Sei gegrüßt
@walter_pfeffer In der Tat kennt auch der Hinduismus seine Schattenseiten. Aber Hinduismus ist nicht Hinduismus. Seit Alters her gibt es in Indien Strömungen, die ein Kastenwesen a) anders auslegen b) es ablehnen oder c) sich mit diesem gar nicht beschäftigen. Heute ist das Kastenwesen in Indien zumindest offiziell abgeschafft und es wird dagegen vorgegangen und das nicht nur durch Säkularisierung seitens der Regierung, sondern gerade auch durch die vielen Reformbewegungen, die gerade durch auch oft durch Anhänger der "höchsten" Kaste, nämlich der Brahmanen, gegründet wurden. Wir jedenfalls aber waren hier mal gerade bei der Vaishnava und damit auch bei der Hare-Krishna Bewegung. Wie die diese Sache mit dem Kastenwesen sieht, das hatte ich schon mal hier etwas behandelt:
Buddhismus und Hinduismus - Parallelen und Unterschiede?! (Seite 2)Das Kastenwesen, wie es in manchen indischen Schriften beschrieben wird, ist eine doch recht komplizierte Angelegenheit, und zu sagen, es ginge dabei einfach nur um arrogante Herrschsucht und dass man sich auf Kosten "niederer" Kasten bereichern wolle und diesen gegenüber einen Dünkel hegen dürfe, das wird der Angelegenheit nicht gerecht. Es sind jedenfalls eher die indischen Epen und weniger die Veden, die ein Kastenwesen irgendwo mit drinnen haben. Also jene Schriften, die in eine politische und gesellschaftliche Kultur eingebettet sind. Jedenfalls lese ich hin und wieder im Mahabharata, wo das Kastenwesen auch Erwähnung findet. Allerdings mit Ambivalenz. Es scheint nämlich so fatalistisch gar nicht zu sein. Es muss sich etwa für einen Brahmanen verbieten, verächtlich oder arrogant auf einen Shudra herabzublicken, ihn grob zu behandeln, auszunützen und auszubeuten und sich auf seine Kosten zu bereichern. Es muss sich für ihn verbieten, Stolz auf seinen Stand zu sein. Denn zum Brahmanen steige man in den Inkarnationen gerade dann auf und ein Brahmane mache das aus, dass er rechtschaffen und tugendhaft ist. Für ihn verbieten sich Gewalt, Gier, Stolz, Arroganz, Hochmut, Begierde, Lust, Verlangen, Dünkel, Hass und solche Sachen. Hegt er diese aber, so steigt er gar wieder ab und sinkt in eine "niedere" Geburt. Hingegen ein Shudra, so berichtet das Mahabharata, kann durch rechtschaffenes Handeln und Erfüllen seiner Pflichten, durch Rechtschaffenheit und Tugend, mit der Zeit bis zum Brahmanen aufsteigen. Es ist also nicht fatalistisch. Ein Brahmane war nicht immer ein Brahmane und ein Shudra nicht immer ein Shudra und ein Brahmane kann bis zum Shudra "hinabsinken" und ein Shudra bis zum Brahmanen "aufsteigen".
Betrachten wir das aus dieser Warte, dann sind die Aussagen eines Buddha und die Aussagen von Vertretern der Krishna-Bewegung also gar nicht so abwegig. Aus Dünkel bestehendes Klassenbewusstsein wird abgelehnt und ein reicher und eingebildeter Brahmane widerspricht eigentlich sowieso seinem Stand. Aber davon abgesehen waren die Brahmanen der Geschichte hindurch oftmals trotzdem gar nicht so wohlhabend im Durchschnitt. Zumindest wenn ich mich da an einen Wiki-Artikel zu erinnern meine. Wohlhabend waren demnach eher die Kasten Kshatriya (Adel, Krieger, Beamte.) und Vaishya (Händler, Kaufleute, Unternehmer.).
Ich persönlich nun lehne ein erbliches Kastenwesen und ein Klassenbewusstsein dadurch jedenfalls ab und lehne entschieden eine Diskriminierung vermeintlich "niederer" Kasten ab. Was ich sonst vo den Varnas (So heißt es eigentlich) halten soll, weiss ich noch nicht so genau. Für mich käme eine bestimmte Interpretation dessen in Frage und eine mystische und auch nach Innen gekehrte Sicht dessen, also etwa ganz ähnlich wie in der Alchemie mit den Aufstiegsprozessen. Ich persönlich habe mich gar schon gefragt, warum man denn nicht alle vier Varnas zugleich sein sollte.
blueavian schrieb:Urteilen im Sinne von Feststellung darf man machen bloß nicht innerlich urteilen sagte ja kybalion7 immer. Aber dieses Urtielen ist nmM bei den meisten immer innerlich.
Hier verstehe ich dich nicht ganz. Wo siehst du den Unterschied zwischen äußerlichem und innerlichem Urteilen? Was ist das überhaupt für dich, ein innerliches Urteilen? Ich würde mich freuen, wenn du mir das etwas genauer aufbereiten könntest.
blueavian schrieb:Der Allgegenwärtige ist doch auch nicht so und gibt damit an, meinte Kybalion und erwähnte auch, dass man gar nicht allmächtig werden kann, wenn man nicht demütig ist :).
Auch die Bhagavad-Gita unterscheidet zwischen zwei Pfaden. Demut ist eindeutig von Krishna empfohlen und nur durch Demut, Lernen und Dienen gelange man zur Erkenntnis. Hier etwa eine Unterscheidung der zwei Pfade, des göttlichen und des dämonischen:
16.1-3 Der Höchste Herr sagte: Furchtlosigkeit, Reinigung der Existenz,
Entwicklung spirituellen Wissens, Wohltätigkeit, Selbstbeherrschung,
Darbringung von Opfern, Studium der Veden, Buße und Einfachheit;
Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit und Freisein von Zorn; Entsagung, innere Ruhe, Abneigung gegen Fehlerfinden, Mitleid und Freisein von Habgier;
Freundlichkeit, Bescheidenheit und stetige Entschlossenheit; Kraft,
Nachsicht, Tapferkeit, Sauberkeit und Freisein von Neid und dem Verlangen
nach Ehre - dies sind die transzendentalen Eigenschaften der heiligen
Menschen, die von göttlichem Wesen sind, o Nachkomme Bharatas.
16.4 O Sohn Prthas, Arroganz, Stolz, Zorn, Blasiertheit, Grobheit und
Unwissenheit sind die Eigenschaften der Menschen, die von dämonischer
Natur sind. Und nun noch aus einer alternativen Übersetzung entnommen:
[...]Und der Mensch, der ohne Anhaftung handelt, erreicht das Höchste. Allein durch Handeln haben Könige wie Janaka alles erreicht. So ziemt es sich auch für dich, mit Rücksicht auf das Wohl aller Wesen zu handeln. Denn was die Großen und Starken in der Welt tun, das wirkt als Vorbild für alle anderen. Welche Ideale sie auch setzen, das Volk richtet sich danach.[...][...]Wer jegliche Anhaftung an die Frucht der Handlung aufgegeben hat, stets zufrieden und an niemanden gebunden ist, der handelt nicht, auch wenn er tätig ist. Wer auf diese Weise ohne Begierde und mit gezügelten Sinnen und Gedanken der ichhaften Sorgen ledig ist, handelt stets zum Wohle aller und sammelt keine Sünde an. Wer mit dem zufrieden ist, was ihm gegeben wird, wer jenseits aller Gegensätze verweilt, wer keinen Neid mehr kennt und im Erfolg und Mißerfolg der Gleiche bleibt, wird in die Handlungen nicht mehr verstrickt, auch wenn er tätig ist. Wessen Geist in dieser Erkenntnis gründet, wer ohne Anhaftung frei ist und jede Tat als Opfer widmet, der handelt, ohne irgendetwas anzusammeln. Für ihn ist Brahman der Opferaltar und Brahman die Opfergabe, die durch Brahman selbst ins Opferfeuer des Brahman gegossen wird. Und indem er seinen ganzen Geist im Brahman gründet, der die Handlung selbst ist, erreicht er das Brahman.[...][...]So sind diese verschiedenen Opfer durch die Veden ausgebreitet. Erkenne, oh Arjuna, daß sie alle aus Handlungen hervorgehen und du wirst frei sein. Dabei ist das Opfer der Erkenntnis höher als alle anderen Opfer und verdienstvollen Taten, oh Feindevernichter, weil alles Handeln schließlich in der Erkenntnis Vollendung findet. So finde auch du diese Erkenntnis durch Demut, Lernen und Dienen. All die Weisen mit wahrhafter Sicht werden dich zur Erkenntnis führen, womit du nie wieder in solche Illusion verfallen kannst, und womit du die endlosen Geschöpfe (der Welten) zuerst in dir und dann in mir erkennen wirst. Selbst wenn du der größte Sünder unter allen Sündern wärst, mit dem Floß dieser Erkenntnis wirst du alles Leiden überqueren.[...]