Libertin schrieb:Ein anarchistischer Kommunismus klingt zwar augenscheinlich ganz nett aber eine völlig herrschaftsfreie Gesellshaft ist nicht mein Bestreben sondern viel mehr eine mit einer sozialeren und gerechteren Herrschaft (ziemlich negativ belasteter Begriff, ich weiss) die das wohlbefinden des Volkes an erster Stelle setzt und nicht die eigene politische Karriere, auch wenn das derzeit ebenso sehr utopisch bis gar naiv klingt.
Tausche "naiv" durch idealistisch und verträumt, dann verstehe ich deine Aussage und kann diese bestätigen. Jedoch kann auch eine Gesellschaft ohne "Herrscher" bestehen, sie setzt sich durch Räte, Netzwerke und "Knotenpunkte" zusammen, die Räte und Knotenpunkte sind vergleichbar mit Servern in einem Netzwerk. Ich denke eine technokratische Räteleitung wäre der Kompromiss zwischen deiner und meiner Vorstellung, bei der Experten auf ihren Gebieten sich zusammensetzen und basisdemokratische Beschlüsse umsetzen, die jedoch durchaus noch Instanzen besitzt, so auch Verantwortungsträger, nur eben weit rationaler als beispielsweise im Sinne einer klassischen Regierung die durch politische Parteien geprägt ist.
Die Gesellschaft geht bei Regierungen Umwege die aufgrund fehlender Dynamik kaum noch angemessen auf das Zeitgeschehen reagieren können, sie werden irgendwann so obsolet werden wie einst die Monarchen, durch zunehmende Vernetzung können Räte und "Knotenpunkte" weit schneller und rationaler auf bestimmte Situationen und Veränderungen reagieren als bisherige Parteien und Regierungen.
Der anarchistische Kommunismus oder mehr noch der Anarchosyndikalismus hat schon sehr gut funktioniert, leider wurde er durch die Faschisten in Spanien zerschlagen, doch sie waren auf dem richtigen Weg.
Während des spanischen Bürgerkrieges (1936–39) wurde die Idee der sozialen Revolution auf breiter Basis umgesetzt. In der kurzen Zeitspanne von 1936 bis 1937 wurden fast die gesamte katalanische Agrarproduktion, die Schwerindustrie, das öffentliche Verkehrssystem und weite Teile des Dienstleistungssektors von den Arbeitenden selbstverwaltet. In einigen Wirtschaftszweigen wie der Schwerindustrie oder der Agrarproduktion konnten dabei zum Teil starke Produktionssteigerungen erzielt werden, was unter anderem zur Folge hatte, dass erstmals in der Geschichte Kataloniens die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln sichergestellt werden konnte.
Und etwas aktueller:
Im Prozess einer sozialen Revolution soll das kapitalistische System überwunden und der antiautoritäre Sozialismus aufgebaut werden. Hierzu sollen die Produktionsmittel von den Produzenten kollektiviert und die Güterproduktion nach dem gesellschaftlichen Bedarf selbstorganisiert werden; dies kann z. B. über den Weg einer vorstandslosen Genossenschaft angegangen werden, analog den in Argentinien anlässlich der 2001 eskalierten Wirtschaftskrise erfolgreich etablierten Ansätzen. Ziel ist letztlich eine anarchistische Gesellschaft, in der die materiellen Bedürfnisse eines Jeden gedeckt werden können.
Wikipedia: AnarchosyndikalismusAuch interessant in der Hinsicht:
Wikipedia: Ejército Zapatista de Liberación NacionalLibertin schrieb:Das kommt meiner Vorstellung schon wesentlich mehr entgegen, zumindest eine soziale Marktwirtschaft die, nicht wie derzeit, nur im Namen sozial ist.
Da ich ein Realist und dann und wann auch Idealist bin, so denke ich wäre es möglich damit den ersten Schritt zu gehen, indem man sich das schwedische/dänische Modell zum Vorbild nimmt und es Schritt für Schritt umsetzt. Der Anfang wäre eine Finanztransaktionssteuer und eine Einkommensobergrenze für Großunternehmer, Banker und Manager bzw. Börsianer. Ohne mit der Tür ins Haus zu fallen, Step by Step. Das soziale beginnt schon auf zwischenmenschlicher Ebene und unser Bildungssystem solle diese Komponente erkennen, denn soziales Verhalten ist auch mit einem Lernprozess verbunden. Selbst eigensinnige Menschen können auch zu Solidarität fähig sein, wenn sie nur wollen. Etwas Ellenbogengesellschaft wird es immer geben, jedoch sollte sie auch mehr einander die Hände reichen und die Wichtigkeit von Teamarbeit erkennen. Selbstbestimmung und Teamgeist schließen einander nicht aus.
Libertin schrieb:Ich würde mir vor allem eine wesentlich nachhaltigere Wirtschaftsführung wünschen im Stile einer ökologischen Makroökonomie die stehts berücksichtigt nur innerhalb unserer ökologischen Grenzen zu wirtschaften um vor allem dem aktuellen exessivem Ressourcenverbrauch und Umweltschädigung entgegenwirkt da wir nunmal in einer endlichen Welt leben und unendliches Wachstum daher schon per se eine, für diesen Planeten, dekadente Angelegenheit ist aber dazu müsste das globale Wirtschaftssystem reformiert werden, und nein ich bin weissgott kein Grün-Wähler.
Genau an diesem Punkt muss man den Hebel ansetzen, eine rationale Bedarfsgesellschaft ist weit nachhaltiger und auch logischer als diese massive Güterüberproduktion im Sinne des Wirtschaftswachstums, bei dem niedrige Löhne zugleich auch den Binnenmarkt stagnieren lassen, was eigentlich ziemlich paradox ist. Daher wäre eine Möglichkeit die Börse in ein Bedarfsnetzwerk umzuwandeln, denn der schnelle Informationsfluss an den Börsen wäre eine ideale Basis dafür, eine ihrer positiven Eigenschaften. Wo bestehen Mängel, wo Überschüsse, wie kann man beides kompensieren und auf diese Weise Rohstoffe und Energie sparen. Gleichzeitig sollte die Produktion wieder (zum Teil) regionalisiert werden um Transportwege zu verkürzen. Allgemein effizientere Handelsnetzwerke wären dringen nötig.
Das alles sind keine Utopien, das sind ganz reale Ansätze und Möglichkeiten, man sollte sich nur nicht entmutigen lassen, etwas Idealismus schadet nicht, wenn diese auch die Realitäten bedenkt. Ich bin so realistisch das ich den reinen Kommunismus z.B. auch als unrealistisch betrachte, jedoch in der Kombination mit anarchistischen und selbstverwaltenden Prinzipien von Kommunen und Individuen als durchaus realistisch betrachte in den Zeiten von Internet und verzweigten Infrastrukturen. Die Eliten und obersten Instanzen dieser Gesellschaft werden mehr und mehr unfähig den Überblick zu wahren, die Prozesse sind zu komplex und die Verantwortung wächst je mehr Macht je weniger Personen haben. Diese Form der Politik ist schon heute obsolet, veraltet, träge und sogar völlig kontraproduktiv für die Interessen der Gesellschaft. Das zeigt sich ja schon an der ziemlich irrationalen Energiepolitik hier. Statt mal in die Länder zu schauen wo es schon ziemlich effizient funktioniert fast überwiegend Energie aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.
Hehe und ich bin auch gewiss kein Grün-Wähler
;)Wenn ich mich in Schubladen pressen müsste, wäre ich ein liberaler, anarchistischer, sozialer Kommunist mit grünen Daumen. Für mich gibt es keine Partei die meine Denk- und Lebensweise repräsentieren kann. Die Linke käme der Sache nahe, jedoch ist sie inzwischen mehr zum Kabarett geworden, sie sprechen zwar wichtige Dinge an, wären jedoch mit ihnen überfordert, sollten sie mal regieren. Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht sind mir aber noch immer recht sympathisch. Aber Sympathie reicht eben nicht allein. Kompetenz ist eben noch immer ein großer Faktor der die Essenz dessen ist was Verantwortung tragen will.
Wenn es um Politik, Wahlen und Parteien geht, deckt sich meine Sichtweise mit dieser:
EINE STIMME - Ken Jebsen
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Man kann Ken Jebsen vieles vorwerfen, allerdings eines nicht: keine Meinung zu haben. Denn die vertritt er auch im Interview bei EINE STIMME leidenschaftlich. Da sitzt man mal so locker im Park zusammen und bekommt bei strahlendem Sonnenschein den eigenen Alltag um die Ohren gehauen: "Politik machst Du auch, wenn Du in die Tankstelle gehst. Oder in den Urlaub fliegst oder einkaufst -- was Du konsumierst, ist alles schon eine politische Entscheidung!"
Das trifft den Nagel in jeder Hinsicht auch hier auf den Kopf
;)bug schrieb:Wenn alle bisherigen Kommunistischen Staaten keine echten Kommunisten waren und gescheitert sind, warum sollte dann ein neuerlicher Versuch einen Erfolg bringen? Glaubt ihr die Menschheit hat sich in den letzten 100 Jahren soweit entwickelt das euer "Traum System" umsetzbar wäre? Und warum sollte es jetzt klappen?
Falls du alle Beiträge der letzten Seiten gelesen und verstanden hast, wirst du merken das hier keiner den reinen, für sich stehenden Kommunismus anstrebt. Das ist ja der Denkfehler. Kommunismus muss eine Idee sein die Kompromissbereit ist, modern und auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. Daher sind wir (die meisten) schon weit mehr beim Realismus einer sozialen/sozialistischen Marktwirtschaft. Denn dies wäre schon der Kompromiss. Reiner Kommunismus ist nicht Sinn der Sache, er wäre ein mögliches Ziel, doch am Ende ist immer der Weg das Ziel und der kann nicht über den undemokratischen Staatssozialismus gehen, sondern über eine Reformation der Marktwirtschaft und immer nur mit demokratischen Mitteln.