. So betrieben z.B. die Eltern des Heiligen St. Martin in West-Ungarn ein landwirtschaftliches Gut, welches sie mit Hilfe von 20.000 Sklaven bewirtschafteten. Und - das erste englische Sklavenschiff, welches Sklaven an der Westküste Afrikas "rekrutierte" trug gar den sinnigen Namen "Jesus".
Nun, diese christlichen Untaten, und die verbrecherischen und blutigen Missionierungs- und Ausrottungs-Kampagnen in Afrika und Südamerika, liegen schon geraume Zeit zurück. Daran wollen die Christen in unserer Zeit nicht mehr gerne erinnert werden. Auch die Kreuzzüge und die Verbrechen der Inquisition mit ihren Hexen-Verbrennungen werden zumeist totgeschwiegen.
Fakt ist auch, dass die meisten Kriege in der Geschichte der Menschheit einen religiösen Hintergrund haben. Was fanatische Muslime heute an Terror und Unheil über die Menschen bringen, haben ihnen schließlich die Christen in früheren Jahrhunderten vorgelebt. Für mich ein sehr triftiger Grund, mich von der christlichen Gemeinschaft abzugrenzen. Ich möchte schließlich nicht, Mitglied einer Organisation sein, deren Geschichte von Blut - viel Blut! - gekennzeichnet ist.
Die Christen der Neuzeit stört diese Vergangenheit offenbar überhaupt nicht. Sie werden auch nur ungern an ihre Rolle als Mitläufer in der Zeit des 3. Reiches erinnert. Wer sich die Mühe gemacht hat, mal das Verhalten der beiden christlichen Kirchen in der Nazizeit zu untersuchen, kommt zu der Erkenntnis, dass sie sich in jener Zeit - gelinde gesagt - nicht mit Ruhm bekleckert haben. Das Gegenteil trifft schon eher zu. Nur ein Beispiel: Ein großer Judenhasser war z.B. der Reformator Martin Luther. Dieser Judenhass hatte nachweislich Auswirkungen auf das Verhalten einiger namhafter Mitglieder der evangelischen Kirche (z.B. Otto Dibelius, Generalsuperintendent der Kurmark in der Evangelischen Kirche und Pfarrer Grüner von der Martinikirche in Braunschweig) die sich sogar öffentlich lobend über den "Führer" äußerten. Bis heute wartet die Welt vergeblich auf eine ehrliche Aufarbeitung dieser Verfehlungen der Evangelischen Kirche. Die Lutherdekade wäre eine letzte Chance, diese Aufarbeitungsarbeit endlich zu leisten. Das sog. "Stuttgarter Bekenntnis" war schließlich nur eine allgemein gehaltene, lahme Entschuldigung.
Dass aber auch die Katholische Kirche flüchtigen Nazi-Verbrechern bei deren "Ausreise" nach Südamerika behilflich war, zeigt auf, dass beide christlichen Kirchen im 3. Reich eine mehr als unrühmliche Rolle gespielt haben.
Zum Thema: Gibt es rationale Gründe an Gott zu glauben? Auf diese Frage kann es nur ein klares und eindeutiges Nein geben. Religionen
(egal, welche) sind nichts anderes als von Menschen ersonnene Stories, deren Wahrheitsgehalt gegen Null tendiert. Religionen dienen dem Machterhalt und den daraus resultierenden Interessen. Auch in unserer Zeit leben diese Machtinteressen weiter, sie sind nur nicht für jedermann auf den ersten Blick erkennbar. Um hinter diese Machtinteressen blicken zu können, ist vorurteilsfreies und rationales Denken die Voraussetzung. Der Blick durch die Religionsbrille vermittelt nicht die Wirklichkeit, wie sie nun mal ist. Gott ist und bleibt eine Fiktion, mit der Menschen beherrscht und manipuliert werden können. Traurig, aber leider wahr!