Narrenschiffer
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Euer Verhältnis zum Kommunismus
21.07.2018 um 13:29GilbMLRS schrieb:wenn es um die Versorgungsschwierigkeiten kommunistischer Länder geht und ohne mit der Wimper zu zucken die Abwälzung bewusst herbeigeführter Krisen wie der Finanzkrise 2008 auf die Bevölkerungen duldetWhataboutismen sind nicht jedermanns Sache.
GilbMLRS schrieb:Schon Lenin hat vor Stalin gewarnt und schon Luxemburg hat vor der Parteiendiktatur Lenins gewarnt. Marx sagte etwas von klassenloser Gesellschaft und nicht von einer Bürokratenklasse, die sich in den Kommunistischen Parteien der Blockstaaten verkörperteDas ist eine Personalisierung der Geschichte, welche nicht die Ursachen analysiert, wie Marx (aber auch Lenin) geliefert hat. Die Überbauforderungen von Marx war ein Machtmonopol des Proletariats, Lenin hat dies konkretisiert mit dem Machtmonopol der Avantgarde des Proletariats, welche in der Kommunistischen Partei organisiert ist. Als Strukturprinzip hat er das steil hierarchische System des Demokratischen Zentralismus entwickelt, welches auf die Sowjetunion als Staat übertragen worden ist.
Aber wie sieht es mit der ökonomischen Basis aus? Auch die ist mit Marx relativ einfach zu analysieren.
Die wesentliche Wertformel wirst du ja kennen:
W = c + v + m
Als die Sowjetunion ca. 1920 von der Requirierungsökonomie zurück zur Warenökonomie geschritten ist, hat diese Formel wieder gegriffen. Die Kommunistische Partei als Staatspartei war somit Herr über W und hatte besonderes Interesse an m (für sozialistische Warengesellschaften definierte Engels m als "gesellschaftlich notwenige Arbeit").
Genau diese Politik ist radikal verfolgt worden: nicht v (also der Anteil am erarbeiteten Wert, den der Arbeiter erhält), sondern m wurde wichtig. Die KPdSU wie ihre Schwesterparteien waren Superunternehmer ohne Kontrolle über ein als Trust geführtes Staatswesen. Der Arbeiter selbst und dessen Lebenslage zählte strukturell nichts, nur das chiliastische Ziel war wichtig. Gewerkschaften, welche sich für v einsetzten, gab es nicht.
Die sozialdemokratischen Ideen in kapitalistischen Ländern sahen anders aus:
- freie Gewerkschaften, um v so hoch wie möglich zu gestalten
- parlamentarischer Einfluss, um so viel m wie möglich ins Gemeinwesen fließen zu lassen
Und dann sind wir wieder in den 100 Jahre alten Diskussionen: Soll eine diktatorische Partei Allmacht über W haben oder soll in einer pluralistischen Gesellschaft so viel v und m wie möglich den Arbeitenden und dem Gemeinwesen zuteil werden?
Die bisherige Geschichte hat erwiesen, dass Gesellschaften mit einem starken sozialdemokratischen Ideenanteil wirtschaftlich stärker und unterdrückungsreier waren als die Umsetzung eines kommunistischen Machtmonopols.