Vespasian schrieb:Es ist nicht das Ob, sondern das Wie. Aber ja, am Ende ist es ein Diskussionsforum und kein akademischer Salon.
Wenn ich Dir einen Tipp geben darf, muss ich etwas weiter ausholen:
Sehr wohl ist der Mensch wissbegierig, aber vergiss nicht: Der Kontext macht es.
Akademiker wollen Belege, Umfragen, Statistiken und Beweise, oder zumindest für Arbeitshypothesen falsifizieren. Wenn alles nicht vorhanden, dann zumindest gute Argumente.
Hier wirst Du größtenteils keine Akademiker finden, oder besser noch: Du wirst hier nur
wenige Theoretiker finden.
Viel wichtiger ist das graziöse (anders kann ich es nicht nennen) Zusammenspiel zwischen Emotion, Wissen und Einfachheit um, und das ist wirklich sehr wichtig: Wissen zu vermitteln.
Objektives, rationales Wissen muss immer an erster Stelle stehen. Sonst sind wir alle am Ende nicht besser als Populisten, die, wenn ich Anmerken darf, ganz oben in der Hierarchie auch Akademiker sind und das Ganze zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen: Emotionen, Wissen und Einfachheit um Emotionen zu vermitteln.
Bildet den einfachen Mann, bildet die einfache Frau. Bildet sie alle zu ihrem eigenen Vorteil damit wir alle etwas davon haben.
"Uns linken" (Wobei Links ja mittlerweile irgendwie komischerweise alles ist, was Bildungsbürger ist) wird vorgeworfen abgehoben zu sein und die Realität vergessen zu haben, aber komischerweise wenn die Argumente einfach und sachlich rübergebracht werden, dann akzeptieren das viele Menschen als Wahrheit.
Meines Erachtens liegt das daran, dass mittlerweile mit Fachbegriffen, Formeln und Axiomen um sich geschmissen wird, wo der einfache Bürger nicht mehr mitkommt und die meines Erachtens einfach unnötig sind.
Ich will mal eine verblüffende Anekdote liefern:
Lange ist es her gewesen, da lieferte ich mich mit einem Islamisten ein Wortduell, es ging, wie soll es anders sein um den Darwinismus.
Der Darwinismus sei falsch. Als ich dann fragte was er unter Darwinismus verstehe, kam in etwa die Antwort, dass Gott alles erschaffen habe in weiser Voraussicht und nicht die Natur. Ich entgegnete dass das eine nicht das andere ausschließen muss nur verschwindet dann aber ein Gott der alles mit seinen puren Händen geformt hätte.
Als Argument gebrauchte ich folgendes: Ein Mensch wird zufällig mit 4 Armen geboren, als denn mit 2 Armen. Eine Mutation die vorkommen kann und der in anderer Form der ein oder andere schon gehört hat. Nun geschieht eine Katastrophe, die wie jeder weiß auch eintreten kann, und der 4 armige Mensch und der 2 armige irren in der Wüste umher. Nun finden beide zufällig ein Wasserloch und Mist, es langt nur für einen von beiden. Was wird passieren? Ein Kampf auf Leben und Tod.
Als ich ihm dann die Frage stellte, wer von beiden die besseren Chancen hätte, der mit zwei Armen, oder der mit vier Armen, war die Antwort: Der mit vier Armen. Als ich dann fragte wieso, sagte er zu mir, weil der mit vier Armen einfach mit zwei Armen die beiden Arme des Gegners festhalten kann und mit den verbliebenen Armen auf den Gegner einprügeln kann.
Auf die Frage hin, wer denn dann das Wasser trinken und wer verdursten wird: Der mit den vier Armen wird überleben, der mit den zwei Armen wird verdursten.
Ich entgegnete dann, dass er doch den Darwinismus verstanden hätte und bis zum Ende bejaht hat, denn nichts anderes vermittelt der Darwinismus. Von Gott ist erstmal direkt keine Rede.
Zumindest war er still und dachte nach.
Was will ich damit sagen?
Der Mensch ist Wissbegierig, der Mensch ist auch zu logischem Denken fähig. Aber wir Akademiker haben es doch tatsächlich geschafft, alles so zu verpacken, dass es niemand mehr versteht.
Wieso habe ich mir nun die Mühe gemacht?
Eben weil ich das als ein großes Manko unserer Zeit ansehe: Fehlendes Wissen. Wäre halb so wild, aber noch treffender könnte ich formulieren: Fehlende "Humboldtianer". => Also Menschen, die andere Menschen scharf auf Wissen machen und es auch gut vermitteln können. Uns fehlen die Menschen, die auf einer Party über Wissen reden und alle sich um ihn oder ihr versammeln um ihm oder ihr aufmerksam zuzuhören.
Migration oder ähnliches sehe ich als zweitrangiges Problem an, denn das kann man alles lösen auch ohne AfD. Ja sogar viel besser als die AfD, denn bleiben wir mal bei der Metapher:
Ein Mensch hat einen Tumor im Darm, so empfiehlt die AfD alles körperliche unter dem Bauchnabel zu entfernen. Dabei machen die so viel Angst und Hetze, dass der einfache Mensch geneigt ist zuzustimmen und zukünftig im Rollstuhl zu sein. Nun kommt der Akademiker mit seinen Formeln, Schaubildern und Fremdwörtern und der einfache Mensch versteht nichts.
Wem wird er wohl eher geneigt sein zuzuhören?
Groucho schrieb:"Wer von seinen Eltern zur Schule gefahren wurde, wählt heute AfD"
So ungefähr
Nachfragen war schon immer der Schlüssel um Missverständnisse zu vermeiden.
Aber... bevor ihr beide auf mich eindrischt:
Ich muss weiter, ich muss heute auch noch Geld verdienen
:).