Fedaykin schrieb:Scheinbar doch, denn Angebot Nachfrage greifen ja..
Angebot und NAchfrage ist aber vielleicht gar nicht der beste indikator dafür, was für unsere gesellschaft das richtige ist.
sacredheart schrieb:Nur Du bleibst nicht ewig in Deinem Alter und wenn Du deutlich älter bist, wirst Du ob körperlicher Gebrechen die Haltung vielleicht auch wieder überdenken.
Die Nachhilfe ist ja ein gutes Beispiel. Wenn die nachfrage nach Nachhilfelehrern wegen zu bequemer Eltern irgendwann das Angebot übersteigt, dann werden auch die Institute mehr zahlen müssen. Oder sie machen schlechteren Unterricht und die Nachfrage geht zurück.
Ich persönlich bin mit dem 'alter' (ich bin ja gerade erst 30 geworden) immer weiter zu diesem Schluss gekommen.
Mit 20 war ich eher konservativ. So SPD Konservativ, ok, Mindestlohn ist schon richtig.
ABer ich habe da durchaus an das system geglaubt, dass das im großen und ganzen schon richtig ist, wie wir das machen, mit ein bisschen reformbedarf.
Je älter ich wurde und je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto weniger konnte ich das tun. Weil die Argumente einfach zu stark dagegen sprechen. ICh sehe stattdessen wie mit scheinargumenten jede Diskussion darüber unterbunden werden soll (oft nichtmal absichtlich).
Z.B. wenn man die Verlust von Arbeit als Sinnstifter mit 'Jugendliche sind halt faul' verklärt, obwohl das nicht das PRoblem ist.
Man greift da in eine Klischeemottenkiste. Das ist so ähnlich, wie bei anderen Diskussionen 'hat es immer schon gegeben' zu sagen.
sacredheart schrieb:Die Nachhilfe ist ja ein gutes Beispiel. Wenn die nachfrage nach Nachhilfelehrern wegen zu bequemer Eltern irgendwann das Angebot übersteigt, dann werden auch die Institute mehr zahlen müssen. Oder sie machen schlechteren Unterricht und die Nachfrage geht zurück.
Leider nein. Dann verlangt man von den Eltern einfach mehr geld und macht größere Klassen. WIr haben trotz lehrermangel eine menge arbeitslose lehrer und quereinsteiger, die das machen wollen. Die kann die Schülerhilfe dann auch weiterhin unterbezahlen.
Denn nicht jeder kann Selbstständig Nachhilfe geben. DA muss man ständig am Ball bleiben, entweder sehr mobil sein oder Räumlichkeiten bereitstellen, man muss sich selbst versichern usw. Es ist lukrativer, aber gerade in Ballungsräumen (wo man nicht der einzige MAthelehrer weit und breit ist) ist es schwer, da wirklich hauptberuflich fuß zu fassen. Bei mir lief das Problemloser ab, weil ich auf dem Dorf war wo es kaum Angebot gab, aber viel Nachfrage (durch die umliegenden Dörfer und viele zugezogene Familien).
UNd auch das, darum kam ich darauf, ist ein job, den es eigentlich nicht geben sollte.
MAn sollte sich nicht mit Geld bessere Noten kaufen können, die schule, als system, sollte doch eigentlich dafür sorgen, dass die schüler lernen. Da sollten doch die Profis, die ihnen das beibringen. Nicht privat. Aber man ist dann nicht bei einer schule für nachmittagsunterricht angestellt, man wird (wenn man das premium modell ist und nicht der 10 Euro nachhilfelehrer) von wohlhabenden ärzten, juristen oder INgenieuren für den NAchwuchs gebucht, damit man sie schön nach oben hebt.
Das ist ein netter Job, reiche mEnschen sind oft sehr großzügig und behandeln ihre bediensteten gut (nicht böse gemeint, aber die ärzte haben mir auf jeden fall öfter Bio Fruchtsaft und Kekse hingestellt als die nicht so wohlhabenden Kunden), aber geben sollte es ihn nicht.
SChon gar nicht das MOdell für 10 Euro die stunde, nur weil lehrer keinen job finden (obwohl es lehrermangel gibt).
Das ist eigentlich ein systemfehler, den wohlhabende Leute (oder wenigstens zahlende) ausgleichen können mit Nachhilfe, was natürlich denen, deren eltern dieses geld nicht zahlen (oder es nicht zahlen können) zum Nachteil gereicht.
Ich sehe viele Berufe als einen Ausgleich für Probleme, die wir in einem besseren System gar nicht erst hätten. Das gilt auch für die Pflege. In einem besseren Gesundheitssystem würden vermutlich viele Probleme weniger scharf sein.
Das Grundproblem ist: Die wenigsten menschen trauen sich, offen darüber nachzudenken, was man alles machen könnte. Das ist dann eine 'utopie' und man will eigentlich im eher unschönen status quo bleiben, weil man sich sein leben lang erzählt hat, dass das so sein muss.