Saphira schrieb:Ein Wesen was dem Universum Energie zuführt, so dass es bestehen kann.
Da hast Du etwas falsch verstanden. Dem Universum wird keine Energie zugeführt. Es ist aus einer Singularität heraus hervorgegangen mit einmaligem Energie-Input und läuft sich seitdem tot, indem es einem Entropiemaximum zustrebt.
Was Du und
@perttivalkonen nicht begreifen, ist, dass es sich beim Universum um eine separierte Entität handelt - in meinem Fluss-Bild ein Strudel, der ein zeitweiliges "Eigenleben" führt - die nach einem Start-Ereignis keinerlei weiteren Energienachschub erfährt, so dass es aus thermodynamischer Sicht ein abgeschlossenes System ist, wo die Entropie zunehmen kann. Das Multiversum als Ganzes ist jedoch kein abgeschlossenes System, so dass es sich grundsätzlich nicht totlaufen kann.
Was
@perttivalkonen meint, ist also mitnichten eine erneute Energiezufuhr für unser Universum, sondern eine Art Energie-Recycling, wo angehäufte Entropie - bei ihm Anergie genannt - in Negentropie umgewandelt wird, damit sich nicht alles langfristig totläuft, wenn Energie ewig sein sollte. Dass diese Notwendigkeit jedoch nur gegeben ist, wenn man die Dinge aus einem endlichen Blickwinkel heraus betrachtet - also einen Anfang setzt, von dem man ausgeht, um in die Unendlichkeit fortzuschreiten und das Ganze als thermodynamisch abgeschlossenes System behandelt - nicht aber, wenn man es aus einem unendlichen Blickwinkel heraus betrachtet, hatte ich bereits dargelegt.
Das Universum ist ein Hervorbringsel aus einem umfassenderen Energiefluss, der stetig weiter läuft - ohne ersten Beginn und ohne letztes Ziel. Dieser Fluss - um im Bild zu bleiben - ist unendlich lang und wir sind irgendwo mittendrin daraus hervorgegangen. Stell Dir meinetwegen eine Gerade vor. Irgendwo auf dieser Geraden legst Du einen Punkt fest. Dieser Punkt sind wir. Ausgehend von diesem Punkt wirst Du keinen Anfangspunkt und keinen Endpunkt der Gerade finden, weil sie von vornherein so beschaffen ist, dass sie keinen Anfangspunkt und keinen Endpunkt haben kann - und trotzdem da ist.
Genauso ist das mit dem permanenten Energiefluss, aus dem das Universum hervorgegangen ist. Er ist von vornherein unendlich, so dass es unsinnig ist, von einer Quelle und einer Mündung auszugehen, die dieser Fluss aufweisen müsse. Quelle und Mündung haben nur endliche Flüsse. In Bezug auf das Universum bedeutet das, dass es hier einen definierbaren Anfang als Energiequelle gegeben hat und demzufolge als Endzustand ein Entropiemaximum folgt. Es läuft sich also tot, weil es nur einen einmaligen Energie-Input gegeben hat.
In Bezug auf das Multiversum, das man sich als unendlich denken muss, gab es niemals einen Energie-Input, so dass es keine Entropie anhäufen kann. Es handelt sich hierbei um ein thermodynamisch offenes System, also läuft es immer weiter und bringt immer weiter aufs Neue weitere Universen hervor, die - jedes für sich als abgeschlossenes System - sich immer wieder neu totlaufen. Entropie kann sich im Multiversum dennoch nicht anhäufen, weil die Gesamtenergiemenge natürlich ebenfalls unendlich ist.
Schwer zu verstehen, das gebe ich zu, aber der Blickwinkel aus der Unendlichkeit heraus lässt die aufgezeigten Dilemmata gegenstandslos werden. Die Paradoxa, die aus den Prämissen der Endlichkeit folgen, sind in der Prämisse der Unendlichkeit aufgehoben. Das Prinzip des
Zusammenfallens der Gegensätze bei gleichzeitiger Aufhebung derselben wurde bereits 1440 von
Nikolaus von Kues herausgearbeitet - übrigens einem katholischen Bischof, um mal beim Thema Rationalität und Glauben zu bleiben - und von
Giordano Bruno aufgegriffen, der im Jahr 1600 als Ketzer verbrannt wurde. So eng liegen die Dinge manchmal beieinander ...