Kybernetis schrieb:Könnte dies nicht einfach auch für das Universum gelten?
Alles, was im Universum existiert, existiert ja nicht aus sich selbst heraus, sondern als Wirkung einer Ursache. Genau das führt ja zu dem Dilemma des infiniten Regresses, wie er auch hier angenommen wird:
DyersEve schrieb:Und wer hat den erschaffen?
Und wer denjenigen?
Und er denjenigen?
Und wer denjenigen?
Energie immerhin könnte aus sich selbst existieren, sie wandelt sich ja nur von einer Form in die andere um. Energie allerdings hat dann ein Problem mit der Thermodynamik. Energie kann nur dann Arbeit verrichten, wenn es Energie-Unterschiede gibt, Differenzen. So, wie ein Staudamm keine Turbinen antreiben kann, wenn der Wasserpegel auf beiden Seiten des Staudamms gleich hoch ist. Und das Dumme ist, daß bei jeder Energieumwandlung ein Teil der Energie zu Anergie wird, also zu Energie, welche nicht mehr imstande ist, Arbeit zu verrichten. Je länger Energie aktiv ist, desto mehr Energie wird inaktiv, desto geringer werden die energetischen Differenzen.
In einem unendlich alten Universum wäre schon vor unendlichen Zeiten sämtliche Energie zu Anergie umgewandelt worden.
Zum Glück ist das nicht der Fall. Aber wieso? Das geht nur, wenn es auch ein Etwas gibt, das nicht nur die Eigenschaft besitzt, aus sich selbst heraus zu existieren (nicht der Kausalität zu unterliegen), sondern ebenfalls diese, nicht der Thermodynamik zu unterliegen. Ein Etwas, das Anergie in Energie umwandeln kann, ohne am anderen Ende dafür mehr Energie in Anergie umzuwandeln (so, wie ein Kühlschrank nur deswegen sein Inneres abkühlen kann, weil er an die Umgebung Wärme abgibt, und zwar mehr, als er dem Innenraum entzieht). Oder sogar Energie hervorbringen.
Solch ein Etwas gibt es in unserem Universum nicht. Nicht: wir haben es nur noch nicht entdeckt, sondern: es kann so etwas nicht in unserem Universum geben, wenn Empirie und Wissenschaft nicht komplett falsch liegen.
Dennoch muß es dieses Etwas geben. Ein Etwas, das weder den Bedingtheiten dieses Universums unterliegt (wie der Thermodynamik etwa oder der Kausalität), noch daß es an dieses Universum überhaupt gebunden ist, notwendig in ihm existieren müßte. Sehr viel mehr läßt sich über dieses Etwas wohl kaum je aussagen. Eben weil wir ihm mit Empirie und Wissenschaft nicht beikommen können.
Dieses Etwas könnte problemlos Gott sein. Aber auch das können wir nicht überprüfen. Es könnte also auch etwas anderes sein, unpersönlich, wasauchimmer. Doch was auch immer es nun ist, verbietet sich doch aus der sich zwangsweise ergebenden Minimal"definition" (existiert unverursacht und unerschöpflich) zu fragen
Und wer hat den erschaffen?
Und wer denjenigen?
Und er denjenigen?
Und wer denjenigen?
Es mag noch Zwischenetappen zwischen jenem "Etwas" und dem Uranfang des Universums gegeben haben (oder auch nicht), aber am Anfang steht das Etwas, und da ergibt diese Fragekette keinen Sinn mehr. Ein:
DyersEve schrieb:Nach deiner Logik muss ein Gott auch einen Anfang gehabt haben.
Wie Du ihn nennst ist ja wurscht.
ist falsch. Die Logik ist genau andersherum.
Kybernetis schrieb:So wie unser Universum funktioniert ist es genau so wie es zu erwarten wäre, wenn es keine Intervention durch Gott/Götter gäbe...
Das gilt genauso für besagtes Etwas. Und doch muß es das geben. WIssenschaft widerlegt nun mal nicht Gott, sondern verzichtet methodisch auf ihn. So, wie Wissenschaft methodisch auf die Erforschung bzw. Beschreibung jenes Etwas verzichtet.
Kybernetis schrieb:Nur weil man etwas noch nicht versteht, heißt es nicht das es Gott war. Das ist ein logischer Fehlschluss. Es macht keinen Sinn Gott in Wissenslücken zu stopfen, denn diese Lücken werden immer kleiner. Außerdem verhindert das die Erforschung nach der wirklichen Ursache, wenn man sich mit Gott als Antwort zufrieden gibt.
Dem stimme ich als Gottgläubiger voll zu. Dennoch hindert mich das nicht, Gott für dieses Etwas zu halten und sein Wirken selbst innerhalb der Prozesse und Phänomene wahrzunehmen, obwohl sie sich doch allesamt auch ohne ihn erklären lassen. Und dieses wiederum hindert mich nicht, mich über die Gesetzmäßigkeiten kundig zu machen, nach denen all diese Phänomene und Prozesse entstehen und abfolgen.